Verliebt bis unters Dach Roman
»Schön für Sie. Wenn doch mehr Leute streunende Katzen aufnähmen. Wie geht es übrigens Godrich?«
»Also, sein Bauch scheint viel besser, seitdem er richtig gefüttert wird, aber er hasst uns deswegen. Wenn er bei uns Schokolade am Atem oder an den Händen nur riecht, sieht er uns derart niedergeschlagen an, dass man fast mit dem Tierschutzverein rechnet, der einen Rettungstrupp ausschickt.«
»Sie müssen einfach weiterhin daran denken, dass Schokolade auf Hunde wie Gift wirkt und Sie ihm keinen Gefallen tun, wenn Sie ihm welche geben, egal wie sehr er sie zu lieben scheint.«
»Das ist schon fatal, nicht wahr, dass man sich absolut nach Dingen verzehrt, die völlig schlecht für einen sind.«
»Wie findet er denn dieses kleine Ding hier?«
»Momentan straft er sie mit Verachtung, aber das ist immer noch besser, als sie gleich aufzufressen.«
»Sie muss also geimpft werden?«
»Ja, bitte. Und schauen Sie bitte nach, ob sie einen Chip hat, um sicher zu sein, dass sie nicht jemandem gehört. Ich weiß, wir würden sie nicht gerne wieder verlieren, aber wenn sie jemandem gehört... doch wenn sie noch keinen Chip hat, würden Sie ihr bitte einen verpassen?«
»Natürlich.«
Bei Liesels Worten hatte er das Kätzchen aus dem Korb gehoben und untersuchte es nun sehr sanft. Mätzchen schnurrte so laut wie ein Dieselmotor.
Die hat’s gut, seufzte Liesel innerlich.
»Sie verstehen es wirklich... ich meine... äh... mit Tieren umzugehen. Was natürlich gut ist... äh... für einen Tierarzt. Vielleicht sind Sie ja auch deswegen Tierarzt geworden... weil...äh... Sie es... äh... verstehen. Mit Tieren umzugehen.« Sie kam stolpernd zum Stillstand, als sie merkte, dass er sie ansah. Ein Mundwinkel war schräg und amüsiert hochgezogen.
Das war kein lockeres Geplauder wie gestern Abend im Badezimmer, als der Schock und der Wein die offensichtlich einseitige sexuelle Anziehung gedämpft hatten.
Am besten sagte sie jetzt erst mal gar nichts, und so wechselte Liesel von ununterbrochenem Geplapper zu absolutem Schweigen, eine Kehrtwende, die sie vermutlich noch seltsamer wirken ließ, aber ihr blieb nun nichts anders übrig.
Als Mätzchen anschließend die Injektionen bekommen sollte, wurde Liesel voll von ihrer Nadelphobie getroffen und musste sich mit einem Glas Wasser setzen. Dafür entschuldigte sie sich ausgiebig.
Als Mätzchen endlich untersucht, entwurmt, geimpft und gechipt war, wollte Liesel so dringend aus der Praxis fliehen wie das arme kleine Kätzchen.
Sie ließ sich auf den Fahrersitz des Wagens fallen, schloss die Augen und seufzte schwer. Mätzchen war beim Tierarzt gewesen, jetzt brauchte Liesel selbst einen Arzt. Einen Spezialisten für seelische Probleme.
»Na, wie war es?«, fragte Marilyn sofort, als sie zurückkam.
»Also, eigentlich hätte ich eher einen Arzt gebraucht als Mätzchen.«
»Wie meinst du das denn?«
»Verbaler Durchfall.«
»Wie würde Maria Trapp ein solches Problem lösen?« Marilyn schüttelte mitfühlend den Kopf
Liesel nickte kummervoll.
»Und als ich ihn wiedersah, wurde mir noch klarer, wie ungeheuer attraktiv er ist. Er ist derart toll, dass jemand wie ich nicht im Traum damit rechnen kann, dass er sich für mich interessiert.«
»Wie hält man Mondstrahlen in einer Hand?«, fragte Marilyn und tätschelte tröstend Liesels Hand.
Endlich fiel der Groschen bei Liesel, und sie rümpfte entrüstet die Nase.
»Du alte Kuh. Ich schütte dir mein Herz aus, und du nimmst mich auf den Arm.«
»Ich bin deine Schwester. Es ist meine Aufgabe, dich auf dem Boden zu halten.« Marilyn bohrte Liesel einen Finger in die Rippen. »Lach nur, denn das ist besser für dich.«
»Nein, stimmt nicht«, erwiderte Liesel so ärgerlich wie sie nur konnte, musste sich aber Mühe geben, dass ihre Mundwinkel weiterhin herabhingen. »Außerdem stehe ich jetzt wieder auf Keuschheit.«
»Ehrlich?«
Sie nickte entschlossen. »Das Leben hat mehr zu bieten als bloß Männer.«
»Oh, sicher.«
»Dieses Hotel zum Beispiel. Wir haben hier jede Menge Arbeit. Wo ist mein Schraubenschlüssel?«
»Willst du etwas reparieren?«
»Nein, ich muss mir endlich Vernunft einbläuen.«
Am folgenden Morgen kam Liesel nach unten, um Eric mit dem Frühstück zu helfen, fand aber nur Kashia vor, die wütend Speck und Würstchen briet und dabei so wild darin herumstocherte, als müsste das arme Schwein, das sie geliefert hatte, zweimal sterben. Und sie war entschlossen, dafür zu
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