Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Die Ponys haben ihr Halt gegeben. Und sie getröstet, irgendwie.«
Sie schwiegen eine Weile. Emily ließ ihre Arme sinken und drückte beide Handflächen neben sich auf die Decke in den Stein. Hier hatte sie gesessen, Matts Mum, und das Gleiche gesehen wie sie heute Morgen, und das Gleiche gefühlt womöglich, mit dem gleichen Matt neben ihr.
»Sie wurde erschossen.«
»Was? Matt!« Emily kreischte, so sehr erschreckten sie die Worte. Sie sah Matt entgeistert an, und er erwiderte ihren Blick, genauso entsetzt.
»Sorry«, sagte er schnell, »so wollte ich das nicht rausposaunen.« Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare und seufzte. »Meine Eltern sind bei einer Schießerei ums Leben gekommen«, erklärte er, »bei einem Streit vor dem Holyhome. Der Angriff galt eigentlich meinem Vater, meine Mutter wollte ihm zu Hilfe kommen und … ja. Sie wurden beide getötet.« Matt starrte sie an, dann blinzelte er und wandte den Blick ab.
Emily konnte sehen, wie sich seine Brust hob und senkte, wie ihm das Atmen schwerfiel. Sie legte ihre linke Hand auf seine rechte und drückte sie sanft. Sie wünschte sich, ihre Finger mit seinen zu verflechten und ihren Kopf an seine Schulter zu lehnen, aber sie brachte es nicht über sich, diesen Schritt zu tun.
Stattdessen geschah Folgendes: Matt zog seine Hand unter Emilys hervor. Er holte Luft, wandte sich ihr zu und sagte förmlich: »Ich wollte, dass du das siehst, bevor du gehst.«
Whooooooooooooooooosh.
Da rauschte er vorbei, der Sonnenaufgang, der Anblick der Pferde, Matts Offenheit, der Augenblick – er rauschte an Emily vorbei, dass ihr ganz schwindelig wurde.
Sie sah Matt an. »War es das, was du mir gestern sagen wolltest? Dass es besser für mich ist zu gehen?« Sie formulierte es sehr ruhig, mehr wie eine Tatsache als einen Vorwurf, obwohl er sie verletzt hatte. Und mit einem Mal wollte sie auch, dass er das spürte.
Matt hielt ihrem Blick stand. »Es tut mir leid, dass du wütend auf mich bist«, sagte er, und Emily schnaubte.
»Ich bin nicht wütend auf dich«, sagte sie.
Wie könnte ich, nach dem, was du gerade erzählt hast.
»Ich weiß nicht, weshalb du es gestern unbedingt allen mitteilen musstest«, fuhr sie fort, »aber ja, du hattest recht – es war nie geplant, dass ich länger hierbleibe.«
»Das ist sicher das Beste.«
Herrje. Er machte es Emily wahrlich schwer, nicht wieder wütend zu werden.
Sie griff sich ein Sandwich und wickelte es aus dem Papier – Roastbeef mit Remoulade.
»Du weißt nicht, wie es hier ist«, sagte Matt.
Überrascht blickte Emily auf. »Wie ist es hier?«, fragte sie.
» Es ist …« Matt raufte sich die Haare. Natürlich. Statt ein er Antwort sagte er: »Du willst doch Medizin studieren, richtig? Du willst eine Zukunft haben, oder nicht? Du willst nicht immer nur die Zukunft von anderen leben müssen.«
Emily starrte Matt an. Matt starrte auf seine Hände.
Schließlich sagte sie: »Es tut mir leid, dass du …«
»Es muss dir nicht leidtun. Ich muss dir nicht leidtun.«
Oh. Okay.
Eine Weile schwiegen beide, schließlich sah Matt auf. »Wie lange wirst du noch hier sein?«, fragte er.
»Eine Woche mindestens«, erwiderte Emily tonlos, »das bin ich Rose schuldig.« Sie betrachtete das Sandwich in ihrer Hand. Ihr war der Appetit vergangen.
»Wenn ich …« Sie stockte. »Sollte ich wiederkommen wollen«, fragte sie, »irgendwann. Werde ich euch finden?«
Matt antwortete nicht, also drehte Emily ihr Gesicht in seine Richtung.
Himmel, er sah unglücklich aus. Emily spürte das vertraute Flattern in ihrem Herzen, als sie dachte: Du willst nicht, dass ich gehe – warum sagst du es mir nicht? Doch sie kannte die Antwort bereits. Er würde dies hier nicht vertiefen, nicht noch unerträglicher machen, als es ohnehin schon war.
Er wird mich nie wieder küssen.
»Ich weiß es ehrlich nicht«, sagte Matt schließlich. »Ich weiß nur, dass es besser für dich ist, nicht einmal in Erwägung zu ziehen, hier in Hollyhill …«
Emily ließ ihn nicht ausreden. Sie wickelte das Sandwich zurück ins Papier, stand auf und sprang von ihrem Felsen.
»Hör zu«, beeilte sich Matt zu sagen. »Ich weiß, wie das klingt. Aber … du kannst dieses Leben nicht führen, niemand sollte das, und selbst wenn es möglich wäre, dann …«
»Okay!«, rief Emily dazwischen. Sie drehte sich zu ihm um, einen Arm in die Luft gestreckt, um Matt am Weiterreden zu hindern, und als er schwieg, ließ sie die Hand langsam sinken. »Es ist
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