Verliebt in meinen griechischen Feind
riesige Rucksäcke sie, wie sie hoffte, vor Nikos verbargen. Ihr Herz klopfte so laut, dass sie meinte, Nikos müsse es hören. Wo war Lefteris nur? Fieberhaft suchte sie die Menge ab, bis sie in Panik bemerkte, dass die beiden jungen Männer mit ihren Rucksäcken weitergegangen waren und sie schutzlos dastand.
Endlich entdeckte sie Lefteris, der sich in aller Seelenruhe mit einigen Leuten unterhielt. Bei seinem Anblick vergaß Courtney alle Vorsicht und rannte los, doch in ihrer Hast stolperte sie und fiel lang hin. Als sie unwillkürlich aufschrie, drehten sich die Zunächststehenden um, und die beiden jungen Männer eilten zu ihr zurück. In einiger Entfernung reckte Nikos neugierig den Hals.
Lefteris war als Erster bei ihr. “Courtney! Alles in Ordnung?” Das Gesicht vor Angst verzerrt, half er ihr beim Aufstehen.
Sie nickte zitternd und fragte schnell: “Hat er uns gesehen?”
“Ich fürchte ja”, sagte Lefteris, ließ ihr aber keine Zeit, in Panik auszubrechen, sondern zog sie hinter sich her zwischen der Menschenschlange hindurch, die am Eingang der Schlucht darauf wartete, die Tickets vorzuzeigen. Ohne sich um die entrüsteten Ausrufe der Wartenden zu kümmern, hielt er vor dem Kassenhäuschen ihre Karten hoch und eilte dann mit Courtney den Pfad in die Schlucht hinab.
10. KAPITEL
D er Pfad in die Samaria-Schlucht fiel auf nur zwei Kilometern um über tausend Meter ab, bevor er das Flussbett erreichte. Die ursprünglichen “xiloskalo” – Holzstufen, die von den Ziegenhirten benutzt wurden – waren durch einen Zickzackpfad mit Holzgeländer ersetzt worden. Dennoch war der Abstieg anstrengend, und Courtney zitterten die Knie bald. Immer wieder glitt sie auf losen Steinen aus und fiel hin oder stolperte über Baumwurzeln, während Lefteris sie hinter sich herzog.
Sie hatte keine Zeit, wie die anderen Touristen die Pinienwälder neben dem Pfad zu bewundern oder sich umzudrehen, um einen Blick auf den Berg Gigilos zu erhaschen, der steil über ihnen aufragte. Während sie den Pfad hinunterschlitterten, verschwammen Bäume und Felsen mit den Gesichtern der Wanderer, an denen sie vorbeihasteten und die ihnen angesichts ihrer Eile erstaunt nachblickten. Später erinnerte sie sich nur noch an den durchdringenden Duft der Pinien, den festen Griff von Lefteris’ Hand und das ferne Geräusch fließenden Wassers tief unter ihnen.
Schließlich erreichten sie den Fluss, der sich im Schatten von Platanen seinen Weg über verwitterte Felsen bahnte. Dort machten sie eine Pause, von einem großen Felsblock gegen den Pfad hin geschützt. Völlig erschöpft lehnte Courtney sich gegen den kühlen Stein, bevor sie am Fluss niederkniete, um sich das erhitzte Gesicht zu waschen und die Abschürfungen an ihren Beinen zu kühlen. Im Schatten der Platanen beruhigte sie sich langsam.
Endlich setzte sie sich auf, während ihr noch Wassertropfen vom Gesicht in den Ausschnitt rannen. Lefteris half ihr beim Aufstehen. Er ergriff ihre zerschundenen Hände. “Tut es sehr weh?”
Courtney betrachtete seine Finger, die sanft über die wunden Stellen strichen. “Es geht”, sagte sie heiser. “Außerdem ist alles mein Fehler. Hätte ich die Nerven behalten, hätte Nikos mich wahrscheinlich gar nicht bemerkt.”
“Ich sah dich zwischen den beiden Männern aus dem Laden kommen”, sagte Lefteris mit einer Stimme, die völlig verändert war. “Und im nächsten Moment lagst du am Boden. Ich dachte … ich fürchtete, er habe auf dich geschossen.” Plötzlich zog er sie an sich. “Tu mir so etwas nicht noch einmal an”, flüsterte er, die Lippen an ihrem Haar.
Courtney konnte nichts sagen, sondern nur den Kopf schütteln. Unvermittelt ließ er sie wieder los und griff nach dem Rucksack. “Wir müssen weiter.”
“Ob Nikos uns wirklich folgt?” Sie klang ganz ruhig, obwohl seine Nähe sie erschauern ließ und ihr die Haut von seinen Berührungen brannte. Doch seine ernste Miene verwirrte sie.
“Ganz sicher.” Lefteris hob sich den Rucksack auf die Schultern. “Aber er wird es nicht eilig haben. Er weiß, dass uns nichts übrig bleibt, als nach Agia Roumeli hinunterzugehen, und dort kommen wir nur mit dem Boot weg. Er braucht also nur seinen Leuten zu befehlen, die Schiffe zu beobachten.”
“Wir sind hier unten also gefangen?”
“Nein. Der Junge am Kassenhäuschen hat versprochen, Franz eine Nachricht zu schicken, und der wird die Polizei benachrichtigen. Inzwischen müssen wir Nikos glauben machen, wir
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