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Augen blickten dem Betrachter offen entgegen, doch Ben ahnte, dass dahinter Geheimnisse steckten, die nur darauf warteten, entschlüsselt zu werden. Wenn der Auftrag mit ihr zu tun hatte, musste er ihn annehmen, auch wenn ihn eine Stimme in seinem Inneren eindringlich davor warnte.
„Grace ist vor einiger Zeit nach New York gezogen“, erklärte Emma. „Sie lebte bisher vom Einkommen aus einem Fonds, den ihre Eltern für sie angelegt haben. Kein fester Job – kein fester Freund.“ Den letzten Satz betonte sie besonders auffällig und bedachte Ben dabei mit einem merkwürdigen Blick.
Siedend heiß fiel ihm ein, dass sein dunkles Haar dringend einen Schnitt vertragen hätte. Und erst die Stiefel! Hätte er sie bloß mal wieder eingekremt oder wenigstens ordentlich abgebürstet!
„Ich verstehe trotzdem nicht, warum Sie meine Dienste benötigen“, meinte er verlegen.
„Vor kurzem hat sie aus heiterem Himmel beschlossen, den Fonds nicht mehr anzurühren, sondern aus eigener Kraft für ihren Lebensunterhalt zu sorgen.“
„Bedrohlich klingt das nicht gerade.“ Im Gegenteil, Grace gefiel Ben immer besser, je mehr er über sie erfuhr.
„Ganz meine Meinung! Wissen Sie, ich habe meine Enkelin zur Selbstständigkeit erzogen, aber Sie sehen ja, wohin das geführt hat! Sie hat Hampshire einfach verlassen. Ich kann sie auch verstehen. Es war höchste Zeit, dass sie sich dem Einfluss ihres tyrannischen Vaters, meines Sohnes, entzieht. Aber …“ Emma lachte bekümmert.
Ben, der befürchtete, dass sie sich noch weiter vom eigentlichenThema ihrer Unterhaltung entfernen würden, nutzte die kurze Atempause und warf ein: „Sie wollen also, dass ich Grace überrede, wieder nach Hause zu kommen?“
Emma schüttelte den Kopf. „Nicht wenn sie sich in New York wohl fühlt. Leider habe ich keine Möglichkeit, das zu beurteilen. Ich höre zwar, es ginge ihr gut, ich solle mir keine Sorgen machen.“ Emma schnaubte empört. „Keine Sorgen, wenn ich weiß, dass Grace mit der Kamera um den Hals durch die Großstadt zieht und vor lauter Fotografieren ihre Umgebung nicht mehr wahrnimmt!“
„Sie ist erwachsen und kann auf sich selbst aufpassen“, warf Ben ein.
„Liest man nicht jeden Tag in der Zeitung von Überfällen auf junge Frauen, gerade in New York? Grace behauptet, sie hätte einen Kurs in Selbstverteidigung belegt, aber ich glaube ihr kein Wort! Seit sie volljährig ist, versucht sie, mich zu schützen, indem sie mir vieles verschweigt. Ich kann Ihnen sagen, das ist Gift für mein angegriffenes Herz.“
Ben nickte stumm. Sein Vater war an einem Herzinfarkt gestorben, als Ben gerade acht Jahre alt war. Von seinem kleinen Angestelltengehalt hatte er keine Rücklagen gebildet, geschweige denn Vorsorge für einen Unglücksfall getroffen, sodass Ben und seine Mutter mittellos dastanden. Daraufhin musste sich Bens Mutter eine Arbeit suchen. Da sie keinen Beruf erlernt hatte, blieb ihr nichts anderes übrig, als in fremder Leute Häusern zu putzen.
Emmas Stimme holte Ben in die Gegenwart zurück. „Damit wir uns recht verstehen, Mr. Callahan: Ich bin sehr froh, dass Grace endlich auf eigenen Füßen stehen will. Es wurde wirklich Zeit, in ihrem Alter! Ich befürchte nur, dass sie mit der großen Freiheit nicht umgehen kann. Leider ist sie ein Mensch, der sich scheuen würde, um Hilfe zu bitten, wenn sie alleine nicht weiterkommt. Das ist der Grund, warum ich Sie engagieren will, verstehen Sie?“
Bens Gedanken überschlugen sich. Aus Emmas Worten folgerte er, dass diese Grace offenbar zu der Sorte Frauen gehörte, die Probleme magisch anzogen. Fragte sich nur, welche Art von Problemen. Außerdem musste er abwägen, ob er sich wegen möglicher Schwierigkeiten Emmas großzügiges Honorar durch die Lappen gehen lassen sollte.
Nein, ein derartiges Angebot schlug man nicht aus! Er würde den Fall übernehmen. Jeder hat etwas davon, redete er sich ein. Emma kann ruhig schlafen, weil sie weiß, dass das Leben ihrer Enkelin nicht bedroht ist, und ich kann mit dem Geld, das ich für diese Information von ihr erhalte, meine eigenen Probleme lösen.
Emma hatte ihn genau beobachtet und schmunzelte. „In der Hoffnung, dass Sie den Auftrag annehmen, habe ich bereits ein paar Vorkehrungen getroffen. Grace wohnt in einem Apartmenthaus in Murray Hill, ganz in der Nähe der Third Avenue. Ich habe mir die Freiheit genommen, ein wenig mit dem Eigentümer zu plaudern, und erfahren, dass sein Bruder genau gegenüber von Grace lebt.
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