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Wie es der Zufall will, muss dieser Bruder für einen Monat geschäftlich ins Ausland, und sein alter Freund – ein gewisser Ben Callahan – hat sich bereit erklärt, die Wohnung bis zu seiner Rückkehr zu hüten. Sehr nett von diesem Mr. Callahan, finden Sie nicht?“ Triumphierend schwenkte sie einen Schlüsselbund vor Bens Augen.
Ben, der von seinen Klienten schon allerhand gewöhnt war und sich eingebildet hatte, gegen jede Art von Überraschung gefeit zu sein, verschlug es die Sprache.
„Sie wissen, dass ich eine eigene Wohnung habe, Emma?“, stieß er nach einer Weile mühsam hervor. Er musste wohl ein ausgesprochen dummes Gesicht dabei gezogen haben, denn Emma lachte hellauf.
„Ich gebe keine Ruhe, ehe ich nicht weiß, dass Grace glücklich, zufrieden und in Sicherheit lebt. Das können Sie nur herausfinden, wenn Sie sich in ihrer unmittelbaren Nähe aufhalten. Es heißt, dass Sie ein Meister Ihres Faches sind, Ben!“ Sie beugte sich vor und nahm Bens Hand. In ihren Augen lag eine stumme Bitte, die Ben nicht leichtfertig ignorieren konnte.
Insgeheim bewunderte er die Dreistigkeit, mit der Emma ihn manipulierte. Obwohl er wusste, dass sie ihm den sprichwörtlichen Honig ums Maul schmierte, konnte er nicht ablehnen. Was war schon groß dabei, wenn er sich mit der Enkelin anfreundete, damit die Großmutter besänftigt war? Das Honorar für diesen Auftrag käme ausschließlich seiner Mutter zugute, und die hatte sich, weiß Gott, ein paar Annehmlichkeiten verdient.
„Was ist?“, fragte Emma erwartungsvoll.
Noch einmal betrachtete Ben nachdenklich das Foto. Wenn ihm schon beim Anblick eines Fotos der jungen Frau die Knie weich wurden, was würde dann erst geschehen, wenn er ihr leibhaftig gegenüberstand? Vor sich selbst konnte er ruhig zugeben, dass er die Distanz zu diesem Fall eingebüßt hatte, ehe er überhaupt daran arbeitete. Im Grunde musste er das Angebot ablehnen. Nur würde Emma dann im Handumdrehen einen anderen Privatdetektiv beauftragen, Erkundigungen über ihre Enkelin einzuholen. Und das ging Ben aus irgendeinem Grund massiv gegen den Strich.
Was für ein herrlicher Tag! Grace hatte den ganzen Nachmittag im Park zugebracht, immer auf der Suche nach Motiven für den Auftrag, an dem sie zurzeit mit vollem Einsatz arbeitete. Ihre Aushilfstätigkeit in einem Fotostudio füllte sie nicht aus. Passfotos und Porträtaufnahmen hatten wenig mit der Art von Fotografieren zu tun, die sie schätzte. Wirklich als Profifühlte sie sich erst, wenn sie mit der Kamera bewaffnet im Park umherstreifte. Die Bilder, die sie dort aufnahm, würden über ihre Zukunft entscheiden, deshalb legte sie ihren ganzen Ehrgeiz in diese Streifzüge.
An diesem Tag hatte sie eine Reihe fantastischer Motive vor die Linse bekommen. Sie war sehr zufrieden mit ihrer Leistung. Nicht einmal die endlos lange Schlange vor der Kasse im Supermarkt konnte ihr die Stimmung vermiesen.
Nun stand sie schwer bepackt vor der Tür ihres Apartments und fischte unter mühsamen Verrenkungen nach dem Schlüssel. Sie trug einen weiten Poncho, der so weich war, dass sich der Eingriff der nachträglich eingenähten Tasche jedes Mal aufs Neue ihren tastenden Fingern entzog. Verflixtes Ding, langsam kapierte sie, warum der Schneider sie gewarnt hatte, eine Tasche in den Umhang nähen zu lassen.
Grace betete, dass sie den Schlüssel zu fassen bekäme, ehe sich die Tüten, die ihre Einkäufe enthielten, selbstständig machten. Selber schuld, dachte sie, warum hast du nicht einfach eine Jeansjacke angezogen, wie sie hunderte anderer, vernünftiger Mädchen tragen.
Aber der Poncho war ihr erklärtes Lieblingskleidungsstück. Ihre Großmutter hatte ihn ihr vor langer Zeit geschenkt, damit Grace dieKamera aus dem Haus schmuggeln konnte, ohne dass der Rest der Familie, der weder für sie, geschweige denn für ihre künstlerische Ader Verständnis aufbrachte, etwas bemerkte.
Auch aus diesem Grund war Grace in diese große Stadt in einem anderen Staat geflüchtet. Es war Zeit, dass sie das wirkliche Leben kennenlernte – und die wirkliche Grace Montgomery, sofern es die gab. Leider war es mit dem Umzug alleine nicht getan. Zunächst einmal hatte sich dadurch nämlich nicht viel verändert. Unbewusst suchte Grace wohl doch ständig nach Anerkennung durch ihre Eltern, obwohl sie genau wusste, dass das ein aussichtsloses Unterfangen war. Trotzdem hatte sie zunächst weiterhin vom Geld ihrer Eltern gelebt und sich, gutes Kind, das sie war, auch brav an
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