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bereuen“, hatte der Typ ihr zugeraunt, ehe er vor Ben geflüchtet war. Sein Tonfall hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass mit ihm nicht zu spaßen war. Im ersten Augenblick war Grace zu Tode erschrocken. Doch allmählich gewann ihr Eigensinn wieder die Oberhand. Von so einem Kerl würde sie sich nicht einschüchtern lassen!
Aber zuerst musste Grace ihre Wunden verarzten und Ben abwimmeln. Ben! Leicht machte er es ihr wirklich nicht. Er wirkte so stark, und die Versuchung, sich von ihm beschützen zu lassen, war groß. Nur hieße das, die hart erkämpfte Unabhängigkeit aufgeben. War er das wert?
Ben hatte inzwischen die Tür geöffnet und ließ Grace den Vortritt. Im Vorbeigehen musterte Grace ihren Begleiter von neuem. Wie bei ihrer ersten Begegnung war er nachlässig gekleidet und unordentlich frisiert. Trotzdem, er war und blieb der attraktivste Mann, der ihr jemals unter die Augen getreten war.
Zum Teufel mit der Unabhängigkeit, lockte eine zarte Stimme in ihrem Kopf. Ben ist wie geschaffen für dich. Lass dir von ihm helfen, gib ihm das Gefühl, dass er dich beschützt. Dann warte ab, was geschieht!
Warum eigentlich nicht? Bei Ben fühlte sie sich geborgen: Nach dem Überfall hatte er ihr auf die Füße geholfen, den Arm um sie gelegt und sie auf dem Weg zu seinem Wagen gestützt. Seine Fürsorge faszinierte Grace nicht weniger als sein Aussehen.
An so viel Fürsorglichkeit war Grace nicht gewöhnt. Ihr Vater herrschte mit militärischer Strenge über die Familie. Es war verpönt,Gefühle zu zeigen. Jedes Mal, wenn ihre Mutter versucht hatte, Grace in den Arm zu nehmen, hatte ihr Vater sie davon abgehalten, aus Furcht, seine Tochter zu verwöhnen. Seinen Erziehungsmethoden verdankte Grace es auch, dass sie immer noch mit Unsicherheit und Minderwertigkeitsgefühlen zu kämpfen hatte. Nur ihr Bruder Logan und ihre Großmutter hatten ihr die Geborgenheit gegeben, nach der sie sich sehnte.
„Legen Sie die Schlüssel einfach dort drüben auf die Ablage.“ Grace wies auf eine Platte aus geätztem Glas, die ohne sichtbare Befestigung an der Wand zu schweben schien. Die Schlüssel klirrten laut, als Ben sie auf das Glas fallen ließ.
„Verbandmaterial finden Sie in der Küche, in dem Schränkchen links neben der Mikrowelle.“
Grace folgte Ben in die kleine Küche und wartete geduldig, bis er ihren Bestand an Medikamenten durchforstet und eine Flasche Antiseptikum, eine Wundsalbe und ein Päckchen Heftpflaster gefunden hatte.
Schmunzelnd betrachtete er das Päckchen. „Was haben wir denn da? Kinderpflaster? Ernie und Bert höchstpersönlich?“
Grace errötete. „Es gab leider kein anderes mehr, und ich dachte, irgendwas muss man ja für Notfälle im Haus haben“, gestand sie verlegen.
Ben lachte, und Grace bemerkte ein Grübchen auf seiner rechten Wange, das ihr bisher noch nicht aufgefallen war, eine aparte kleine Kuhle in seinem markanten Gesicht. Ohne sich bewusst zu werden, was sie tat, hatte sie schon den Finger ausgestreckt und berührte die Stelle. Bens Haut fühlte sich heiß an, seine Bartstoppeln kratzten.
Überrascht zuckte Ben zurück. „Sie sollten nicht mit dem Feuer spielen, Gracie, sonst …“
„Sonst verbrenn ich mir die Finger?“ Grace blickte ihm fest in die Augen. „Das klingt interessant. Wissen Sie, ich habe lange genug das brave Mädchen gespielt. Warum sollte ich nicht langsam mal ein Wagnis eingehen?“
Es entstand eine peinliche Pause, ehe Ben sich wieder auf den Grund seiner Anwesenheit in Grace’ Küche besann. „Ich muss mir Ihre Hände genau ansehen“, meinte Ben dann etwas zu beflissen.Wenn er Grace’ Wunden verarztete, konnte er sich eine Erwiderung sparen. Denn das, was Grace gerade so freimütig angedeutet hatte, brachte ihn völlig aus der Fassung.
Grace war selbst verblüfft über ihr Verhalten. Jedes Mal, wenn sie mit Ben zusammen war, tat sie die unglaublichsten Dinge. Sie erkannte sich selbst kaum wieder. War das vielleicht die echte Grace? Wenn ja, dann gefiel sie ihr ganz ausgezeichnet.
Grace war so in ihre Gedanken vertieft, dass sie gar nicht merkte, wie Ben sie hochhob und auf die Theke setzte, die die Küche vom Wohnzimmer trennte.
„Handflächen nach oben, bitte.“
Grace gehorchte. Sorgfältig schrubbte Ben seine Hände unter fließendem Wasser, dann tränkte er ein sauberes Tuch mit der Jodtinktur. Sanft, aber gründlich reinigte er die Wunden. Beim ersten Kontakt mit der scharfen Flüssigkeit war Grace zusammengezuckt, danach aber
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