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Verliebt, verlobt, verflucht

Verliebt, verlobt, verflucht

Titel: Verliebt, verlobt, verflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Neupauer
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er Natalie tief in die Augen.
    »Hattest du einen guten Flug?«
    »Ja, den hatte ich, Zanirra ist wirklich ein wunderschöner Drache«, hörte sich Natalie mit fremder Stimme sagen. Hilfe, sie hatte verlernt zu denken!
    Sie versuchte sich zu beruhigen. Der Anblick, wie Artus bei jedem Ruderschlag seine Muskeln anspannte, durfte sie nicht durchdrehen lassen. Wo war nur ihre Selbstachtung geblieben? Schließlich hatte er noch einige Fragen zu beantworten.
    »Bist du der Eindringling aus der Zeitung?«, fragte sie.
    »Ja, der bin ich. Und du bist der Eindringling in mein Herz«, flüsterte er und sah sie melancholisch an.
    Natalie vergaß für einen Moment fast zu atmen. Dann räusperte sie sich. »Das tut mir leid«.
    Artus lachte. »Das braucht dir nicht leidzutun. Ich habe es ja selbst zugelassen, dass du den Schlüssel zu meinem Herzen bekommst.«
    »Meinst du das wortwörtlich?«, fragte Natalie verwirrt.
    Artus lächelte gequält, blieb jedoch stumm.
    »Wie war dein Tag?«, fragte er dann hastig.
    »Du lenkst vom Thema ab«. Natalie klang leicht beleidigt.
    Artus zeigte sein Lausbubengrinsen. »Auf frischer Tat ertappt«, entgegnete er bedrückt.
    Natalie konnte ihm nicht böse sein. »Erzähl mir mehr über dich.«
    Artus legte kurz die Ruder aus der Hand und in die dafür vorgesehene Halterung zurück.
    Er räusperte sich vernehmlich. »Verehrte Herrschaften, verehrte Schwäne«, er machte eine Handbewegung zu den Schwänen nahe dem Boot, «verehrte Wasserläufer und verehrtes Fräulein«, er verneigte sich vor Natalie, die kichern musste, »mein Name ist Artus Ruvin. Geboren bin ich im Land der Schwarzen Schatten, das ist ein paar Drachenflugstunden entfernt«, Natalie lachte auf, »und von sehr gefährlichen Schwarzmagiern bewohnt, die jederzeit Frauen in Kröten verwandeln können.« Er zwinkerte Natalie zu, die empört schnaubte. Das Feuermännchen hatte sie verpetzt!
    »Doch in Wirklichkeit sind wir ganz normale Menschen, die einen Hang zum Schwarzmagischen haben, mehr nicht. Ich darf mich glücklich schätzen, zur Königsfamilie zu gehören.« Artus setzte eine leidvolle Miene auf, was Natalie erneut zum Lachen brachte. Sie mochte es, wenn sich Menschen selber auf die Schippe nahmen. »Ich bin daher mit vielen Pflichten gesegnet. Eine Pflicht ist es, diesen wunderschönen Stadtstaat zu erkunden und reizende Fräulein, wie Ihr eines seid, über den Teich zu fahren.«
    Natalie antwortete mit gespielter Grazie: »Das ist doch hoffentlich keine Pflicht, mein Herr, sondern ein Vergnügen für Sie.«
    »Hört, hört«, sagte Artus lachend. »Ihr seid nicht auf den Mund gefallen.«
    »Hast du das jetzt erst bemerkt und nicht bereits vor sechshundert Jahren?«, neckte Natalie Artus. Sieversuchte, dadurch elegant zu einer Frage zu gelangen, deren Antwort sie brennend interessierte.
    Artus grinste in sich hinein. »Du bist ganz schön clever, Natalie. Und ja, du hast Recht, ich habe dich vor sechshundert Jahren mit all deinen Eigenarten kennengelernt.«
    Mit all meinen Eigenarten? Natalie war nun etwas beleidigt, so viele Eigenarten hatte sie schließlich nicht.
    »Du bist immer etwas zu schnell beleidigt, manchmal etwas tollpatschig, fürchtest dich im Dunkeln und redest im Schlaf.«
    Natalie war sprachlos. Was fiel diesem Kerl eigentlich ein, sie so zu beleidigen? Na schön, vielleicht war sie manchmal etwas zu schnell beleidigt.
    »Aber du siehst dafür auch wunderhübsch aus«, sagte Artus hastig und lächelte charmant.
    Natalie schmunzelte verlegen. Es war wirklich schlimm! Sie konnte ihm einfach nicht lange böse sein. Artus wuschelte sich zerstreut durch seine Haare. Er sah dabei so süß aus.
    Ein Schwan nahe ihrem Boot schnatterte laut und machte auf sich aufmerksam. Plötzlich erhob sich Artus ruckartig und rief: »Das ist kein gewöhnlicher Schwan!« Natalie musste lachen, Artus war wirklich ein begnadeter Komiker. Doch plötzlich verwandelte sich der Schwan vor ihren Augen in den Elb, den sie und Gingin am Vormittag getroffen hatten. Er riss Artus in den Teich und drückte ihn unter das Wasser.
    »Hört sofort damit auf«, schrie Natalie entsetzt, doch der Elb zeigte keine Gnade. Artus packte den Elb und zog ihn unter Wasser. Natalie schrie auf, die Schwäne ringsum flatterten aufgeregt über das Wasser.
    Immer wieder erschienen abwechselnd die Köpfe von Artus und Cévil an der Oberfläche. Natalie überlegte sich, ob sie Artus zu Hilfe eilen und dem Elb mit einem der Ruder auf den Kopf schlagen sollte,

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