Verliebt, verlobt, verflucht
den Satz.
»Das ist schon ein merkwürdiger Zufall«, gab Gingin zu bedenken.
»Es muss eindeutig einen Zusammenhang zwischen Artus und Cévil geben«, schloss Natalie.
»Na ja, das liegt doch auf der Hand. Schließlich sind die beiden Reiche verfeindet«, sagte Nilo.
»Aber warum tragen sie ihre Feindschaft in Peretrua aus?«
»Nur unseretwegen sind sie sicherlich nicht gekommen«, resümierte Gingin lakonisch.
»Vielleicht planten sie, uns Informationen zu entlocken«, sagte Natalie und ihr Bauch zog sich dabei zusammen, wie immer, wenn etwas sie bedrückte.
»Aber woher sollte Artus wissen, dass du den Sefloradas angehörst«, warf Gingin ein.
»Langsam, habe ich da etwas verpasst?«, fragte Nilo verwirrt.
Gingin patschte sich an die Stirn. »Dein Geheimnis hab ich ihm noch gar nicht erzählt, Natalie.«
Natalie räusperte sich. »Dann pass mal auf, Nilo, du wirst staunen!«
Ausführlich erzählte sie von dem Gespräch mit Professor Marzin sowie von der Unterredung mit ihrem Vater.
Nilo und Gingin hörten aufmerksam zu.
»Deine Eltern waren im Orden und haben es dir fünfzehn Jahre lang verheimlicht, echt unglaublich!«, entgegnete Nilo, als sie geendet hatte.
»Wahnsinn, obwohl ich die Geschichte zum zweiten Mal höre, kann ich sie immer noch nicht glauben«, pflichtete ihm Gingin bei.
»Aber was kann dein Vater schon für den Orden tun?«, schmunzelte Nilo.
»Was meinst du damit?«, fragte Natalie leicht beleidigt.
»Nun ja«, druckste Nilo herum. »Er ist manchmal schon ein bisschen verrückt und planlos, oder nicht?«
»Ein wenig«, gab Natalie zu. »Trotzdem steckt ein Genie in ihm! Sonst hätten ihm die Sefloradas nicht einen Sonderauftrag erteilt. Er sollte Drachen beschaffen, die das Reich der Schwarzen Schatten ausspionieren können.«
»Was, ernsthaft?« Nilo staunte.
Natalie erzählte von den Drachen im Krimskramsladen.
»Dein Vater ist echt verrückt, wie soll er denn unbemerkt Drachen aufziehen?«, fragte Gingin.
»Die Stadt hat es ihm anscheinend erlaubt. Bürgermeister Alcatorre ist gleichzeitig König des Ordens der Sefloradas«, berichtete Natalie.
»Das erklärt einiges«, sagte Nilo. »Kannst du dich noch erinnern, als dein Vater einmal bissige Fledermäuse gezüchtet hat und ihm diese dann ausgebüchst sind? Die ganze Stadt war deswegen in Aufruhr.« Nilo gluckste. »Im Nachhinein hätte er eine Strafe wegen Verstoßes gegen das Tierzuchtgesetz erhalten müssen.«
»Ja, im Nachhinein hat es wohl einiges gegeben, das ich übersehen habe«, entgegnete Natalie düster.
Gingin tätschelte ihr tröstend den Arm. »Hinterher ist man immer schlauer! Wie hättest du auch all die Anzeichen deuten sollen, du hattest ja schließlich keine Ahnung!«
»Oh ja, ich hatte überhaupt keine Ahnung! Ich finde das von meinen Eltern so unfair! Wahrscheinlich haben sie es mir nicht gesagt, damit ich nichts ausplaudere.«
Nilo grinste breit: »Naja, das über den Sonderauftrag hast du uns bereits verraten.«
Natalie knuffte ihn in die Seite. »Ich weiß doch, dass du vertrauenswürdig bist.«
»So, das meinst du? Vielleicht haben mir die Schwarzen Schatten schon längst ein hübsches Sümmchen gezahlt und ich spioniere insgeheim seit ein paar Jahren für sie. Und mein elendiger Job als Zeitungsverkäufer ist nichts Weiteres als Tarnung«, scherzte Nilo mit todernstem Gesicht.
Natalie lachte. »Das ich darauf noch nicht gekommen bin! Aber im Ernst, ich bin von meinen Eltern wahnsinnig enttäuscht. Sie haben wohl kein Vertrauen zu mir.«
»Ganz ehrlich, Natalie, ich glaube deine Eltern wollten dich wirklich nur beschützen! Stell dir mal vor, du hättest das all die Zeit gewusst und nichts sagen dürfen! Also mir wäre es unendlich schwer gefallen, meinen Mund zu halten. Außerdem meinen es deine Eltern nur gut mit dir, während ich noch immer nicht genau weiß, warum mich meine Mama als Baby verlassen hat.« Gingin wirkte verbittert und wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel.
Natalie nahm sie in den Arm. Es war das erste Mal, dass Gingin das Thema ihr gegenüber ansprach und dabei zeigte, wie verletzt sie war.
»Meine Mama hat mich auch verlassen«, sagte Nilo sanft und streichelte Gingin langsam über den Rücken. Natalie sah, wie seine Hand dabei zitterte. Hegte Nilo etwa Gefühle für ihre beste Freundin?
»Sie lebt jetzt wieder bei den Meeresnixen, aber manchmal besucht sie mich abends heimlich im Hafen. Unser Treffpunkt ist bei einer Grotte, die nur mit dem Boot
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