Verliebt, verlobt, verflucht
zu erreichen ist«, erklärte er.
Natalie war baff.
»Warum hast du mir nie etwas davon erzählt?«, fragte sie.
»Das ist echt krass!«, platzte es aus Gingin heraus und sie bekam vor Aufregung Schluckauf. »Hast du dann auch etwas von deiner Mutter geerbt?« Sie schlackerte auffordernd mit ihren Elbenohren.
Nilo krempelte die Ärmel seines T-Shirts hoch. Grünsilbern schillernde Schuppen bedeckten seine Haut. Jetzt verstand Natalie, warum Nilo selbst bei Hitze langärmlige Sachen trug.
»Wow! Die sehen aber schön aus«, sagte Gingin bewundernd und Nilo errötete.
»Was für einen Zweck erfüllen die Schuppen denn?«, fragte Natalie.
»Damit kann ich beim Schwimmen geschmeidiger durchs Wasser gleiten.«
»Kannst du denn unter Wasser auch länger atmen?« Natalies Neugier war geweckt.
Zur Antwort knotete Nilo sein rotes Halstuch auf und sichtbar wurden zwei seltsame Schlitze, die jeweils links und rechts am Hals klafften und sich auf und ab senkten.
»Was ist denn das?«, fragte Natalie entsetzt und konnte den Blick nicht von den zwei Öffnungen wenden.
»Das sind meine Kiemen«, erklärte Nilo und zog sich schnell das Halstuch wieder darüber. »Sie helfen mir, unter Wasser ein paar Stunden zu atmen.«
Natalie war zu überrascht, um etwas erwidern zu können. Dagegen platzte es aus Gingin heraus: »Ich finde sie einfach cool!«
»Ehrlich?«, fragte Nilo und errötete abermals.
Gingin nickte heftig.
»Ich finde deine Elbenohren übrigens auch sehr hübsch«, sagte er im Flüsterton.
Gingin strahlte ihn an und Nilo strahlte zurück. Natalie bekam ein ungutes Gefühl. Nilo könnte Gingins Lächeln falsch verstehen - oder hegte Gingin etwa auch Gefühle für Nilo? Doch für Natalie sah Gingins Lächeln mehr freundschaftlich aus. Nilo war wohl anderer Ansicht, er fragte prompt: »Hast du heute Abend schon was vor? Sonst könnte ich dir den Hafen zeigen.«
»He, was ist mit mir, ich bin auch noch da«, dachte Natalie. Nilo hatte ihr zwar schon einmal den Hafen gezeigt, aber noch nicht als geouteter Nixenmann.
Gingin wirkte verdutzt.
»Die Wellen sind von Schaum gekrönt und die Lichter der Stadt spiegeln sich in dem Wasser so wunderschön«, hauchte Nilo und Natalie konnte kaum zuhören. Wusste Nilo, was er gerade für kitschiges Zeug von sich gab?
»Das ist wirklich nett von dir, aber ich hab schon was vor. Geh doch mit Natalie!«, sagte Gingin leichthin.
Nilo wirkte bitter enttäuscht.
»Ich rede heute Abend mit meinen Eltern, schon vergessen?«, fragte Natalie säuerlich.
»Ach ja, stimmt, ich bin schon so zerstreut!«, kicherte Gingin und stürmte zu ihrem Kleiderschrank. »Ihr könnt mir ja einen Rat geben, was ich heute zu meinem Date anziehen soll! Es ist nämlich schon fast sechs Uhr und ich werde bald abgeholt!« Sie zeigte auf die Kuckucksuhr an der Wand.
»Was für ein Date?«, fragten Nilo und Natalie gleichzeitig.
»Na, mein Date mit Cévil am Rosenteich natürlich! Davon hab ich dir aber erzählt, Natalie!«, sagte Gingin mit tadelndem Blick.
»Vielleicht hast du es in einem Nebensatz erwähnt, aber du hast doch nicht tatsächlich vor, mit dem Elb zum Rosenteich zu gehen?«
»Klar, warum nicht?«
»Naja, er hätte dort gestern beinahe Artus umgebracht«, sagte Natalie irritiert.
Gingin zuckte mit der Schulter. »Dafür kann ich auch nichts! Und so erfahren wir vielleicht endlich, warum die beiden behaupten, uns vor sechshundert Jahren gekannt zu haben! Das grüne oder das hellblaue Kleid?«
»Seit wann ziehst du Kleider an?«, fragte Natalie verstimmt, denn sie war immer noch erbost darüber, dass Gingin sich mit dem Elb treffen wollte, der ihren Kuss mit Artus verhindert hatte.
»Das hellblaue Kleid, das passt so schön zu deinen hellblauen Augen!«, sagte Nilo schüchtern.
»Okey dokey, dann wird es das hellblaue Kleid. Dann müsst ihr beide kurz eure Äuglein schließen, damit ich mich umziehen kann!"
Natalie und Nilo schlossen artig ihre Augen, doch Natalie öffnete sie nach einer kurzen Zeit, um zu überprüfen, ob Nilo sich an Gingins Anweisung hielt - und tatsächlich, der Schuft hatte ein Auge offen! Sie verpasste ihm einen Knuff in die Seite, woraufhin er hastig beide Augen schloss. Männer!
»Ihr könnt eure Augen öffnen!«, verkündete Gingin kurz darauf. Das hellblaue Kleid reichte ihr bis zum Knie. In der Taille war es zu einer Schleife gebunden und die Ärmel waren mit Rüschen versehen.
»Das ist das erste Mal, dass ich dich in einem Kleid sehe«, sagte
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