Verlobt für eine Nacht
wich Eve einen Schritt zurück. „Ich sollte wohl besser mein Make-up in Ordnung bringen“, sagte sie stockend, nahm ihre Handtasche und eilte ins Badezimmer. Sie wollte wirklich nicht ständig daran erinnert werden, wie sie seinen Kuss erwidert und damit signalisiert hatte, dass er mit ihr machen konnte, was immer er wollte. Erstaunlich, dass nur ihr Make-up in Unordnung geraten war. Aber ab jetzt würde es keinen verwischten Lippenstift mehr geben.
Leo blickte Evelyn nach und bemerkte deutlich, wie angespannt sie sich bewegte. Dabei war sie in seinen Armen doch noch völlig entspannt gewesen und hatte sich willig von ihm küssen lassen.
„Evelyn“, rief er ihr nach. Als sie stehen blieb, die Hände um ihre Handtasche verkrampft, fuhr er fort: „Ich möchte dir etwas sagen, das dir sicher dabei hilft, in meiner Gegenwart entspannt zu sein.“
„Ja?“ Sie klang skeptisch.
„Sosehr es mir gefallen hat, dich zu küssen: Ich habe den festen Grundsatz, Geschäftliches und Privates strikt voneinander zu trennen.“
Evelyn blinzelte verwirrt.
„Das bedeutet, dass ich nicht mit meiner Assistentin ins Bett gehe“, erläuterte Leo. „Wenn ich dich heute Abend berühre, küsse oder streichle, dann gehört das einfach zu unserer kleinen Farce. Du bist also völlig in Sicherheit. Alles klar?“
Einen Moment lang spiegelte sich ein Gefühl auf Evelyns Gesicht. Allerdings war es nicht Erleichterung, wie Leo erwartet hatte. „Ja, natürlich“, sagte sie und eilte dann ins Badezimmer.
Er hatte es gesagt. Leo atmete langsam aus, als er den zweiten Ring vom Couchtisch aufhob, zurück in die Schatulle legte und diese im Safe verstaute. Vielleicht hatte er Evelyn beruhigen wollen, vielleicht hatte er sich aber auch seinen Grundsatz in Erinnerung rufen müssen – besonders nach diesem atemberaubenden Kuss.
Er hatte nicht vorgehabt, so weit zu gehen. Eigentlich hatte er Evelyn nur necken und gefügig machen, ihr einen Vorgeschmack auf noch größeres sinnliches Vergnügen geben wollen. Doch sie hatte genüsslich geseufzt und war in seinen Armen so dahingeschmolzen, dass sein Verlangen immer stärker gebrannt hatte.
Und wenn Leo sie nicht mit seiner heftigen Reaktion erschreckt hatte, dann doch auf jeden Fall sich selbst. Er hatte hinausgehen müssen, damit sie nicht sah, dass sein Verlangen ihn fast überwältigte – und bevor er ihr in die wunderschönen Augen sehen und sich entscheiden würde, das zu Ende zu bringen, was er begonnen hatte.
Ja, er brannte darauf, es zu Ende zu bringen.
Warum hatte er es sich nur zum Grundsatz machen müssen, nicht mit seiner Assistentin zu schlafen? So etwas sollte man doch sicher von Fall zu Fall entscheiden!
Doch dann fiel ihm Inge wieder ein, die sich so ungemein unterkühlt gegeben, dann in seinem Schlafzimmer eine leidenschaftliche Akrobatik hingelegt und schließlich versucht hatte, ihn mit einer vorgetäuschten Schwangerschaft zur Heirat zu zwingen.
Mit anderen Worten: Leo hatte gute Gründe gehabt, diesen Grundsatz aufzustellen. Verdammt gute Gründe. Auch wenn es ihm gerade schwerfiel, dies einzusehen.
Eve erkannte sich kaum wieder, als sie in den Spiegel blickte. Auch nachdem sie ihr Make-up ausgebessert und ihre Frisur in Ordnung gebracht hatte, kam sie sich selbst wie eine Fremde vor. Darüber, dass ihre Lippen vom Küssen geschwollen waren, würde auch Lippenstift nicht hinwegtäuschen. Und ihre Augen funkelten und glänzten noch stärker als der Ring an ihrem Finger.
Sie konnte nicht anders, als immer wieder daran zu denken, wie Leo sie geküsst und dabei fast um den Verstand gebracht hatte. Noch schlimmer, beinahe hätte sie zugelassen, dass er ihre Seele berührte.
Es war nicht richtig, dass Eve sich so davon mitreißen ließ. Ja, der Kuss glich jenem vor drei Jahren, an den sie sich noch immer so lebhaft erinnerte. Doch Leo hatte nur etwas demonstrieren wollen. Es war gespielt gewesen, das hatte er selbst gesagt. Der Kuss hatte ihm nichts bedeutet. Denn sonst hätte er sich nicht so einfach abwenden und weggehen können.
Dennoch bebte Eve immer noch bei der Erinnerung daran, wie sie seine Lippen auf ihren gespürt und seine heftige Erregung gefühlt hatte, sodass sich tief in ihrem Innern ein überwältigendes Verlangen ausbreitete. Verlangen, das auch diesmal nicht gestillt werden würde.
„Das bedeutet, dass ich nicht mit meiner Assistentin ins Bett gehe“, das waren seine Worte gewesen. Ein Teil von Eve hatte lachen und ihm sagen wollen, dass er
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