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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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dich damit nicht in Verlegenheit bringen, nur ein Beispiel für die Fortschritte nennen, die du erzielst«, sagte Pritkin.
    »Niall Edwards?«, beharrte Caleb.
    »Ich erziele keine Fortschritte!«, stieß ich wütend hervor. »Seit Wochen ist von Fortschritten weit und breit nichts zu sehen!«
    »Nicht seit der letzten Krise.«
    »Was hat das damit zu tun?«
    »Niall Ich-bin-puterrot-weil-ich-am-Strand-eingeschlafen-bin Edwards?«, fragte Caleb.
    Pritkin achtete nicht auf ihn. »In einer Krise vergisst du, dir zu sagen, dass du zu irgendetwas nicht imstande bist. Du vergisst deine Ängste, deine Nervosität und deine Selbstzweifel, greifst einfach nach der Macht. Und sie reagiert. So war es von Anfang an. Ich glaube, du bist immer fähig gewesen zu tun, was getan werden muss.
    Du musst nur lernen, dir nicht mehr selbst im Weg zu sein.«
    »Glaubst du, Eingeweihte brauchten eine Ausbildung, wenn das so einfach wäre?«
    »Pythia zu sein bedeutet mehr als nur den Umgang mit der Macht, Cassie. Du hattest vor allem mit diesem Aspekt zu tun, weil dir gar keine Wahl blieb. Seit Beginn deiner Herrschaft sind wir im Krieg. Vermutlich hat Lady Phemonoe in ihrer ganzen Amtszeit nicht an so vielen Kämpfen teilgenommen wie du. Aber normalerweise ist so etwas nicht der Fall, und in Friedenszeiten nimmt die Pythia andere Pflichten wahr…«
    Ich blieb still, aber Pritkin unterbrach sich trotzdem. Offenbar sprach mein Gesicht Bände. »Du kannst es«, sagte er nur.
    Ich starrte ihn an und wünschte mir, er hätte recht gehabt. Ich wünschte es mir sehr, aber die schlichte Wahrheit lautete, dass ich nicht Lady Phemonoe war, die geliebte Pythia. Ich war nicht einmal ihre Erbin Elizabeth Palmer, sondern einfach nur Cassie, Ex-Sekretärin, lausige Tarot-Deuterin und jemand, der ständig alles durcheinanderbrachte.
    Und ich hatte das schreckliche Gefühl, dass sich daran nie etwas ändern würde, ob Krönung oder nicht.
    »Das ist alles sehr interessant«, sagte Caleb. »Aber wenn wir jetzt wieder zur Sache kommen könnten …«
    Irgendwo öffnete sich eine Tür, und das Geräusch schwerer Schritte hallte durch den Flur; es mussten ziemlich viele Leute sein.
    »Sie sind zurück«, sagte Caleb unnötigerweise.
    Pritkin sah mich an. »Welche Erklärung bieten wir ihnen an?«
    Ich breitete die Arme aus. »Was ich eben gesagt habe. Es ist die einzige Möglichkeit.«
    »Und ich halte sie nicht für besonders gut«, brummte Caleb. »Beschleunigte Heilung mag bei blauen Flecken oder Knochenbrüchen funktionieren. Aber etwas in dieser Art? Schnellere Zeit hätte nicht nur die Heilung beschleunigt, sondern auch die ätzende Wirkung des Drachenbluts. John wäre schneller gestorben!«
    »Und wenn sie dafür gesorgt hätte, dass die Zeit langsamer verstreicht?«, fragte Pritkin nachdenklich. »Du könntest sagen …«
    »Ich könnte sagen?«
    »Mich darf man hier nicht gut erholt sehen«, erklärte Pritkin ungeduldig. »Ich darf erst wieder in einigen Tagen auf der Bildfläche erscheinen, wenn man Heilung erwarten kann. Und für eine längere Befragung dürfte Cassie wohl kaum in der richtigen Verfassung sein …«
    »Ihr wollt euch verdünnisieren? Und ich soll für euch lügen, dass sich die Balken biegen?«
    »Ja. Hast du ein Problem damit?«
    »Ob ich …« Calebs Miene verfinsterte sich. »O nein, natürlich nicht. Warum sollte ich irgendein Problem damit haben?«
    »Gut. Sag einfach, dass Cassie die Zeit im Bereich des Wagens verlangsamt hat, außer für dich und sie.«
    »Wodurch du nur langsamer gestorben wärst!«
    »Nicht wenn du die Gelegenheit genutzt hättest, die Wunden zu reinigen.«
    »Womit? Das Zeug frisst sich durch alles!«
    »Aber manche Dinge löst es langsamer auf als andere«, sagte Pritkin und richtete einen demonstrativen Blick auf Calebs abgetragenen alten Ledermantel.
    Caleb hob besitzergreifend die Hand zu einem Revers. »Nein.«
    »Hast du eine bessere Idee?«
    »Ja! Ich sage, wir hätten deinen verdammten Mantel benutzt!«
    »Das geht nicht. Zu viele Leute haben gesehen, in welchem Zustand er sich befand. Es blieb nicht genug davon übrig, um irgendetwas damit zu reinigen.«
    »Meinen benutzen wir nicht«, sagte Caleb zornig.
    »Ich besorge dir einen anderen …«
    »Ich will keinen anderen! Seit zwölf Jahren habe ich diesen verdammten Mantel!«
    »Dann wird es vielleicht Zeit für einen neuen«, sagte ich und ergriff einen Ärmel.
    »Von wegen! Ich hab ihn genau so verzaubert, wie es mir gefällt…«
    »Ich helfe

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