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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Jahrhunderte hat er immer wieder versucht, ein leibliches Kind zu zeugen. Und als ihm das entgegen aller Wahrscheinlichkeit gelang, war das Ergebnis nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte.«
    »Wie schade! Viele Eltern haben Kinder, die nicht genau so sind, wie sie es sich gewünscht haben. Aber sie lernen trotzdem, sie zu lieben.«
    »Die meisten Eltern sind keine Dämonenfürsten. Und um Liebe ging es nie.«
    »Sollte es aber.«
    »Für jemanden, der oft damit zu tun hat, zumindest mit ihrer physischen Form, versteht mein Vater erstaunlich wenig davon.«
    Für einige Momente blieb Pritkin still, und ich wusste, dass es vielleicht besser gewesen wäre, es dabei bewenden zu lassen. Aber er sprach so selten von den Dingen, die ihn beschäftigten, und ich befürchtete, dass er das Fenster zu seiner Seele wieder schloss. Wenn ich jetzt nicht danach fragte, bekam ich vielleicht nie wieder Gelegenheit. Und schüchtern war Pritkin bestimmt nicht. Wenn er nicht reden wollte, würde er einfach darauf hinweisen, ganz offen und klar.
    »Bist du deshalb so ein Gesundheitsapostel?«, fragte ich. »Gewissermaßen als Ausgleich für die erste Zeit?«
    »Nein, es war mehr der Versuch, den Kraftverlust auszugleichen, als ich keine Nahrung mehr aufnahm.«
    »Welchen Kraftverlust?«
    »Wie ich schon sagte, ich habe nie eine Verschmelzung mit anderen Dämonen herbeigeführt, habe nie versucht, das zu verbessern und zu verstärken, mit dem ich geboren worden bin, denn dadurch wäre ich für meinen Vater nützlicher geworden. Und je nützlicher ich für ihn gewesen wäre, umso weniger Aussicht auf Freiheit hätte für mich bestanden. Aber trotzdem kam ein großer Teil meiner Kraft von … meiner anderen Hälfte. Und als sie lahmgelegt war, musste ich etwas finden, das sie ersetzte.«
    »Wie zum Beispiel die Zauberelixiere.«
    Pritkin nickte. »Vorher hatte ich kein großes Interesse an ihnen, aber sie boten mir eine Möglichkeit, den Kraftverlust auszugleichen. Und ihre Herstellung … beruhigte mich. Einige der gefährlicheren Elixiere erfordern höchste Konzentration, und ich stellte fest: Wenn ich mich voll und ganz auf etwas konzentrierte, half es mir, den Hunger zu vergessen. Das verstehst du sicher, nicht wahr?«
    Ich wusste zunächst nicht, wie er das meinte, doch dann verstand ich plötzlich – das Verlangen war aus mir verschwunden. Ich atmete normal, mein Herz schlug ruhig, und an den Händen klebte nur ein Rest von Schweiß. Ich entspannte mich und lehnte mich seufzend zurück.
    »Danke.« Es kam von Herzen.
    »Im Lauf der Zeit lernt man Bewältigungsmechanismen …«
    »Oder man schnappt über?«
    »Es gibt Stimmen, die behaupten, dass ich bereits übergeschnappt bin.«
    »Sie irren sich.«
    Wir hielten an einer Kreuzung, und Pritkin drehte den Kopf und sah mich an. »Woher willst du das wissen?«
    Wir waren uns so nahe, dass ich seine langen, sandfarbenen Wimpern sah, fast nahe genug, um die Bartstoppeln an seinem Kinn zu zählen. Er hatte noch keine Gelegenheit gefunden, sein Haar zu foltern, was bedeutete, dass es weich und seltsam flach aussah und im Wind wehte. Dadurch wirkte er irgendwie jünger, sanfter und süßer…
    In Gedanken verdrehte ich die Augen. Ja, klar.
    Pritkin war nervig, stur, verschlossen, ungeduldig und grob. Er hatte das Taktgefühl eines Armeeausbilders und den Charme eines Stacheldrahtzauns. Ich bekam immer wieder Lust, ihm eine zu knallen, und andere Leute wollten ihn erschießen – diese Wirkung erzielte er, ohne sich Mühe zu geben. Ich hatte ihn wahrscheinlich öfter angeschrien als sonst jemanden in meinem Leben, und das, obwohl ich ihn erst seit zwei Monaten kannte.
    Aber er war auch loyal, ehrlich und tapfer, auf eine seltsame Art. Die meiste Zeit über blieb er mir ein Rätsel. Doch eins wusste ich.
    »Ich bin bei jemandem aufgewachsen, der wirklich verrückt war«, sagte ich schroff. »Und deshalb weiß ich, dass du nicht verrückt bist.«
    »Was bin ich dann?«
    Ich strich ihm eine hin und her tanzende Strähne aus den Augen. Sie wollte sich einfach nicht richtig benehmen und erinnerte mich an ihren Besitzer.
    »Pritkin«, sagte ich schlicht. Das fasste alles zusammen, das ganze verrückte Paket.
    In seinen Mundwinkeln zuckte es. »Weißt du eigentlich, dass mich sonst niemand so nennt?«
    »Was ist mit den Burschen beim Korps?«
    »Sie sprechen mich mit dem Vornamen an, wenn sie mich kennen, oder mit dem Rang.«
    Ich dachte darüber nach. Aus irgendeinem Grund freute ich mich.

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