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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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ohrenbetäubende Heulen einer Sirene, das Vibrieren der Gleise unter mir und der Staub, der plötzlich wie Gold in der Luft glänzte …
    »Was ist los?«, schrie ich.
    »Zug!«, kreischte der Kidnapper.
    Ich starrte ihn an. »Zug?«
    »Zug!«, rief Mircea und schleuderte einen der Spartoi gegen die Tunnelwand. Und dann griffen die Kumpel des Burschen Mircea an, und Mircea sprang zu mir, und ich sprang zu meiner Mutter…
    Und berührte etwas Weiches, Gummiartiges und Gelatinöses, das sich ganz und gar nicht wie menschliche Haut anfühlte. Was eigentlich keine große Überraschung war, denn der verdammte Magier hatte sich und die Entführte mit einem Schild umgeben, und davon hatte ich eine Handvoll ergriffen. Der Schild dehnte sich aus und umgab meine Arme wie mit dickem Latex, als ich versuchte, sie hindurchzustoßen, und Mircea versuchte, die Angreifer daran zu hindern, uns alle zu verbrennen, während der Magier bestrebt war, mir gegen den Kopf zu treten.
    Er traf mich an der Schläfe, aber ich hielt weiterhin fest, während ein Rasseln und Donnern immer lauter wurde, und schließlich schloss sich meine Hand um die meiner Mutter. Für eine Sekunde starrte ich sie an, und sie starrte zurück, mit reflektiertem Licht in den großen blauen Augen. Zwar konnte ich ihre Finger unter meinen spüren und jeden einzelnen Knochen in ihrer Hand fühlen, aber es fehlte ein echter, unmittelbarer Kontakt. Eine dünne Membran des Schilds trennte uns, und solange das der Fall war, konnte ich nicht springen…
    Und dann war ich auch gar nicht mehr dazu imstande, denn etwas knallte mit der Wucht eines Sattelschleppers gegen uns.
    Wir schossen wie von einer Kanone abgefeuert durch den Tunnel, prallten von einer Wand ab, trafen den Boden und drehten uns mehrmals. Ich hatte den Schild des Magiers in einem Klammergriff und ließ nicht los, selbst dann nicht, als wir wie ein Pingpongball im LSD-Rausch dahinsausten. Die magische Barriere federte einen Teil der Aufprallwucht ab, und Mircea den Rest, weil er es nicht lassen konnte, mich erneut mit seinem Körper abzuschirmen, bis uns etwas packte und mit sich riss wie … Wie ein Zug.
    Ich schätze, er funktionierte größtenteils automatisch, denn der Lokomotivführer saß zurückgelehnt in seinem Sessel, blätterte in einer Zeitschrift und trank eine Tasse Tee. Allerdings: Der Inhalt besagter Tasse war auf seine hübsche blaue Uniform gespritzt, und mit großen, ungläubigen Augen starrte er auf den Knoten aus schreienden, kämpfenden und tretenden Leuten direkt vor seinem Fenster.
    Und dann packte Mircea den Kidnapper am Hals, trotz des Schilds, der ihn noch immer umgab. Ich versuchte, mich daran zu erinnern, wie lange Mircea brauchte, jemanden durch einen Schild leer zu saugen. Aber es fiel mir nicht ein, denn mein Gehirn war mit anderen Dingen beschäftigt, und dann spielte es auch gar keine Rolle mehr, weil die anderen plötzlich nicht mehr da waren.
    Ich landete mit der Hälfte meines Hinterns auf und mit der anderen Hälfte neben einem fliegenden Koffer, und mein Gesicht klatschte ans vordere Zugfenster. Was mir einen klaren Blick auf den Magier gab, der meine Mutter durch eine schmale Kabine ins nächste Abteil zerrte. Verdammt!
    Ich langte nach der Tür, die Zugang zur Kabine des Lokomotivführers gestattete, aber meine Hand rutschte an etwas Hartem und Glasartigem ab. Nach einer Sekunde der Verwunderung begriff ich, dass der Magier einen Schild auf den vorderen Teil des Zugs gelegt hatte, und nach einer weiteren Sekunde fand ich eine Lösung für das Problem: Ich sprang einfach in die Kabine und materialisierte dicht hinter dem Burschen, was der zum Anlass nahm, mir die Tür, die er gerade geöffnet hatte, vor der Nase zuzuknallen.
    Zum Glück, wie ich kurz darauf feststellte, als ich zum Fenster zurücktaumelte und sah, dass ich etwas vergessen hatte, nämlich Mircea, der direkt vor dem Zug durch den Tunnel rannte. Von den Spartoi sah ich nichts und hoffte inständig, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes unter die Räder gekommen waren. Was Mircea betraf: Er machte von seiner Vampir-Schnelligkeit Gebrauch, um vor dem Zug zu bleiben.
    In gewisser Weise. Er verlor allmählich Boden, was vermutlich seinen Gesichtsausdruck erklärte, als er den Kopf drehte und zu mir zurücksah.
Cassandra
, formten seine Lippen,
und ja, das hatte ich verdient.
    Entschuldigung!,
erwiderte ich in der Lippensprache und warf einen hektischen Blick auf die Schalter, Kontrollleuchten und all die

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