Verlockend untot
bevor wir essen.«
Seine Augen glänzten im schwachen Licht. »Wenn du mir einen Gefallen tust.«
»Ich bade nicht mit dir«, sagte ich mit fester Stimme. Wenn ich mich darauf einließ, würde ich nie etwas zu essen bekommen.
»Natürlich nicht«, sagte er und gab sich schockiert.
»Was dann?«
Er strich mit einem Finger über meine Wange, zum Kinn, über den Hals und von dort aus zur… Halskette. »Ist dein Geist zu Hause?«
»Nein.« Ich hatte nicht das Gefühl gehabt, eine Anstandsdame zu benötigen. »Warum?«
»Weil ich mir immer wieder vorstelle, wie wir zusammen essen und du das trägst.« Der warme Finger tastete behutsam über die barocke Monstrosität. »Und nur das.«
Ich ächzte leise und schloss die Augen.
Himmel und verflucht.
Wie auch immer es aussehen mochte: Ich versuchte wirklich, eine echte Beziehung zu Mircea aufzubauen, eine Beziehung, die sich nicht nur darauf beschränkte, dass ich ihm sofort auf die Pelle rückte, kaum dass wir fünf Minuten miteinander allein waren. In letzter Zeit war mir das recht gut gelangen, hauptsächlich deshalb, weil er sich in New York aufgehalten hatte und ich in Las Vegas. Meine Pläne klangen immer viel leichter durchführbar, wenn ich nicht seinen Körper an meinem spürte und …
»Hör auf damit«, sagte ich, als er die Hüften drehte, als hätte er überhaupt kein Schamgefühl.
»Dann gib mir eine Antwort«, entgegnete er mit einem Lachen in der Stimme.
Ich sah auf und wollte Nein sagen, aber in den Tiefen seiner dunklen Augen lag ein herausforderndes Funkeln – er schien zu glauben, dass es mir an Mut fehlte. Oh, er schien es nicht nur zu glauben, sondern davon überzeugt zu sein. Weil ich kein Vampir war und nicht so abenteuerlich wie … gewisse andere Leute. Die wahrscheinlich kein Problem damit hatten, splitterfasernackt herumzuschleimen, nur bekleidet mit langem, seidenen schwarzen Haar, unter dem fast mandelförmige dunkle Augen hervorspähten, einen falschen schüchternen Blick über die elegante Schulter warfen …
Verdammt, verdammt!
So leicht war es für mich nicht. Nicht weil ich ein Problem damit gehabt hätte, Mircea einen solchen Gefallen zu tun, obwohl Nacktheit nicht unbedingt zu meinen Lieblingsdingen zählte. Aber ich war ein Mensch. Und Mircea hatte wie alle Vampire die schlechte Angewohnheit, davon auszugehen, dass er von Menschen alles bekam, was er wollte.
Womit er für gewöhnlich recht hatte.
Jahrhundertelange Erfahrungen dieser Art hatten ihm gehörig den Kopf verdreht, was dazu führte, dass er kaum mehr die Notwendigkeit sah, mit Menschen zu diskutieren, einen Kompromiss mit ihnen zu schließen oder wie mit einem Artgenossen zu verhandeln. Er hatte Anspruch auf mich erhoben, und deshalb gehörte ich ihm. Ende der Diskussion, wenn es überhaupt eine Diskussion gegeben hätte, was wegen meines Menschseins nicht der Fall gewesen war. Manchmal – fast immer – hätte ich mir angesichts dieser Haltung am liebsten die Haare gerauft.
Hier war ich nun und versuchte zu erkennen, ob eine Beziehung zwischen uns irgendwie möglich war, obwohl die Magier weniger als nichts davon halten würden, die Werwölfe mehr als nur ein wenig verstimmt gewesen wären und ich mit heftiger Kritik von den Werwölfen rechnen musste, sobald sie merkten, dass »Beziehung« in meinem Wortschatz kein Synonym für »Besitz« war. Und was machte Mircea?
Er verhielt sich so, als gäbe es überhaupt nichts zu diskutieren. Natürlich.
Obwohl es eine ganze Menge zu diskutieren gab. Zum Beispiel fünfhundert Jahre persönliche Geschichte, von der ich praktisch gar nichts wusste. Zum Beispiel die Tatsache, dass fast alles, was ich wusste, dies war: Er fühlte sich sehr seiner Familie verbunden, hatte einen schrecklichen Sinn für Humor, und wenn er ins Zimmer kam, stockte mir der Atem.
Und klar, das war wunderbar und mehr als genug, um ein ganzes gemeinsames Leben darauf aufzubauen, nicht wahr? Die Antwort auf diese Frage kannte ich noch nicht. Ich wusste nur: Wenn ich weiterhin nachgab, wenn ich immer wieder tat, was er wollte, wenn ich mich so verhielt, als seien wir bereits zusammen und die Frage beantwortet… Dann erübrigte sich eine Antwort.
Und ich fragte mich, ob das eine Antwort war, mit der ich leben konnte.
»Cassie?«
Ich hob den Kopf und stellte fest, dass mich Mircea fast verzweifelt ansah. »Musst du wirklich so lange darüber nachdenken?«
»Es ist… kompliziert«, erwiderte ich gereizt.
»Eigentlich nicht.«
»Doch, das
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