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Verlockendes Dunkel

Verlockendes Dunkel

Titel: Verlockendes Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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unstillbarem Verlangen nach der Droge. Nur hin und wieder war er stehen geblieben, um einen Schluck Wasser oder ein trockenes Stück Brot zu sich zu nehmen, das er jedoch sofort wieder erbrach, weil sein Magen keine Nahrung mehr vertragen konnte.
    Das war allerdings schon Jahre her. Heute verlangte sein Körper nicht mehr nach dem Gift, und auch sein Kopf war frei von dem beständigen Hunger. Zumindest glaubte er das, bis er mit heftigen Magenkrämpfen, in Schweiß gebadet und mit dem bittersüßen Nachgeschmack von Opium im Mund erwachte.
    War es ihm absichtlich verabreicht worden?
    Niemand wusste von seiner überstandenen Sucht. Niemand außer Jack und anderen, die ihm beim ersten Entzug in zwei schmuddeligen Zimmern über einem türkischen Souk geholfen hatten.
    Was ein Fehler gewesen war, aber andererseits nur allzu deutlich machte, wie wenig es brauchte, um ihn in die Knie zu zwingen. Wie leicht er von seinem derzeitigen Weg abgebracht werden konnte. Wie nahe an der Oberfläche die Dämonen lauerten.
    Aber etwas hatte sich geändert. Es war so peu à peu geschehen, dass er den genauen Moment nicht mehr bestimmen konnte, doch der Unterschied war deutlich spürbar. Er hatte Freddies Namen seit Jahren nicht mehr laut ausgesprochen, sondern getan, was er konnte, um die Ereignisse jenes Tages so tief wie möglich in sich zu begraben. Trotzdem hatte er die Scham und Schuldgefühle über seine Verbrechen nie ganz ausräumen können.
    Bis heute.
    Und Elisabeth …
    Sie war stets für eine Überraschung gut, war immer unberechenbar und tat nie, was er erwartete. Oder was eine vernünftige Frau täte, wenn sie mit der Niedertracht ihres Ehemannes konfrontiert würde.
    Brendan war vom Duft ihres leichten, blumigen Parfums erwacht, das sogar den Nebel des Fiebers durchdrungen hatte. Er hatte es nicht wirklich glauben können, bis er die Augen geöffnet und gesehen hatte, dass sie an seiner Seite saß und ihn mit einer Mischung aus Besorgnis, Furcht und Zuneigung betrachtete.
    Für einen Moment hatte er reines, ungetrübtes Glück empfunden. Eine solch heftige Anwandlung von Hoffnung, Stolz, Verlangen und Liebe, dass sich ihm die Brust zusammengezogen hatte. Und fast hätte er es ihr gesagt. Fast hätte er ihre Hand genommen und sie zu sich aufs Bett gezogen, wo er ihr alles hätte zeigen können, was er empfand. Das Bedürfnis, sich in diesen Gefühlen zu verlieren, war fast zu stark gewesen, um es zu beherrschen. Doch seine Vernunft und praktischere Überlegungen hatten die Oberhand über diese sentimentalen Anwandlungen behalten.
    Es gab keine Zukunft für ihn, das wusste er inzwischen. Er hatte Elisabeth den zweifelhaften Schutz seines Namens gegeben, um ihre Ehre wiederherzustellen. Ihr mehr zu geben würde das Ende nur noch viel schwerer machen. Das Beste war, diese Verbindung aufzulösen, bevor er es sich anders überlegte. Bevor er in den Tiefen von Elisabeths dunklen Augen ertrank oder die Süße ihrer Lippen schmeckte.
    Und so wurde Freddie zu der Waffe.
    Zu der tödlichen Klinge, die er gnadenlos gegen sich selbst gerichtet hatte.
    Nur war es nicht der tödliche Hieb gewesen, den er erwartet hatte, sondern hatte sich irgendwie so angefühlt, als wäre etwas in ihm losgerissen. Er schloss die Augen und sah … nichts. Keine scharfkantigen Bruchstücke quälender, in seinem Unterbewusstsein eingeätzter Erinnerungen. Nichts. Es war, als hätte das Öffnen der alten Wunde sie gereinigt und ihr endlich ihre Macht genommen.
    »Wie eine Katze mit sieben Leben«, bemerkte Helena Roseingrave von der Tür her. Wie üblich war sie eingetreten, ohne anzuklopfen oder eine Einladung abzuwarten. Sie warf ihm ihren gewohnten eisigen Blick zu, und als er für einen Moment auf seiner Tätowierung verweilte, flackerte irgendein verlorenes Gefühl in ihren Augen auf. »Ich habe das schon einmal gesehen.«
    Brendan zog sein Hemd über den Kopf. »Das Symbol einer verlorenen Sache«, knurrte er.
    Helena trat ein und zog die Tür hinter sich zu. »Deine Braut ließ mir ausrichten, du wolltest mich sprechen.«
    Eine Welle unbeherrschten Zorns erfasste ihn bei ihrem herablassenden Ton. »Über mich kannst du sagen, was du willst, aber ich will nie wieder ein gottverdammtes negatives Wort über Elisabeth von dir hören. Hast du das verstanden?«
    Jetzt sprühten ihre Augen förmlich Feuer. »Du spielst den verliebten Bräutigam? Wie nobel von dir!« Dann versteifte sie sich. »Was willst du, Douglas? Ich habe genug damit zu tun, deine

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