Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verlockendes Dunkel

Verlockendes Dunkel

Titel: Verlockendes Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
Vom Netzwerk:
»Also hören wir doch auf, uns etwas vorzumachen.«
    Helena strich mit den Händen über ihren Rock und schob hochmütig das Kinn vor. Ihr Gesicht war eine Maske grimmiger Entschlossenheit. »Máelodor muss aufgehalten werden, Douglas. Die Anderen sind verängstigt und nervös, die Spannungen zwischen den Rassen schlimmer noch denn je. Es braucht nur den Aufstieg eines Anführers aus den Reihen unserer Leute, um ihre Unzufriedenheit zu Wut zu steigern, und die Welt wird nicht wissen, was über sie gekommen ist. Schon jetzt hört man Berichte von Racheakten der Anderen und Vergeltungsschlägen der Duinedon . Die Amhas-draoi bemühen sich, die Zwischenfälle einzudämmen, bevor sie eskalieren und nicht mehr unter Kontrolle zu bringen sind, aber wir sind schon überlastet. Es wird nicht mehr lange dauern, bis die Wut sich verbreitet wie ein Strohfeuer.«
    »Das war es, worauf die Neun vertrauten.«
    »Du hast selbst gesagt, dass Máelodor dich lebend will.« Ihr Ton war fast versöhnlich. »Seine Bosheit ist vielleicht dein bester Schutz.«
    Brendan knöpfte seine Weste zu und zog die Jacke über. »Máelodors Vorstellung von lebend würde ich jederzeit den Tod vorziehen.«
    »Dann können wir nur hoffen, dass du die Wahl haben wirst.«
    Vielleicht hatte ihm irgendwas den Verstand vernebelt. Oder er versuchte nur, Jack ein für alle Mal loszuwerden. Oder vielleicht tat ihm Helena, die sich so mitfühlend gezeigt hatte, wie es ihrem Charakter möglich war, einfach nur leid. Wenn er es genau bedachte, war vielleicht sogar sie es, die verwirrt war. Doch wie dem auch sei, auf jeden Fall hörte er sich sagen: »Ich glaube, du kanntest einen Cousin von mir. Jack O’Gara. Ein großer, kräftiger, sehr männlicher Bursche mit auffallend blondem Haar.«
    Helena versteifte sich und warf ihm einen giftigen Blick zu. So viel zu ihrem Mitgefühl. »Ja, ich kannte ihn. Und?«
    »Nun ja, weißt du, da ist etwas, was du über ihn wissen solltest …«
    »Er ist tot, Mr. Douglas. Das ist alles, was ich wissen muss.« Ihre Augen waren schwarz wie Obsidian, als sie mit der arroganten Haltung eines Schwertkämpfers hinausstolzierte, ohne Douglas einen weiteren Blick zu gönnen. Er hätte wissen müssen, dass jede freundliche Geste seinerseits zurückgewiesen würde, doch zumindest konnte niemand sagen, er hätte es nicht wenigstens versucht.
    Brendan sank auf einen Stuhl, schloss die Augen und ließ den angehaltenen Atem entweichen.
    Was sein Cousin in dieser Frau sah, war ihm völlig unbegreiflich.

Kapitel Neunzehn
    M adame Arana? Sind Sie hier oben?«, rief Elisabeth. »Ich konnte den Metzger so weit beruhigen, dass er nicht mehr schäumte vor Wut, als er ging, aber Sie werden ihn nächste Woche bezahlen müssen, sonst kommt er mit seinem Bruder zurück, sagte er. Und das war eine Drohung, glaube ich. Es klang jedenfalls sehr beunruhigend, und es ist bestimmt nicht gut, Männer zu verärgern, die sich mit scharfen Messern ihren Unterhalt verdienen.«
    Elisabeth, die inzwischen den Dachboden erreicht hatte, war wieder einmal sehr beeindruckt von der Helligkeit des großen Raumes, den prachtvollen Orientteppichen auf dem Boden und vielen kleinen Regalen voller Fläschchen und Tongefäße. Von den Besitztümern eines ganzen Lebens einer Frau, die wie ein geheimnisvoller Schatz auf diesem Dachboden versteckt waren.
    Ihr Blick blieb auf dem Spiegel haften, aber weder Wolken ballten sich heute darin zusammen, noch bahnten sich von Blitzen durchzuckte Bilder einen Weg durch turbulente Dunkelheit. Und er spiegelte auch nicht Helenas Großmutter wider, sondern Brendan, der vor dem Spiegel stand, seinen goldenen Blick auf einen Stein gerichtet, den Elisabeth zuletzt an ihrem eigenen Hals gesehen hatte.
    Den Sh’vad Tual.
    In Brendans Hand nahm der Stein einen neuen, fast schon Furcht einflößenden Anblick an mit seinen stumpfen, grob bearbeiteten Rändern, dem Licht in seinem Inneren und den tausend verschiedenen Farben, in denen er zu glimmen und zu flackern schien. Brendans Blick vertiefte sich, während sein ganzer Körper sich versteifte und sein Kinn und Gesicht zu solch stählerner Härte erstarrten, dass sich nicht einmal ein Muskel darin regte.
    Der Stein pulsierte, und die Farben wirbelten durcheinander, als tobte ein Sturm darin.
    Brendan kniff die Augen zu, und ein heftiges Erschauern durchlief ihn.
    »Esh-bartsk Breán Duabn’thach. Mest Goslowea ortsk.«
    Der unheimliche, schnarrende Klang seiner Stimme ließ Elisabeth den Atem

Weitere Kostenlose Bücher