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Verlockendes Dunkel

Verlockendes Dunkel

Titel: Verlockendes Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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funkelten, und seine Nase zuckte.
    Doch dann wechselten die Harfenklänge, wurden leise, traurig und schwermütig. Auch ihr eigener Gesang veränderte sich, um sich den neuen Tönen anzupassen: den Ängsten einer Braut. Dem Verlangen einer Frau. Einem unbekannten Leben.
    Elisabeth war so vertieft in das Durcheinander ihrer eigenen Gedanken, dass sie anfangs weder den jähen Misston, mit dem das Harfenspiel abbrach, noch die unheilvolle Stille, die danach eintrat, bemerkte. Und dann das Ächzen eines Hauses, das nicht so leer war, wie sie gedacht hatte.
    Erst Killers leises Knurren schreckte sie aus ihren Gedanken auf. Mit gesträubten Nackenhaaren sprang er vom Bett und spitzte aufmerksam die Ohren.
    Wütende, im Streit erhobene Männerstimmen drangen von unten herauf.
    Amhas-draoi? Máelodor? Elisabeths Herz begann, wild zu pochen, es lief ihr kalt über den Rücken, und sie erschauderte vor Angst.
    Aber sie würde nicht in Panik geraten, nicht in Ohnmacht fallen und sich auch nicht im Bett zusammenrollen und so tun, als wäre sie unsichtbar. Ganz sicher nicht. Als sie sich schnell im Zimmer umsah, fiel ihr Blick auf einen schweren eisernen Schürhaken am Kamin. Perfekt!
    Sie holte ihn, packte ihn wie einen Kricketschläger und schlich zur Tür, um dort jeden Eindringling zu erwarten, der so dumm war zu versuchen, ihr Zimmer zu betreten.
    Killer, der ihr zähnefletschend und mit gesträubten Nackenhaaren zur Tür gefolgt war, knurrte drohend und hob schnuppernd die Nase, als Elisabeth ein Ohr an die Tür drückte.
    Doch so sehr sie sich auch anstrengte, konnte sie unten nur noch leises Gemurmel und gedämpfte Schritte hören.
    Wo war Rogan?
    Sie schloss die Augen vor der Vorstellung, dass der Harfenist vielleicht tot dort unten auf dem Boden lag. Er wäre bestimmt nicht ohne einen größeren Kampf gestorben; vielleicht war die Stille unten sogar ein gutes Zeichen.
    Elisabeth blieb jedoch keine Zeit, sich zu entspannen, denn sie hörte leise Stiefelschritte und ein raues Atmen auf der Treppe … gefolgt von dem Knarren einer Diele auf dem Gang.
    Am ganzen Körper zitternd, winselte der Terrier jetzt und kratzte an der Tür. Auch Elisabeth überlief ein Zittern, aber sie hielt den Atem an und hob den Schürhaken so drohend, wie sie konnte, in die Höhe.
    Der Türknauf drehte sich, die Tür öffnete sich einen Spalt, und ein grau melierter Kopf erschien in der Öffnung. Elisabeth kniff die Augen zu, atmete tief ein und holte aus. Ein Beben ging durch ihren Arm, als der eiserne Schürhaken auf einen Schädel niederfuhr und ein Mann wie ein nasser Sandsack über ihre Schwelle fiel.
    Killer beschnüffelte den Körper und leckte das vertraute Gesicht.
    Elisabeth brauchte sich Rogan nicht mehr tot auf dem Boden liegend vorzustellen, denn er lag direkt vor ihr, so real und lebensecht, dass ihr der Magen in die Kehle stieg.
    Oje! Sie hatte den Falschen niedergeschlagen.
    Wo zum Teufel steckte Jack?
    Nachdem Brendan über eine Stunde bei Macklin’s gewartet hatte, gab er auf. Entweder hatte Helena seinen Cousin an die Fische verfüttert, oder die beiden holten in orgienhaftem Übermaß das versäumte letzte Jahr nach. Brendan pfiff darauf, ob es das eine oder andere war; er wollte nur wissen, was er mit Daz anfangen sollte. Und endlich Archibalds Ring wieder an sich bringen, den Jack noch haben musste.
    Brendan konnte ihm jedenfalls nur wünschen, dass er ihn noch hatte.
    Aber wo steckte dieser pflichtvergessene Idiot?
    Als Brendan Daz nach dem Ring fragte, suchte der alte Mann in seiner Tasche herum, bevor er einen mehrfach verschlungenen und verknoteten Bindfaden herausfischte und ihn ihm grinsend überreichte. »Nicht sehr hübsch, doch zur Not tut er es auch.«
    Brendan wusste, dass er lange fort gewesen war, aber als er das letzte Mal die von Magiern erzeugte Kostbarkeit gesehen hatte, war sie aus Silber und Perlen gewesen und nicht – er beäugte das Stück Kordel mit erhobenen Augenbrauen – aus Hanf und Schmutz.
    Trotzdem nahm er das Ding an sich und steckte es mit einem schmallippigen Wort des Dankes in die Hosentasche.
    Falls Jack nicht tot war, würde Brendan ihn vielleicht sogar selbst umbringen.
    Nachdem er Daz in eine Droschke gesetzt hatte – was gar nicht leicht war mit dem alten Mann, der das Pferd als seine Cousine Bridie bezeichnete und sich über ihren armen, toten Ehemann mokierte –, fuhren sie zur Stephen Street, wo beide nach einem äußerst großzügigen Trinkgeld an den verwirrten Fahrer

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