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Verlockendes Dunkel

Verlockendes Dunkel

Titel: Verlockendes Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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es möglich, dass jetzt alle glaubten, sie sei mit Brendan durchgebrannt? Könnten sie sich vorstellen, dass dies mehr ein gemeinsames Davonlaufen als eine Entführung gewesen war? Könnte ihr Leben sogar noch schlimmer werden?
    Brendan stand auf, um in dem engen Zimmer auf und ab zu tigern. Dabei tippte er sich mit dem Finger an das Kinn. »Wir können hier nicht viel länger bleiben. Wenn es dir nicht bald besser geht, werde ich dich auf Onwen hieven und mein Glück auf der Straße versuchen.«
    »Hieven? Na, dann viel Glück damit. Mit dir gehe ich nirgendwohin – oder höchstens nach Dun Eyre zurück.« Vielleicht konnte sie ihren Tanten und Gordon vorschwindeln, sie habe ganz unerwartet weggemusst, mitten in der Nacht, allein, in ihrem Nachthemd … und vielleicht konnten Schweine fliegen. Wer würde ihr eine solch lächerliche Geschichte abnehmen?
    Mit einem grimmigen Blick und einer ganz neuen Härte in den Zügen trat Brendan vor sie hin. »Glaub mir, wenn ich sage, ich wünschte, ich könnte dich nach Hause bringen! Aber Dun Eyre ist nicht sicher. Máelodors Beutejäger sind schon auf dem Weg dorthin.«
    Elisabeths Wut war größer als der kleine kalte Schauder, der ihr über den Rücken glitt. »Nicht sicher? Was redest du da? Und wer ist Máelodor?«
    »Jemand, der mich Stück für Stück auseinandernehmen will. Am liebsten mit einer stumpfen Klinge.«
    Elisabeth biss die Zähne zusammen. »Das kann ich sehr gut nachvollziehen.«
    Ohne seine nervöse Wanderung durch den engen Raum zu unterbrechen, rieb sich Brendan über das Gesicht, als versuchte er, wach zu bleiben. Bis dahin hatte Elisabeth weder die Schatten unter seinen Augen noch die Fahlheit seiner Haut bemerkt. Es geschah ihm nur recht, wenn er an irgendwas erkrankte. Sie hoffte nur, dass es etwas Tödliches war. »Erinnerst du dich, dass ich dir sagte, ich hätte ein paar Leute verärgert und müsste mich in Dun Eyre verstecken?«
    »Ich bin überrascht, dass es nur ein paar waren.«
    Ihr Kommentar entlockte ihm ein schwaches Lächeln. »Mich zu verstecken war nicht der einzige Grund, warum ich nach Dun Eyre kam. Ich musste etwas holen, das ich damals dort zurückgelassen hatte.«
    »Und aus welchem Grund musstest du mich entführen?«
    »Dun Eyre war der perfekte Ort, um den Sh’vad Tual zu verbergen. Niemand würde einen solchen Schatz am Hals meiner Verlobten vermuten. Dort wäre er sicher, bis ich ihn wieder brauchte, dachte ich.«
    »Der Anhänger. Seinetwegen bist du also zurückgekommen.«
    Und wie kam sie dazu, über diese nüchtern vorgebrachte Tatsache enttäuscht zu sein? Weil sie krank und nicht ganz bei sich war. Das musste es sein. Es gab keinen vernünftigen Grund auf dieser schönen Erde, warum sie auch nur für eine Sekunde wünschen sollte, Brendan sähe sie als erwachsene, begehrenswerte Frau statt als verdammtes Ärgernis, das gerade mal seit ein paar Jahren nicht mehr die Schulbank drückte. Nein, dazu gab es wirklich überhaupt keinen Grund.
    »Irgendwie ist Máelodor dahintergekommen, wo ich den Stein verborgen hatte«, fuhr er fort. »Er weiß, dass du ihn hast, und hat seine Männer nach Dun Eyre geschickt, um ihn zu holen.«
    »Dann bring mich heim, und ich werde ihnen sagen, dass sie zu spät gekommen sind, weil du ihn schon gestohlen hast.« Sie zog eine Braue hoch. »Du hast du ihn doch gestohlen?«
    Er warf ihr einen gekränkten Blick zu. »Ich würde ›abgeholt‹ dem Wort ›gestohlen‹ vorziehen«, sagte er und setzte seine unruhige Wanderung fort. »Und das wäre auch gut und schön, wenn Máelodor nicht dazu neigen würde, jeden umzubringen, der zwischen ihm und dem steht, was er will. Seine Männer würden nicht gelten lassen, dass du den Stein nicht hast, und sie können mit Misserfolgen nicht umgehen.«
    Sein unaufhörliches Herumlaufen verschärfte ihren Kopfschmerz noch. »Du hast mich meiner Familie, meinen Freunden und dem Mann genommen, den ich heiraten wollte, um … mich zu retten?«
    »Genau.«
    »Dann lass mich nächstes Mal den sicheren Tod riskieren.«
    »Das nenne ich Dankbarkeit«, knurrte er. »Schau mal, Lissa – glaubst du etwa, ich wäre glücklicher mit dieser Situation als du?«
    Sie musste zugeben, dass er genauso schlecht gelaunt und verärgert zu sein schien wie sie. Das streitlustig vorgeschobene Kinn, die finster zusammengezogenen Brauen über wütend blitzenden Augen entsprachen nicht gerade der Gemütsverfassung eines Liebenden. War es möglich, dass er die Wahrheit sagte und sie

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