Verloren: House of Night 10 (German Edition)
Shaylin zurück.
Aphrodite hielt an und verengte die Augen zu blauen Schlitzen.
»Du weißt, dass das total unattraktiv aussieht und außerdem Falten gibt?«, sagte Shaylin schnell, bevor Aphrodite einen gemeinen, arroganten Kommentar abgeben konnte.
»Du hast dich mal länger mit Damien unterhalten, ja?«
»Vielleicht«, gab Shaylin vage zurück. Sie wollte Damien nicht in Schwierigkeiten bringen. Aber ja, sie hatte sich mit ihm unterhalten. Tatsächlich fing sie an, ihn richtig gern zu mögen, genau wie Stevie Rae und Zoey. Mit Aphrodite war das etwas anderes. »Hör mal, Aphrodite, es sieht ganz so aus, als müssten wir beide zusammenarbeiten – oder wie auch immer man das nennen soll. Also würde es uns beiden das Leben leichter machen, wenn du wenigstens höflich zu mir wärst.«
»Nein. Es würde dein Leben leichter machen. Meines würde sich dadurch überhaupt nicht ändern.«
Shaylin schüttelte den Kopf. »Wirklich nicht? Erzähl das doch mal Nyx. Wir müssen uns mit der Finsternis in Reinform rumschlagen. Zoeys Mom wurde getötet, und jetzt ist ihre Grandma in ernster Gefahr. Berichtige mich, wenn ich falsch liege, aber Zoey ist doch eine Freundin von dir?«
Aphrodites Augen verengten sich wieder, aber sie sagte nur ein Wort. »Ja.«
»Warum tust du dann nicht alles, um ihr zu helfen?«
»Tu ich doch, du Nervtüte.«
»Woher willst du das so genau wissen? Hast du dir schon mal überlegt, dass du, wenn du ein bisschen weniger gehässig wärst, vielleicht einen besseren Zugang zu deinen prophetischen Gaben hättest?«
Aphrodites Augen entkniffen sich wieder. Sehr langsam. Sie sah sogar ein bisschen überrascht aus. »Nein. Hab ich noch nie.«
Verärgert warf Shaylin die Hände in die Luft. »Sag mal, bist du vielleicht von Wölfen aufgezogen worden?«
»Vergleichbar. Nur dass sie Kohle hatten.«
»Unglaublich«, murmelte Shaylin. Dann begann sie noch mal von vorn. »Okay. Hör mal zu, was ich mir denke. Als ich deine Aura gelesen hab und so fies über das kleine flackernde Leuchten darin geredet hab, ist irgendwas mit meinem Kopf passiert, und als ich dich das nächste Mal angeschaut hab, war es, als würden all deine Farben ineinander verschwimmen.«
»Was vermutlich darauf hindeutete, dass ich stinksauer war.«
»Nein. Weil die Farben von allen plötzlich verschwommen und unscharf aussahen. Bis ich mich bei dir entschuldigte. Halt, stimmt nicht: Mein Wahrer Blick war so lange unscharf, bis ich mich bei dir entschuldigte und es auch so meinte .«
»Aha. Ist ja fast interessant.«
»Du nimmst mich überhaupt nicht ernst, oder?«
»So ernst wie jeden anderen. Gut, zurück zu deiner Erkundungsmission.«
»Na schön. Von mir aus. Was soll ich tun?«
»Erin finden. Und Dallas. Wenn ich recht habe – und nur zu deiner Info: das habe ich fast immer –, sind sie beide am selben Ort.«
»Und das wäre schlecht, ja?«
»Kannst du mal die Notbeleuchtung in deiner Birne anknipsen?«
»Darauf erspare ich mir die Antwort.«
»Gut. Wir haben keine Zeit für Kindergartenspielchen. Bald wird’s hell, wir fahren zurück in den Bahnhof, und Kalona wird sich zu Neferets Schlangengrube aufmachen.«
»Ja, nur dass der Plan, dass er bis zum Morgengrauen wartet, damit Neferet von der Sonne geschwächt ist, ohne dass sie ahnt, dass er warten wollte, bis sie von der Sonne geschwächt ist, nicht ganz funktionieren wird«, sagte Shaylin, die Augen zum Himmel gewandt.
»Was soll das schon wieder heißen, du Intelligenzbestie?«
Shaylin deutete nach oben. »Regenwolken. Massenhaft. Die sollten sich besser verziehen. Sonst verdecken sie die Sonne, und das mit der Schwächung wird nichts. Alles klar, Intelligenzbestie?«
»Du nennst mich nicht Intelligenzbestie!«
»Dann fang du nicht damit an.«
»Ich werde darüber nachdenken. Zurück zu meinem ursprünglichen Anliegen. Bevor wir zurück zum Bahnhof fahren und Kalona den Abflug macht, hätte ich gern, dass du Erins und Dallas’ Farben untersuchst. Wir können jede zusätzliche Info über Erin brauchen, vor allem, ob sie wirklich eine verräterische Drecknutte ist – ich gebe hier nur wider, was Shaunee angedeutet hat. Ich habe so ein Gefühl, was die beiden angeht, und das ist nicht gerade kuschelig.«
»Okay, klingt gut, aber ich hab keine Ahnung, wo die zwei sein könnten. Du vielleicht? Mit deiner prophetischen Gabe?«
»Göttin, du bist als Kind wirklich zu oft vom Wickeltisch gefallen. Nein, ich habe keinen Peilsender im Kopf. Aber ein
Weitere Kostenlose Bücher