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Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)

Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
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sehr schnell bei der Verordnung von Laudanum«, erwiderte er. »Und all den anderen Sachen, die in diesen Tränken und Säften stecken.«
    »Was meint Ihr?«, fragte Kemble. »Was genau hat sie eingenommen?«
    Laudrey zuckte mit den Schultern. »Ich kann mich nicht erinnern«, gestand er. »Eben dieses übliche Durcheinander von Opiaten, Kräutern und Schlafmitteln, das ebenso gut von einem Zigeunerkarren heruntergefallen sein könnte, wenn Ihr mich fragt. Fast jeder Apotheker wird Euch Laudanum verkaufen, ohne mit der Wimper zu zucken. Es wird wie Gin feilgeboten.«
    »Himmel«, sagte Kemble. »Ihr glaubt also, dass die Duchess abhängig war?«
    Laudrey schüttelte den Kopf. »Wer weiß das schon?«, entgegnete er. »In der Gemeinde Middlesex sterben hundert Babys im Monat allein daran, dass sie zu viel Opiumtinktur verabreicht bekommen – auch wenn das niemand öffentlich zugibt. Aber genau so ist es. Vertreib deine Sorgen – oder die von jemand anderem – einfach mit ein wenig Opium.«
    Kemble sah ihn neugierig an. »Was genau wollt Ihr mir damit sagen, Mr. Laudrey? Verschreibt Dr. Osborne zu viel von diesen Tränken?«
    »Nicht mehr als andere seiner Zunft«, räumte der Richter ein. »Als wir seinen Medizinkoffer in Augenschein genommen haben, stellten wir fest, dass eine Flasche mit Opiumtinktur fehlte, aber dann erinnerte seine Mutter sich daran, dass ihr eine Flasche von der Fensterbank gefallen und zerbrochen war, als sie die Veilchen gegossen hatte. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht nachzusehen, was in der Flasche war. Offen gesagt ist das nichts Besonderes. So etwas begegnet mir häufig, wenn ich gerufen werde, um Medikamente und Aufzeichnungen zu prüfen. Ärzte lassen unbedacht Dinge in ihrer Praxis herumstehen und führen schlampig Buch darüber.«
    Kemble wollte die Rede wieder auf die verstorbene Duchess bringen. »Könnte die junge Lady an Schwermut gelitten haben?«
    Laudrey nickte betrübt. »Später sagte jeder, sie wäre wegen ihrer Kinderlosigkeit deprimiert gewesen – und das, obwohl sie mehrere Jahre lang verheiratet waren. Der Duke war darüber schrecklich enttäuscht, und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie von seinen Gefühlen wusste. Die Lady wirkte sehr krank, als ich sie das letzte Mal gesehen habe.«
    »In welcher Beziehung?«, fragte Kemble.
    Der Richter schaute unbehaglich drein. »Nun, ich kann es kaum beschreiben«, gestand er. »Sie war so dünn. Ich habe mich gefragt, ob sie überhaupt noch etwas zu sich nimmt. Aber sie ist mir nie wie eine mögliche Selbstmörderin vorgekommen. Zudem war sie streng gläubig. Doch welchen Nutzen hätte mein weiteres Drängen auf eine Untersuchung gebracht?«
    »Ich verstehe«, murmelte Kemble. »Man wollte dem Duke in keiner Weise Unannehmlichkeiten bereiten, nachdem seine unfruchtbare Ehefrau ihm passenderweise den Gefallen getan hatte zu sterben.«
    Zorn blitzte in Laudreys Augen auf. »Beherrscht Euch, Sir!«, wurde er laut. »Ich tue meine Arbeit so gut wie möglich. Ich war der Meinung, man sollte eine Obduktion vornehmen, und habe das dem Duke auch mitgeteilt.«
    »Tatsächlich?«
    »Ganz gewiss!« Laudrey sah Kemble aus schmalen Augen an. »Doch der Duke sagte, er wolle keinen Klatsch, und hat mir mit Amtsenthebung gedroht, sollte ich den Gedanken weiterverfolgen. Ich hatte den Eindruck, er wollte das Mädchen begraben und vergessen. Und zwar im buchstäblichen und im übertragenen Sinne, weil es für ihn nicht mehr von Nutzen war. Mich hat es dabei geschaudert.«
    Kemble begann dem Friedensrichter beizupflichten.
    »Das ist auch der Grund, weshalb ich mich nicht allzu gründlich mit seinem Tod befasst habe«, fuhr Laudrey fort. »Vielleicht hatte die Duchess ja ihre Hand im Spiel, aber ich frage mich, ob er nicht einfach nur das bekommen hat, was er verdiente.«
    Kemble lächelte dünn und erhob sich. »Vielleicht hat er das, Mr. Laudrey«, sagte er nachdenklich. »Vielleicht hat er das tatsächlich.«
    Auch Laudrey hatte sich von seinem Stuhl erhoben. »Nun, jetzt habt Ihr alles erfahren, Sir. Alles, was ich weiß.«
    Kemble verbeugte sich steif. »Vielen Dank, Mr. Laudrey«, sagte er. »Der neue Duke wird höchst dankbar für Eure freundliche Unterstützung sein.«
    Später an diesem Abend erfüllte sich Mr. Stattons Wetterprophezeiung mit einem Blitz und einem dunklen, entfernten Donnergrollen. Unfähig zu schlafen, lag Gareth im Bett und lauschte auf den Regen, der dieses Mal stetig fiel, statt in peitschenden,

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