Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)
Allerdings bin ich mir noch unsicher, ob es das Salpeter war, was die Impotenz verursacht hat.«
»Vielleicht doch einfach nur sein Schuldbewusstsein?«, schlug Gareth finster vor.
»Das alles ist wirklich tragisch, nicht wahr?«, sagte Antonia fast wehmütig. »Dr. Osborne wollte, dass die Menschen von ihm abhängig werden. Aber wenn ich nicht schlafen kann, werde ich von jetzt an«, sie verstummte und sah Gareth fast kokett an, »nun, ich bin überzeugt, dass mir etwas einfallen wird, was ich stattdessen tun könnte.«
»Ahem!« Mr. Kemble setzte sich seinen sehr eleganten Zylinder auf. »Ich gehe jetzt wohl besser.«
Antonia legte ihm die Hand auf den Arm. »Mr. Kemble, darf ich Euch noch etwas fragen?«
Rasch setzte er den Hut wieder ab. »Auf jeden Fall, Euer Gnaden.«
Antonia schien ihre Worte sorgsam zu bedenken. »Glaubt Ihr, dass es Dr. Osborne wirklich leidtut?«, fragte sie. »Auch wegen der beiden Herzoginnen, die gestorben sind? Ich meine, er hat recht bereitwillig gestanden, was er wusste. Hätte er nicht darauf beharren können, legitimer Erbe zu sein, und uns zwingen können, nach den Dokumenten seiner Mutter zu suchen? Vielleicht hätte er sogar Ansprüche auf den Titel erheben können?«
Kemble lächelte. »Eine ausgezeichnete Frage«, erwiderte er. »Nun, wir haben die Bibel gefunden, Euer Gnaden.«
»Ich hatte noch keine Gelegenheit, es dir zu sagen, meine Liebe«, sagte Gareth. »Sie stand in meinem Bücherregal, und wir haben darin alle Papiere Mrs. Osbornes gefunden, einschließlich der Urkunde ihrer Heirat mit Jean de la Croix. Osborne glaubte anscheinend, er hätte das gestanden, was wir bereits wussten – oder bald herausfinden würden.«
Antonia lächelte matt. »Und Ihr wart sehr geschickt darin, ihn das glauben zu machen, Mr. Kemble«, sagte sie. »Haltet ihr beide denn Dr. Osborne für einen Mörder?«
Kemble holte tief Luft, während er nachdachte. »Ich halte ihn für ebenso korrupt und manipulierend wie seine Mutter«, erwiderte er schließlich. »Aber ist er so weit gegangen, mit voller Absicht zu töten? Nein, das denke ich nicht.«
Gareth schüttelte den Kopf. »Er besitzt nicht die Verderbtheit dazu – so hoffe ich jedenfalls.«
Antonia runzelte leicht die Stirn. »Was wird jetzt mit ihm geschehen?«
»Das kann ich nicht sagen«, entgegnete Kemble. »Ich bezweifle, dass er irgendetwas getan hat, für das man ihn erfolgreich belangen könnte, abgesehen davon, bei Warneham Asthma diagnostiziert zu haben, obwohl er keines hatte – aber wie könnte man das im Nachhinein beweisen? Wir können den armen Teufel ja schlecht wieder ausgraben. Und vielleicht war Osborne zum Teil ja auch Komplize seiner Mutter. Aber nach so vielen Jahren werden ihre Taten schwer nachzuweisen sein, und auch bei seinen wird das nahezu unmöglich sein.«
»Ich denke, ich kann das so akzeptieren«, sagte Antonia. »Es überrascht mich nur ein wenig, dass mein Mann nie argwöhnisch geworden ist. Vielleicht wäre er es sogar gewesen, wenn er seine Frauen geliebt hätte. Meint Ihr nicht?«
Kemble schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht imstande, solch einen Mann zu verstehen, meine Liebe.«
»Ich ebenso wenig«, fügte Gareth hinzu. »Aber jetzt ist es vorbei, Antonia. Zu guter Letzt ist alles in Ordnung und vorbei.«
Zusammen gingen die drei hinaus in den strahlenden Nachmittag. Zur Linken schien die Sonne durch die Wolken und bildete über dem Dorf eine perfekte Lichtinsel, während hinter dem Kutscherhaus und den Wirtschaftsgebäuden lautes und emsiges Hämmern die warme Luft erfüllte. Gareth betrachtete Rothewells hochrädrigen Phaeton, der in der Auffahrt wartete. Die eleganten schwarzen Pferde warfen die Köpfe hin und her und kauten auf ihren Trensen.
»Großer Gott, Kemble«, sagte er anerkennend. »Wie habt Ihr ihm den nur abgeschwatzt?«
»Nun, entweder sein Phaeton oder Euer Einspänner«, entgegnete Kemble. »Nach diesem Erfolg kehre ich jedenfalls nicht in etwas so Gewöhnlichem wie einem Gig nach London zurück. Außerdem ist Rothewell in der Beziehung eine Gefahr für die Allgemeinheit.«
»Aber wie wird er nach Hause kommen?«
Kemble lächelte. »Ich werde ihm in ein, zwei Tagen meine Barouche schicken.«
Gareth wurde ernst, als Kemble den hohen Kutschbock erklomm und vom Pferdeknecht die Zügel entgegennahm. »Ich weiß wirklich nicht, wie ich Euch danken kann«, sagte er. »Antonia und ich schulden Euch sehr viel.«
Unter seinem eleganten Zylinderhut hoben sich Kembles
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