Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)
besonders als er feststellte, dass sie nur ihr dünnes Musselin-Nachthemd trug, das jetzt feucht und fast durchsichtig an ihren Brüsten klebte.
Er zwang sich, ihr ins Gesicht zu sehen. »Antonia«, sagte er scheinbar ruhig, »was tut Ihr hier draußen?«
Sie zog sich zurück und fuhr sich mit der Hand durch das nasse Haar. »Beatrice«, murmelte sie, ohne ihn anzusehen. »Die Kutsche – hast du sie auch gehört?«
Gareth hielt sie sanft, aber unnachgiebig am Unterarm fest. »Wer ist Beatrice?«, fragte er, während der Regen unnachgiebig rauschte.
»Es ist spät«, sagte sie keuchend. »Das müssen sie sein ... das müssen sie doch sicherlich sein?«
»Lasst uns hineingehen, Antonia! Niemand wird heute Nacht noch hier auf Selsdon eintreffen.«
Vehement schüttelte sie den Kopf. »Aber die Kinder, die Kinder«, murmelte sie. »Ich muss auf sie warten.«
Sie schlafwandelte. Oder war sie vielleicht verrückt? Ganz offensichtlich hatte sie keine Ahnung, wo sie sich befand. Verdammt, er musste sie von dieser Mauer wegbringen. Ein Blitz ließ sie beide zusammenzucken. »Kommt ins Haus, Antonia«, drängte er und zog sie am Arm. »Ich bestehe darauf.«
»Nein!« Ihre Stimme war von Panik erfüllt. »Nein, ich darf nicht fort!« Sie riss sich los und zwang Gareth damit, ihr nachzusetzen und sie festzuhalten.
Sie kämpfte wie eine kleine Wildkatze, schlug mit beiden Händen zu, kratzte und trat um sich, um ihn loszuwerden. Noch ein Mal konnte sie fliehen, doch als er sie kurz darauf packte, zog er sie fest an sich. Er hielt sie mit einem Arm umschlungen, wobei er versuchte zu verhindern, dass sie sich mit ihren Schlägen selbst verletzte. Doch Antonias Körper war geschmeidig überraschend stark – und auch überraschend üppig. Mochte Gott ihm beistehen. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, die Zeit, in der er sie festzuhalten versuchte, während sie sich drehte, wand und ihn schlug, dort auf dem Wehrgang, im Sturm, der immer näher kam, mit nichts als den niedrigen Zinnen, die sie beide davor bewahren sollten, über die Mauer und auf die Klippen darunter zu stürzen.
Schließlich gelang es Gareth, die Duchess mit dem Gewicht seines Körpers gegen die Wand des Turmes zu drängen. »Antonia, hört auf!« Sie rang keuchend nach Atem. Er hielt sie fest, der Regen rann in kleinen Bächen über sein Gesicht. »Um Gottes willen, haltet still!«
Sie hatte zu weinen begonnen – es klang wie ein qualvolles Wimmern, und er fühlte sich, als würde ihm bei diesem klagenden Laut etwas aus der Brust gerissen. Es war entsetzlich. Herzzerreißend. Als ihre Knie nachgaben, glitt sie an der Wand hinunter. Gareth zog sie wieder hoch, bettete ihren Kopf an seine Schulter und ließ sie schluchzen. Noch immer hielt er sie mit einem Arm fest umschlungen, sodass er spüren konnte, wie ihr Widerstand langsam nachließ. Er zog sie eng an sich und fühlte das Leben, das Bewusstsein – oder was auch immer – allmählich in ihren Körper zurückkehren.
»Antonia«, wisperte er in ihr feuchtes Haar, »oh, bei Jesus Christus, Ihr habt mich zu Tode erschreckt!«
»Es ... es tut mir leid«, wimmerte sie noch immer schluchzend. »Es tut mir so leid! O Gott!«
»Wir müssen weg von hier«, sagte er. »Der Sturm zieht heran.«
Doch statt zu gehen, schlang sie die Arme um seinen Nacken, als würde sie ertrinken. »Nein, lass mich nicht allein!«, wimmerte sie. »Nur ... ich kann nicht ...« Ihr Schluchzen wurde noch heftiger. Es klang wie das Winseln eines verletzten Tieres, und etwas in Gareth’ Herzen zerriss. »Ach, natürlich wird niemand kommen«, sagte sie rau durch ihre Tränen hindurch. »Es tut mir leid. Ich ... ich war durcheinander.«
»Es ist schon gut, meine Liebe.« Er festigte seinen Griff um ihre Taille und ihre Schultern und spürte ihre üppigen, weiblichen Kurven sich sinnlich an seinen Körper schmiegen. Trotz des Regens und der Reste dessen, was grad eben noch blindes Entsetzen gewesen war, fühlte sie sich wunderbar warm an. Guter Gott, was für ein Schwein er doch war! Aber ihr Kopf ruhte schon wieder an seiner Schulter, und sie schluchzte noch immer, als würde ihr das Herz brechen.
»Ich werde Euch nicht allein lassen«, versprach er. »Kommt, Antonia, lasst uns hineingehen.«
Nach einer Weile hob sie den Kopf. Ihre Arme lagen noch immer um seinen Nacken, als sich ihre Blicke trafen. Ihre Augen glühten vor Gefühl; Angst und Furcht spiegelten sich in ihnen wider und noch etwas anderes. Etwas Gequältes, ein
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