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Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)

Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
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Leidenschaft, die nicht geleugnet werden konnte und die jetzt in der Erinnerung umso schwerer zu ertragen war.
    Warum nur hatte er nicht mitspielen und einfach so tun können, als wäre es nie passiert? Durch ihre Lüge hatte sie ihnen beiden einen Ausweg aus dieser Situation angeboten – dass sie verrückt war, wusste er doch sicherlich? –, aber der Duke hatte abgelehnt. Jetzt war sie etwas Schlimmeres als nur eine Verrückte. Eine Lügnerin. Eine einsame, verzweifelte Lügnerin. Er hatte so unbeschreiblich wütend ausgesehen, so wie der wahrhaftige Racheengel. Es stand so gut wie fest, dass er sie fortschicken würde. Und vielleicht hielt er es nun doch für möglich, dass sie Warneham getötet haben könnte. Ein schrecklicher Gedanke. Antonia presste eine Hand auf ihren Brustkorb und atmete flach und zitternd ein.
    Nein. Sie würde nicht wieder weinen. Sie hatte sich selbst in diese unschöne Lage gebracht, also musste sie sich jetzt auch wieder daraus befreien oder die Strafe des Dukes mit aller Würde, die sie aufbringen konnte, ertragen.
    In diesem Augenblick stürmte Nellie ins Zimmer. »Nun, meine Liebe, ich habe es getan«, verkündete sie, während sie zu dem großen Schrank aus Mahagoni ging und ihn öffnete. »Ich hoffe, wir müssen nicht bis heute Abend gepackt haben?«
    »Was?« Antonia erhob sich von der Bettkante. »Himmel, Nellie, was hast du getan?«
    »Ich habe dem Duke meine Meinung gesagt«, erklärte die Zofe und nahm dabei Antonias dicksten Umhang in Augenschein, so als wollte sie abschätzen, ob er in die Koffer passte. »Natürlich hat er versucht, mich zu entlassen, aber ich hab ihm klargemacht, dass er dazu nicht die Macht hat.«
    »Oh, Nellie.« Antonia sank auf das Bett zurück. »Oh, wie schrecklich.«
    Nellie musste den seltsamen Klang in Antonias Stimme wahrgenommen haben, denn sie trat sofort zu ihr ans Bett. »Nun, Mylady«, sagte sie und nahm Antonias Hand. »Wir hätten Selsdon doch ohnehin verlassen müssen, nicht wahr?«
    Wieder musste Antonia die Tränen zurückdrängen. Was war sie doch für eine Heulsuse! »Oh, Nellie, ich glaube nicht, dass du alles verstehst.«
    »Dass ich was nicht verstehe, Ma’am?«
    »Ich habe etwas Schreckliches getan, Nellie«, flüsterte sie. »Ich schäme mich so sehr.«
    »Ihr schämt Euch, Mylady?« Nellie tätschelte ihr die Hand. »Aber Ihr habt in Eurem Leben noch nie etwas getan, wofür Ihr Euch schämen müsstet.«
    »Dieses Mal schon.«
    Nellie setzte sich neben sie auf die Bettkante, schürzte die Lippen und betrachtete Antonia prüfend. »Du liebe Güte«, sagte sie schließlich. »Ich hab doch geahnt, dass letzte Nacht irgendetwas passiert ist.«
    Antonia ließ den Kopf hängen.
    »So wie Ihr ausgesehen habt, habe ich mir schon Sorgen um Euch gemacht, meine Liebe«, sagte Nellie sanft. »Also hat er einen Anteil daran, was passiert ist? Nun, er sieht gut aus, weiß Gott. Und Ihr seid schon so schrecklich lange allein. Hat er versucht, Euch zu verführen?«
    »Nein, ich ... ich habe einfach einen Fehler gemacht«, bekannte Antonia. »Ich war nicht ganz bei mir.«
    »Aye, und ich nicht bei Euch«, räumte Nellie ein. »Was ist also das Schlimmste, was er uns antun kann? Uns in den White Lion verfrachten?«
    »Ich denke, du unterschätzt den Duke, Nellie«, sagte Antonia zögernd. »Ich fürchte, er ist ein kaltblütiger Mann. Ich bin nicht sicher, ob er sich mit Feinheiten aufhalten wird.«
    Nellie biss sich auf die Lippen. »Vermutlich habt Ihr recht«, räumte sie dann ein. »Ihr seid eine wohlerzogene Lady aus guter Familie – aber was wird ihm das schon bedeuten? Man sagt, die Juden seien ein hartherziger Menschenschlag – und geizig obendrein.«
    »Nellie!«
    »Was?«
    »Wie viele Juden kennst du?«
    Nellie dachte nach. »Eigentlich keinen.«
    »Das ist, als würde man sagen, alle Iren seien faul und alle Schotten geizig.«
    Nellie zuckte mit den Schultern. »Nun, die Schotten sind ja auch geizig«, konterte sie. »Wenn Ihr mir nicht glaubt, dann fragt doch mal einen. Sie selbst prahlen doch mit dieser Eigenschaft herum.«
    »Vielleicht sind tatsächlich einige stolz darauf, sparsam zu sein«, räumte Antonia ein, »aber sag solche Dinge nie wieder, wenn ich in Hörweite bin, hast du verstanden? Und wenn der neue Duke auch Jude ist – was ich nicht weiß –, leben wir trotzdem noch immer unter seinem Dach.«
    »Ja, Ma’am.«
    Antonias Schultern sacken nach unten. »Oh, Nellie«, sagte sie leise. »Was soll ich jetzt nur

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