Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)
ausgedrückt.«
»Möglich, ja.« Gareth stützte das Kinn in die Hand. »Ich erinnere mich nicht genau.«
»Und wie der Zufall es will, weiß ich durchaus so einiges über das Objekt Eurer ... hm, Eurer Aufmerksamkeit .«
Gareth hob den Kopf. »Tatsächlich? Wieso?«
Kemble lächelte und ging ins Ankleidezimmer zurück. »Bei meiner Art von Arbeit, Euer Gnaden, zahlt es sich aus, vieles zu wissen«, erklärte er, während er einen Stapel gefalteter Hemden betrachtete.
»Und genau das wäre meine nächste Frage gewesen«, sagte Gareth. »Was, zum Teufel, ist Eure Art von Arbeit eigentlich genau?«
Kemble steckte den Kopf durch die Tür und ließ ein liebenswürdiges Lächeln aufblitzen. »Nun, ich bin nur ein einfacher Ladenbesitzer, der sein Geschäft am Strand hat. Ein Lieferant ausgefallener Antiquitäten, Gemälde und objets d’art .«
Gareth kniff ein Auge zusammen. »Und warum habe ich Euch das noch nie so ganz geglaubt?«
»Dazu kann ich nichts sagen.« Mit einer graziösen Drehung der Hand warf Kemble eines der Hemden auf den Stuhl. »Auch die Polizei glaubt mir nur selten. Sie haben den seltsamen Verdacht, ich sei ein Hehler und würde mit gestohlenen Kunstwerken handeln.«
»Wie reizend«, sagte Gareth. »Es ist erst meine erste Woche auf Selsdon, und schon habe ich einen professionellen Hehler und einen chronisch betrunkenen Wahnsinnigen in mein Haus gelassen. Aber wen kümmert das schon, nicht wahr? Ihr sagtet, Ihr wüsstet etwas über die Duchess? Lasst hören.«
Kemble hatte begonnen Strümpfe zu sortieren. »Lediglich Besonderheiten über ihren Hintergrund«, erwiderte er. »Nichts Schmutziges – bis jetzt jedenfalls nicht.«
Gareth wollte protestieren, überlegte es sich aber anders. »Weiter.«
»Antonia Notting ist das zweite Kind des Earl of Swinburne.« Während Kemble sprach, entrollte er Gareth’ Strümpfe und rollte sie dann wieder auf. »Die Familie hat Geld wie Heu. Ihr Vater hat vor Kurzem eine bleichgesichtige und bedeutungslose Debütantin geheiratet. Antonias älterer Bruder James, Viscount Albridge, ist ein Weiberheld der schlimmsten Sorte, und der Liebling aller Buchmacher. Er treibt sich mit einer wilden, zügellosen Clique herum, zu der auch der erste Mann seiner Schwester gehört hat, Eric, Lord Lambeth – ein kleiner Baron mit großem Dünkel. Sie haben während Antonias erster Saison geheiratet. Sie war erst siebzehn.«
»Himmel, Kemble«, sagte Gareth süffisant. »Ihr seid ja der Debrett’s und ein Sensationsblatt von Covent Garden in einem.«
Kemble lächelte selbstgefällig. »Und doch hängt Ihr förmlich an meinen Lippen.« Er steckte seine Hand in einen Strumpf, spreizte die Finger und hielt ihn gegen das Licht. »In der Ferse schon recht fadenscheinig.« Er warf die Socke auf das Bett.
Es war ein besonders warmer Wollstrumpf, aber Gareth stand der Sinn nicht nach Diskussionen. Er wusste, wann es sich nicht lohnte, einen Streit zu beginnen. »Übrigens«, sagte er widerstrebend, »werde ich wohl einige neue Kleider brauchen, richtig?«
»Eher eine ganze Garderobe.« Kemble schleuderte einen weiteren Strumpf auf das Bett.
»Ich habe mich gefragt«, fuhr Gareth fort, »ob Ihr Euren Freund Monsieur Giroux möglicherweise dazu bewegen könntet, mich als Kunden anzunehmen. Giroux & Chenault sind meinen Wissens die Allerbesten, aber Xanthia erwähnte, dass sie keine neuen Kunden mehr akzeptieren.«
Kemble lächelte wissend. »Maurice wird tun, worum auch immer ich ihn bitte«, sagte er. »Vielleicht werde ich mit ihm darüber sprechen, wenn ich nach Hause zurückkehre – falls Ihr Euch seiner außerordentlichen Talente für würdig erwiesen habt.«
»Mich würdig erwiesen? In welcher Beziehung?«, wollte Gareth wissen. »Ach was, vergesst einfach, dass ich überhaupt gefragt habe. Was ist denn nun mit diesem Lord Lambeth? Erzählt mir, was er für ein Mann war.«
»Ein atemberaubender«, erwiderte Kemble. »Ich habe ihn flüchtig gekannt. Er ist jetzt seit ungefähr drei Jahren tot, also kann Eure Duchess nicht sehr lange mit Warneham verheiratet gewesen sein.«
»Nein, nicht lange.« Gareth dachte nach. Antonia musste Warneham fast sofort nach dem Ablauf ihrer Trauerzeit geheiratet haben. Nicht, dass irgendetwas daran nicht in Ordnung wäre. »Warum hat sie ihn geheiratet?«, fragte er abrupt. »Lord Lambeth, meine ich.«
Kemble lachte. »Oh, es war eine Heirat aus Liebe und Leidenschaft. Sie liebte Lord Lambeth bis zum Wahnsinn – genauso wie er sie.
Weitere Kostenlose Bücher