Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)
aufzuspüren«, sagte er. »Das alles hat ein ziemliches Vermögen gekostet, so fürchte ich.«
»Wie bedauerlich für Euch«, sagte Gareth.
»Oh, das geht nicht zu meinen Lasten«, erwiderte der Anwalt, »sondern zu Euren.«
»Wie bitte?«
»Genauer gesagt: Es geht zu denen Eures Vermögens«, korrigierte sich der Anwalt. »Ich arbeite für Euch.«
Gareth lachte. »Ich fürchte, da liegt ein Irrtum vor.«
Aber der Anwalt hatte nun offensichtlich das Dokument gefunden, nach dem er während des Gesprächs gesucht hatte, und schob es nun über den Schreibtisch. »Euer Cousin, der Duke of Warneham, ist tot«, erklärte er sachlich. »Vergiftet, sagen einige – aber unabänderlich tot, ein Fakt, der höchst angenehm für Euch ist, Mr. Lloyd.«
Xanthia starrte den Anwalt mit offenem Mund an. »Der Duke von was? «
»Warneham«, wiederholte der Anwalt. »Hier ist der Bericht des amtlichen Leichenbeschauers. Tod durch Unfall, so lautet sein Urteil, obwohl dem kaum jemand Glauben schenkt. Und dies hier ist das Ergebnis der Überprüfung durch das College of Arms – es weist Euch als den Erben des Titels aus.«
»Des ... was?« Gareth war wie betäubt. Er fühlte sich krank. Das musste ein Irrtum sein.
Xanthia beugte sich zu ihm. »Gareth?«
Aber Mr. Cavendish ergriff schon wieder das Wort. »Zudem gibt es einige Papiere, die dringend Eure Unterschrift erfordern. Die Verhältnisse sind recht ungeordnet, wie Ihr Euch vorstellen könnt. Der Duke starb bereits im Oktober vergangenen Jahres, und die Gerüchte um seinen Tod sind seitdem nicht weniger geworden.«
»Es tut mir leid, aber ich verstehe nicht«, sagte Xanthia, dieses Mal in schärferem Ton. »Was für ein Duke? Gareth, wovon spricht er?«
Gareth schob die Papiere von sich, als hätten sie Feuer gefangen. »Ich weiß es nicht.« Er fühlte sich unsicher. Wütend. Seit einem Dutzend Jahren hatte er nicht mehr an Warneham gedacht – zumindest hatte er es versucht. Und jetzt verschaffte ihm die Nachricht von dessen Tod nicht einmal die Freude und Befriedigung, mit denen er so lange gerechnet hatte, sondern nur eine seltsame, unangenehme Dumpfheit. Warneham vergiftet? Und er sollte jetzt die Herzogswürde erben? Nein. Das war ausgeschlossen.
»Ich denke, Ihr geht jetzt am besten, Sir«, wandte er sich an Cavendish. »Es muss sich um einen Irrtum handeln. Zudem haben wir hier im Kontor eine Menge Arbeit zu erledigen.«
Der Anwalt hob abrupt den Kopf und sah Gareth an. »Ich bitte um Entschuldigung«, sagte er, »aber Ihr seid doch Gabriel Gareth Lloyd Ventnor, oder nicht? Sohn von Major Charles Ventnor, der in Portugal gestorben ist?«
»Ich habe meinen Vater nie verleugnet«, entgegnete Gareth. »Er war ein Held, und ich war immer stolz, sein Sohn zu sein. Aber der Rest der Ventnor-Familie kann von mir aus in der Hölle schmoren.«
Mr. Cavendish schaute über den Goldrand seiner Brille. »Aber genau das ist der Punkt, Mr. Lloyd«, sagte er ungeduldig. »Es gibt keinen Rest der Familie Ventnor. Ihr seid der Einzige. Ihr seid der achte Duke of Warneham. Wenn Ihr Eure Aufmerksamkeit nun also freundlichst diesen Dokumenten zuteilwerden lassen könntet und –«
»Nein«, unterbrach Gareth ihn entschlossen. Er schaute Xanthia an, deren Augen groß wie Untertassen geworden waren. »Ich will mit diesem Bastard nichts zu tun haben. Gar nichts. Guter Gott, wie ist es nur dazu gekommen?«
»Ich denke, Ihr wisst genau, wie es dazu gekommen ist, Mr. Lloyd«, erwiderte Cavendish unerwartet gereizt. »Aber wir müssen die Vergangenheit hinter uns lassen und weitermachen, nicht wahr? Übrigens erlaubt es das Gesetz nicht, dass Ihr den Titel ablehnt. Es ist nun mal, wie es ist. Ihr könnt Euch jetzt um Euren Besitz und Eure Pflichten kümmern, oder Ihr könnt alles vor die Hunde gehen lassen, wenn das Euer Wille –«
»Aber Warneham hat ein langes und aktives Leben geführt«, fiel Gareth ihm ins Wort und sprang auf. »Es ... es muss doch noch andere Kinder geben, um Himmels willen?«
Mr. Cavendish schüttelte den Kopf. »Nein, Euer Gnaden«, sagte er ernst. »Das Schicksal war dem verstorbenen Duke in dieser Hinsicht nicht gut gesonnen.«
Gareth wusste sehr gut, wie sich die Ungnade des Schicksals anfühlte – und diese Erfahrung hatte er Warneham zu verdanken. War es möglich, dass dieser Hurensohn bekommen hatte, was er verdiente? Gareth begann auf und ab zu gehen, während er die Hand in den Nacken legte und ihn sich rieb. »Großer Gott, das kann doch alles
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