Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)
gesichtet worden, sie hat Blackwall Reach passiert.«
Xanthia presste die Hand auf ihre Brust. »Oh, Gott sei Dank!«
»Das wurde aber auch Zeit, verdammt noch mal«, stellte Gareth fest und schob seinen Stuhl zurück, der laut über den Boden kratzte.
»Soll sie an den West India Docks anlegen, Sir«, drängte Blakely, »oder den Fluss heraufsegeln?«
»Bei den Docks anlegen«, entschied Gareth. »Und lasst meine Kutsche vorfahren. Ihr werdet mit mir hinfahren und feststellen, ob und welche Probleme es gibt.«
Auch Xanthia war aufgestanden. »Ich entschuldige mich, Mr. Cavendish«, sagte sie. »So faszinierend Eure Geschichte auch ist – und ich gestehe, dass ich sehr neugierig auf deren Ausgang bin –, wir müssen uns leider jetzt unverzüglich um die Margaret Jane kümmern. Sie hat drei Monate im Hafen von Bridgetown festgelegen, und ein Drittel der Besatzung ist an Typhus gestorben. Wir sind ernstlich besorgt, wie Ihr sicherlich verstehen werdet?«
»Aber du wirst uns nicht begleiten, Zee.« Gareth’ Stimme klang streng. Er zog sich bereits seinen Mantel an und war unempfänglich für alles außer der Pflicht, die auf ihn wartete.
Xanthias Hand legte sich instinktiv wieder auf ihren Bauch. »Nein, das sollte ich wohl nicht.« Sie lächelte Mr. Cavendish an, der sich nur sehr widerstrebend erhob.
»Aber was soll ich jetzt mit den Dokumenten machen?«, fragte er.
Gareth konzentrierte sich darauf, seine Sachen zusammenzupacken, und schwieg.
»Lasst sie einfach auf Mr. Lloyds Schreibtisch liegen«, schlug Xanthia vor. »Ich bin sicher, er wird sie sich später ansehen.«
Mr. Cavendish wirkte verärgert. »Aber wir haben eine Reihe dringlicher Punkte zu klären«, protestierte er. »Die Aufmerksamkeit Seiner Gnaden ist unbedingt erforderlich.«
Xanthia lächelte sanft. »Verzweifelt nicht, Sir«, beruhigte sie ihn. »Gareth wird seine Pflicht erfüllen. Das hat er bisher immer getan. Und ich bin voller Zutrauen, dass er mit der ihm eigenen sachlichen Kompetenz alle Probleme lösen wird – welche auch immer Ihr ihm antragen werdet.«
Doch der Anwalt beachtete sie kaum. »Sir«, sagte er zu Gareth, der ihm den Rücken zuwandte, »die Sache kann nicht warten.«
Gareth nahm eines der Kontobücher aus dem Regal. »Ich werde in ein oder zwei Stunden zurück sein«, sagte er zu Xanthia. »Ich werde Captain Barrett deine Grüße ausrichten.«
»Wartet, Euer Gnaden!«, rief der Anwalt. Er klang jetzt flehend. »Ihr werdet sofort auf Selsdon Court erwartet. Die Duchess erwartet Euch.«
»Die Duchess?«, fragte Xanthia.
Cavendish ignorierte sie. »Alles hängt in der Schwebe, Sir«, beharrte der Anwalt. »Es kann nicht länger warten.«
»Das wird es aber müssen, verdammt noch mal«, beschied Gareth, ohne Cavendish oder Xanthia anzusehen. »Genau genommen kann es von mir aus auch bis zum Jüngsten Tag warten.«
»Also wirklich, Sir, das ist unverantwortlich!«
»Die Abstammung macht nicht den Mann, Cavendish«, fauchte Gareth. »Viel eher ist sie des Öfteren sogar sein Verderben.« Ohne noch etwas hinzuzufügen, folgte er Blakely polternd die Treppe hinunter.
Xanthia begleitete den Anwalt zur Bürotür. Mit streng zusammengezogen Augenbrauen schaute er auf sie hinunter. »Ich kann das wirklich nicht glauben«, murmelte er. »Er ist der Duke. Er wird doch wissen, was für ein Glück das für ihn ist? Er ist jetzt ein Angehöriger des britischen Hochadels – einer der reichsten sogar, wenn man genau ist.«
»Gareth besitzt ein Selbstvertrauen, das manchmal etwas ungehobelt wirken kann, Mr. Cavendish«, erwiderte Xanthia. »Er ist ein Selfmademan – und dennoch bedeutet ihm Geld sehr wenig.«
Beide Gedanken überstiegen offensichtlich Cavendishs Vorstellungskraft. Nach einigen weiteren gemurmelten Gemeinplätzen führte Xanthia den Anwalt schließlich in den Flur. Auf dem Treppenabsatz fiel ihr noch eine Frage ein. »Mr. Cavendish«, sagte sie, »darf ich fragen, von wem man glaubt, er könnte sich den Tod des Dukes gewünscht haben? Gibt es ... Verdächtige? Irgendeine Hoffnung auf eine Festnahme?«
Der Anwalt schüttelte den Kopf. »So, wie die meisten mächtigen Männer, hatte auch der Duke Feinde«, räumte er ein. »Was Verdächtige angeht, so hat sich die Gerüchteküche bedauerlicherweise seine Witwe als Zielscheibe ausgesucht.«
Xanthia fühlte, wie ihre Augen sich weiteten. »Guter Gott! Die arme Frau – falls sie unschuldig ist?«
»Ich glaube nicht, dass sie eine Schuld trifft«, sagte
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