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Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)

Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
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die Bankwechsel ab. Das ganze Projekt war lediglich eine Maßnahme, um seinen Verstand zu bewahren. Er und Antonia nahmen wieder gemeinsam das Abendessen ein. Sie zu sehen war fast mehr, als er ertragen konnte. Die Worte » nur dieses eine Mal« quälten ihn beständig.
    Das Wetter zeigte sich ungewöhnlich mild, als Gareth Antonia eines Morgens im Garten erblickte. Er hatte das in Creme gehaltene Morgenzimmer betreten, jenen Raum, in dem er Antonia zum ersten Mal begegnet war. Heute sah er sie durch die hohen Fenster, die den Blick auf den Springbrunnen freigaben. Sie saß auf einer der Steinbänke. Ein Weidenkorb stand zu ihren Füßen, und ihr Blick war starr auf die Buchsbaumhecken gerichtet.
    Selbst aus der Entfernung konnte Gareth spüren, dass etwas nicht in Ordnung war. Antonia beugte sich in den Wind und hielt die Enden ihres schwarzen Kaschmirschals, der ihr von den Schultern geglitten war, unbeholfen vor ihrer Brust zusammen. In ihrer rechten Hand erblickte er ein Stück Papier, das zusammengeknüllt war. Der Wind hatte aufgefrischt, und von Gareth’ Standpunkt aus schien es, als säße Antonia genau in dem Wasserschleier des Springbrunnens. Irgendetwas stimmte nicht.
    Gareth vergaß seinen Schwur, eine höfliche Distanz zu ihr zu wahren, stieß eine der Fenstertüren auf und betrat den Garten. Die Steinfliesen zu einer Seite der Bank waren feucht. »Antonia?«
    Sie zuckte zusammen.
    Gareth griff ihre Hand. »Komm, Antonia, der Wind hat sich gedreht«, sagte er sanft. »Dein Rocksaum wird noch ganz nass.«
    Sie erhob sich automatisch und folgte ihm über den kleinen, sonnenbeschienenen Hof zu einer anderen Bank, weit ab vom Brunnen. »Setz dich, meine Liebe«, forderte er sie auf und zog sie neben sich. »Ist etwas geschehen, das dich beunruhigt?«
    Sie schüttelte den Kopf, sah ihn aber nicht an. »Es geht mir gut, danke«, versicherte sie ihm, während sie das Stück Papier noch stärker zusammenknüllte. »Mir geht es gut.«
    Zu seinem Schrecken wurde er von einer überwältigenden Zärtlichkeit erfasst. »Du musst dich meinetwegen nicht verstellen, Antonia.« Gareth griff nach dem Schal und legte ihn ihr sanft um die Schultern. »Ich habe dich schon eine Weile vom Fenster aus beobachtet. Du siehst betrübt aus.«
    Endlich wandte sie sich ihm zu und sah ihn an. Ein mattes Lächeln umspielte ihren Mund. »Ich ... ich war nur in Gedanken versunken«, gestand sie. Sie sprach mit leiser, zögernder Stimme, was, wie Gareth inzwischen wusste, ein Zeichen für ihre innere Qual war. »Ich tue das manchmal. Ich ... ich beginne an etwas zu denken und vergesse darüber alles andere. Manchmal vergesse ich auch, wo ich bin.«
    »Oder was du in der Hand hältst«, murmelte er und griff behutsam nach dem Papierknäuel. »Du ballst schon wieder die Fäuste, meine Liebe, aber deine armen Finger haben doch nichts getan, für das sie Strafe verdient hätten – nicht wahr?«
    Ihr Lächeln schien breiter zu werden.
    »Wie ich sehe, hast du einen Brief bekommen«, fuhr er fort. »Vielleicht von einem deiner vielen Verehrer in London?«
    Sie lachte nervös. »Nein, aber dieses ein Mal wünschte ich fast, diese Halunken hätten –«
    Als sie verstummte, drückte er leicht ihre Hand. »Was wünschst du, Antonia?«, fragte er leise.
    Kummer legte sich auf ihr Gesicht. »Ich wünschte, einer von ihnen hätte geschrieben«, antwortete sie. »Aber der Brief, nun, er ist von meinem Vater.«
    »Hoffentlich keine schlechten Nachrichten?«, fragte er.
    »Er und seine Frau sind nach London zurückgekehrt«, erwiderte sie. »Sie haben mehrere Monate im Ausland verbracht, und jetzt möchte er ... er möchte, dass ich ihn besuche.«
    »Tatsächlich?« Gareth versuchte aufmunternd zu klingen. »Es besteht gewiss kein Grund, dass du nicht zu ihnen reisen könntest. Und sollten in dieser Zeit Fragen hinsichtlich deiner Wünsche zu Knollwood auftauchen, werde ich dir schreiben.«
    Sie verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. »Nein«, flüsterte sie, »ich ... ich kann nicht gehen. Genauer gesagt, ich sollte es lieber nicht tun.«
    Er konnte Schmerz und vielleicht auch ein wenig Angst in ihrer Stimme hören. Nicht darauf achtend, wer sie vom Haus aus sehen könnte, legte er den Arm um ihre Schulter. »Dies hier ist dein Zuhause, Antonia, bis Knollwood für dich wiederhergerichtet ist. Es gibt keinen Grund, dass du Selsdon verlässt, es sei denn, du selbst möchtest es.«
    Zu seinem Schrecken stieß sie einen jammervollen kurzen Laut aus

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