Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)
sagte er. »Ist der Innenminister im Haus?«
»Ja, Sir«, sagte Howard. »Möchtet Ihr ihn sprechen?«
»Ich fürchte, das muss ich, Howard.«
Fünf Minuten später stand de Vendenheim mit zwei Briefen in der Hand vor Mr. Peels Schreibtisch. Nachdem sich die beiden Männer routinemäßig begrüßt hatten, legte de Vendenheim den ersten Brief, der noch nicht unterzeichnet war, auf den Tisch. »Ich fürchte, es werden alte Schulden eingefordert«, sagte er. »George Kemble bittet um einen Gefallen.«
»Tatsächlich? Welcher Art?« Peel betrachtete die gleichmäßige, leicht schräge Schrift.
»Kemble ist bei einer Morduntersuchung behilflich«, erläuterte de Vendenheim. »Eine private Sache, die die Eigentümer von Neville Shipping betrifft. Er braucht jemanden, der dem örtlichen Friedensrichter die Hölle heiß macht.«
Peels Blick glitt über den Brief. »Ich verstehe«, murmelte er. »Und das Schriftstück soll Kemble als Fidibus dienen, richtig?«
De Vendenheim nickte. »In dem Brief wird bestätigt, dass Mr. Kemble in dieser Sache in Eurem Auftrag agiert«, sagte er. »Außerdem wird bekräftigt, dass die volle Kooperation der Justiz erwartet wird.«
Peel lächelte matt. »Er rechnet also mit Problemen?« Er griff zu seinem Stift und unterzeichnete binnen eines Augenblicks das Schreiben. »Und um welchen zweiten kleinen Gefallen bittet Kemble noch? Heraus damit.«
De Vendenheim versuchte nicht laut aufzuseufzen. »Kennt Ihr Lord Litting?«
Mr. Peel zuckte mit den Schultern. »Gesellschaftlich, nur flüchtig.«
»Der verstorbene Duke of Warneham war durch Heirat Littings Onkel.«
Eine Spur von Verständnis zeichnete sich auf Peels Gesicht ab. »Ach ja, der Tod des Dukes of Warneham. Da gab es so einiges an hässlichem Gerede, soweit ich mich erinnere. Aber letztendlich wurde sein Ableben als Unfall abgetan, oder etwa nicht?«
»Ja, und wahrscheinlich war es das auch«, sagte de Vendenheim. »Doch die Gerüchte und die Fragen sind nicht verstummt, und Kemble wünscht, ihnen nachzugehen. Nur, um sicherzugehen. Er möchte, dass ich mit Litting rede, der sich, wie es scheint, in der Nacht des Todes seines Onkels in dessen Haus aufgehalten hat. Sir Harold Hardell hat ihn begleitet.«
»Hardell.« Peel lächelte grimmig. »Ist einer von ihnen verdächtig?«
»Soweit ich weiß, nein«, entgegnete de Vendenheim. »Ich würde den Neffen aber gern selbst befragen. Es könnte trotzdem sein, dass ich ihn ein oder zwei Mal in die Mangel nehmen muss, um das aus ihm herauszubekommen, was an Wissen vielleicht in ihm steckt.«
»In Ordnung.« Peel hustete diskret und zückte seinen Stift. »Ich bin überzeugt, er wird sich als unverdächtig erweisen.«
De Vendenheim lächelte grimmig. »Vielleicht, aber die Fragerei wird ihn vermutlich wütend machen«, warnte er. »Trotzdem schulden wir es Kem für seine Hilfe in dieser Schmuggelsache.«
»Kein Wort mehr davon.« Peel zog ein Blatt Papier aus seiner Schublade und begann einige Zeilen niederzuschreiben. »Gebt das hier Litting, falls er Probleme macht«, sagte er. »Sollte ich die Wahl haben, einen Adligen zu verärgern, den ich kaum kenne, oder einen unserer besten Mitarbeiter, den wir je hatten, nun, es mag ausgesprochen unangenehm sein, aber ich weiß, auf wen meine Wahl fallen würde.«
Dankbar nahm de Vendenheim das Schreiben entgegen. »Ich hoffe, Ihr werdet es nicht bereuen, Sir«, sagte er.
»Ja«, Peel lächelte, »das hoffe ich auch.«
De Vendenheim war schon halb zur Tür hinaus, als Peel ihn aufhielt. »Wartet noch einen Augenblick, Max. Was gedenkt Ihr, wegen Sir Harold zu unternehmen? Ich würde mir nur ungern einen hervorragenden Anwalt zum Feind machen.«
De Vendenheim nickte. »Ich werde ihn aus der Sache heraushalten, soweit mir das möglich ist«, versicherte er.
Peel seufzte. »Dann tut also, was Ihr könnt«, fügte er hinzu. »Aber Max?«
Mit der Hand schon auf dem Türknauf steckte de Vendenheim noch einmal den Kopf zur Tür hinein. »Ja, Sir?«
Peel wirkte sehr nachdenklich. »Was immer Ihr auch tut, sorgt dafür, dass die Gerechtigkeit siegt.«
»Ich glaube, Ihr habt an der Taille ein wenig zugenommen, Mylady«, stellte Nellie am Samstagmorgen fest. »Der Rock sitzt eine Spur zu eng.«
Antonia wandte sich zum Spiegel und steckte den Daumen in den Bund ihres Rockes. »Tatsächlich«, bestätigte sie. »Werde ich ihn trotzdem tragen können?«
»Gott, ja! Und Ihr könnt gut und gern noch mehr an Gewicht zulegen«, versicherte ihr
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