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Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)

Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
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Nellie, während sie in das Ankleidezimmer ging, um die Reitstiefel ihrer Herrin zu holen. »Wohin wünscht der Duke heute zu reiten?«
    »Ich weiß es nicht«, gestand Antonia und folgte ihrer Zofe. »Er hat nur gesagt, er wolle mich um zehn treffen und es sei eine Überraschung.«
    »Terry sagt, sie hätten gestern eine neue Treppe im Haus gebaut«, sagte Nellie. »Vermutlich wird er das mit der Überraschung gemeint haben.«
    Antonia lachte. »Ich bin durch die alte fast hindurchgefallen«, sagte sie und zog ihre Stiefel an.
    »Dann haltet Euch heute dicht an den Duke, Mylady«, wies Nellie sie an und drohte ihr spielerisch mit dem Finger. »Und geht in dem alten Haus nicht auf Wanderschaft, habt Ihr mich verstanden? Das nächste Mal gelingt es ihm vielleicht nicht, Euch zu retten.«
    »Wie du das sagst, klingt das sehr romantisch, Nellie«, sagte Antonia. »Hast du deine Meinung über den neuen Duke etwa geändert?«
    »Mein Urteil steht noch immer nicht fest«, brummte Nellie und strich einen Fussel von Antonias Kleid. »Aber solange er sich Euch gegenüber nett verhält, geht mich alles andere, was er tut, nichts an.«
    Antonia lachte wieder und drehte sich vor dem Spiegel. Es war dumm und mädchenhaft, aber in letzter Zeit fühlte sie sich immer häufiger wie ein junges Mädchen. Als der Augenblick des Schwindelgefühls vorüber war, betrachtete sie im Spiegel ihr Gesicht und widmete den Fältchen, die sich in ihren Augenwinkeln abzuzeichnen begannen, besondere Aufmerksamkeit. Dann strich sie mit den Händen über ihr Mieder und glättete den Stoff über ihren Brüsten und Rippen.
    Ja, ich sehe noch ganz gut aus, dachte sie. Und sie hatte sichtbar zugenommen. Um die Brust saß die Jacke viel enger als zuvor, und ihr Gesicht bekam langsam wieder Farbe. Sie schlief sogar besser, obwohl sie ihren Schlaftrunk nicht mehr zu sich nahm. Wenn Dr. Osborne sie deswegen tadelte, wechselte sie einfach das Thema. Sie wollte ihr Leben nicht länger in einem ruhiggestellten und benommenen Zustand verbringen. Die Wahl lag bei ihr, und sie hatte sich entschieden.
    Sie freute sich darüber, dass Gabriel sie für heute zu einem Ausritt eingeladen hatte. Die Vorfreude auf etwas war doch selbst schon ein Vergnügen, und es war sehr lange her, dass sie sich auf etwas hatte freuen können. Es ist nur ein Ausritt, sagte sie sich, während sie ihr Spiegelbild betrachtete. Nur ein Ausritt. Mit Gabriel, einem Mann, der nicht für sie bestimmt war. Er selbst hatte diese Worte verwendet, und Antonia wusste, dass er recht hatte. Niemand, der bei Verstand war, könnte sich wünschen, sie aufgehalst zu bekommen – nicht auf diese Weise. Und trotz all seiner Freundlichkeit, trotz all der Lust, die seine Berührung in ihr entfachen konnte, hielt Gabriel einen Teil von sich – den Großteil sogar – auf Distanz. Sie kannte ihn nicht wirklich, und sie musste akzeptieren, dass sich daran vielleicht nie etwas ändern würde.
    Sie warf einen schnellen Blick auf die Kaminuhr. »Himmel, die Zeit!« Sie eilte zu dem Regal, in dem ihre Hüte verwahrt wurden. »Nellie, was meinst du, welchen Hut -?«
    Die Zofe saß zusammengesunken im Sessel des Ankleidezimmers. Antonia lief zu ihr. »Nellie?« Sie kniete sich neben sie. »Nellie, was ist denn? Oh, meine Liebe, du bist ja blass wie ein Geist!«
    Nellie legte sich die Hand auf die Stirn, auf der Schweißperlen glänzten. »Steht auf, Ma’am, und kommt mir nicht so nah«, sagte sie. »Ich denke, ich habe mir eine Krankheit eingefangen.«
    Antonia lief zum Klingelzug und zog energisch daran, dann schenkte sie ihrer Zofe ein Glas Wasser ein. »Hast du Fieber?«, fragte sie besorgt. »Tut dir der Hals weh?«
    Widerstrebend nickte Nellie. »Aye, seit heute Morgen«, gab sie zu. »Ich hätte es wohl früher sagen sollen. Ich dachte ... ich dachte, es würde schon wieder weggehen.«
    Ein Hausmädchen kam und warf einen Blick auf Nellie. »Wahrscheinlich ist es die Mandelentzündung, die gerade umgeht«, erklärte sie. »Ich könnte dem Stiefelknecht den Hals dafür umdrehen, dass er die Krankheit ins Haus gebracht hat.«
    Nellies Augen wurden von Minute zu Minute glänzender. Antonia fühlte sich schuldig, weil sie ihren Zustand nicht früher bemerkt hatte. »Wie viele sind inzwischen krank?«, fragte sie.
    »Rose und Linnie aus der Küche«, sagte das Mädchen. »Drei von den Pferdeknechten und der Stalljunge. Dann ist auch noch Jane heute Morgen krank geworden. Oh, Mrs. Waters, ich denke, Ihr solltet Euch

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