Verloren unter 100 Freunden
Bots genauso gut unterhalten können«. Dann erklärt er, dass die Bots kompetente Gesprächspartner seien, weil die Gespräche auf Quake dazu neigten, vorhersehbaren Mustern zu folgen. Man redet über »die Karten … die Verstecke, darüber, wo man bestimmte Bomben kriegt und wo man bestimmte Formen der Unbesiegbarkeit ergattern kann«. Das können Bots auch.
Adam schwelgt in Erinnerungen an Augenblicke der Meisterschaft in Quake; für ihn ist die Herrschaft über die Spielwelt eine Quelle der Freude. »Mit der Zeit«, sagt er, »lernt man, wo die Sachen sind. … Man wird richtig gut.« In einer Spielrunde rannte Adam als Küchenschabe in einem Szenario, das »Badezimmer« hieß, herum. Er räumt ein, das höre sich »vielleicht nicht nach viel an«, habe ihn aber mit Leib und Seele gefesselt. »Es gibt kleine Tricks, wissen Sie, da sind so kleine Gleiter, damit kann man herumschlittern, und man kann hochspringen, und dann kommt man in den Abfluss, man schlittert den Abfluss runter, am Ende landet man im Hängeschrank, rennt eine kleine Rampe rauf, findet dann eine andere Stelle … dann kommt man an diese Stelle, wo man sich so ein Paar Flügel schnappen und im Zimmer herumfliegen kann, das macht einfach Spaß.«
Als Adam mit seinen Bürokollegen Quake spielte, war sein Lieblingsspiel eine virtuelle Version von Capture the Flag. Spielermannschaften überfallen einen gegnerischen Stützpunkt, um die Flagge zu erbeuten, während sie ihre eigene festhalten müssen. Capture the Flag bot genau die Erlebnisse, die Adam besonders mochte: Wettbewerb, Fliegen und sich in seiner Figur verlieren, dieser wendigen und gebieterischen Person, zu der er in dem Spiel wird.
»Du willst deine Kumpels schlagen. Du willst sicher sein, dass du sie besiegt hast. Du eroberst eine Flagge, und da ist diese Flugzeugstaffel, die du dir greifen kannst, und du fliegst rüber ans andere Ende, schnappst dir die Flagge und fliegst zurück. Und auf einmal hörst du [er macht Explosionsgeräusche und klatscht in die Hände] und dann ›Peng‹. … Rote Zahlen [dramatischer Tonfall, dann »ding ding ding ding«, deutet Musik an]. Und du denkst: ›VERDAMMT!‹ [laut] Du kriegst voll die Vorstellung, was da abgeht, bei dem Krach. [lacht] Tut’s Ihnen jetzt leid, dass Sie mich gefragt haben? [lacht]«
In der Figur, die er bei Quake spielt, fühlt Adam sich wohler als in der Person, die er außerhalb des Spiels ist. Er sagt, bei Capture the Flag zeige er viel mehr Geschicklichkeit als in seinem Technikerberuf, den er als unkreativ und unter seiner Würde empfindet. Neben der Virtuosität bieten Online-Spiele Gelegenheit, in Rollen zu schlüpfen, die ihn seiner Meinung nach aufwerten. Adam möchte ein großzügiger Mensch sein, aber die Voraussetzung für Wohltätigkeit ist Macht. Und Adam findet, dass er im wirklichen Leben keine Macht besitzt. In den Spielen hat er eine Menge davon. Tatsächlich hat er in Civilization, das er jetzt allein spielt, nichts Geringeres vor, als die Welt aufzubauen.
»Diese Spiele dauern so lange, man kann sie praktisch tagelang spielen. Einmal, als ich das Spiel gerade neu bekommen hatte, war ich so süchtig danach, dass ich am nächsten Tag zu Hause blieb, und dann spielte ich bis … ich glaube, es war ungefähr Mittag, oder neun Uhr früh, ich spielte die ganze Nacht durch. Am Ende hab ich gewonnen. Man macht so schnell Fortschritte. Man kriegt supermoderne Technik. Bei der ersten Technik-Welle ist man wie ein Krieger, und der nächste große Fortschritt ist, also, man kriegt Speer und Schild, und dann später kriegt man so Sachen wie Aegis – das ist ein
Schiff. Ein modernes Schiff, oder wie Atomwaffen … Und man kann sich sogar ein Raumschiff bauen und den Planeten verlassen … Das wäre eine Möglichkeit, das Spiel zu gewinnen …«
Um bei Civilization Erfolg zu haben, muss Adam Forschung, Eroberung, Volkswirtschaft und Diplomatie miteinander verbinden. Er muss die Möglichkeiten von Kultur und Technik ausschöpfen – es gibt spielinterne Forschung, um ein Alphabet zu entwickeln, Pyramiden zu bauen und das Schießpulver zu erfinden. Er kommt so weit, sich eine Regierungsform auszusuchen; er findet es gut, vom Despotismus zur Monarchie überzugehen. »Wenn man das Spiel auf Monarchie umstellt [und die Produktion von irgendetwas in einer Stadt beschleunigen will], dann verliert man keine Bürger, sondern Gold. Das gibt einem das Gefühl, human zu sein. «
Aber diejenigen, denen gegenüber Adam
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