Verloren unter 100 Freunden
Menschen zusammen ist«. Der Junge fährt fort: »Zuerst war er nur ein Welpe, aber jetzt kennt er mich … Er erkennt so viele Dinge … Er spürt, wenn man ihn streichelt … Die Elektrizität in ihm ist wie das Blut im Menschen … Menschen und Roboter haben beide Gefühle, aber Menschen haben mehr Gefühle. Tiere und Roboter haben beide Gefühle, aber Roboter haben mehr Gefühle, als sie sagen können.«
Wenn Oliver jedoch ein Problem hat, spricht er nicht mit AIBO, sondern mit seinem Hamster. Er sagt, dass, obwohl AIBO »mehr über seine Gefühle sagen kann, hat mein Hamster mehr Gefühle«. Oliver betrachtet AIBOs gegenwärtigen Mangel an Emotionalität nicht als in Stein gemeißelt. Im Gegenteil. »Gib ihm sechs Monate«, sagt Oliver. »So lange hat es gedauert, bis Peanut [der Hamster] mich richtig geliebt hat … Wenn man ihn [AIBO] noch ein bisschen weiterentwickelt, wenn man noch mehr Technologie reinpackt, dann könnte er einen in Zukunft bestimmt lieben.« Sich bis dahin um AIBO zu kümmern beinhaltet mehr, als ihn einfach nur zu beschäftigen. »Man muss auch auf seine Gefühle achten. AIBO ist sehr launisch.« Das stört Oliver nicht, denn dadurch ähnelt AIBO den Haustieren, die der Junge schon kennt. Olivers grundsätzliche Erkenntnis lautet: »Der AIBO mag mich. Und ich mag ihn.« Soweit es Oliver betrifft, ist der Roboterhund lebendig genug, um ihm ein guter Gefährte zu sein.
Der Umstand, dass AIBO neue Fertigkeiten erlernen kann, ist für Kinder sehr wichtig; denn das bedeutet, dass es zählt, wie viel von ihrer Zeit sie in ihn investieren, damit die Investition sich lohnt. Die achtjährige Zara sagt über ihre Zeit mit AIBO: »Je mehr man sich mit
ihm beschäftigt, desto aktiver und verspielter wird er. Und ich glaube, je weniger man mit ihm spielt, desto fauler wird er.« Zara und ihre elfjährige Cousine Yolanda vergleichen ihre AIBOs mit ihren Teddybären. Beide Mädchen stellen klar, dass AIBO keine Puppe ist. Yolanda sagt, es erfordere »Arbeit«, um den Teddybären in einen Gefährten zu verwandeln, weil die Gefühle des Teddys »aus meinem Gehirn kommen«. Der AIBO hingegen »hat von selbst Gefühle«. 7 Zara pflichtet ihr bei. Einem Teddybären könne man sagen, was er fühlen soll, aber »ein AIBO kann nicht etwas anderes fühlen als das, was er ausdrückt«. AIBO habe »eigene Gefühle«. Sie sagt: »Wenn AIBOs Augen rot leuchten, kann man nicht sagen, er ist zufrieden, nur weil man möchte, dass es so ist.«
Ein Teddybär mag unersetzlich sein, weil er ein Kind durchs Leben begleitet hat. Er weckt Erinnerungen an das jüngere Selbst. Und natürlich weckt nur dieser bestimmte Teddybär die Erinnerungen an Erlebnisse, die ein Kind mit ihm hatte. Aber wenn Kinder einen AIBO nicht durch einen anderen ersetzen möchten, ist etwas anderes im Gange. Ein bestimmter AIBO ist unersetzlich, weil er nicht nur Erinnerungen an das jüngere Selbst weckt, sondern auch Erinnerungen an sein eigenes jüngeres Selbst besitzt, etwas, das wir schon bei Kindern und ihrer Verbundenheit mit Tamagotchis und Furbys beobachtet haben. Wenn Yolanda ihren AIBO mit ihrem Teddy vergleicht, betont sie, dass AIBO »realer« sei, weil »er beim Aufwachsen alle Phasen der Kindheit durchläuft«.
Von »besser als nichts« zum Besten überhaupt
Auch Yolandas Gefühle über den AIBO durchlaufen verschiedene Phasen. Zuerst betrachtet sie ihn als einen Ersatz: »AIBO könnte eine gute Übung für Kinder sein, deren Eltern ihnen noch keinen richtigen
Hund kaufen möchten.« Aber dann geht sie einen Schritt weiter: In gewisser Weise könne AIBO besser sein als ein richtiger Hund. »Der AIBO«, sagt Yolanda, »verliert keine Haare, beißt nicht und stirbt nicht.« Mehr noch, einen Robotergefährten könne man so programmieren, wie man ihn gerne hätte. Yolanda sinniert darüber, wie schön es wäre, den AIBO »in der Welpenphase zu belassen, wenn man gern für immer einen Welpen haben möchte«. Kinder malen sich aus, einen individualisierten AIBO zu erschaffen, der ganz ihren Wünschen entspricht. 8 Manchmal besteht der Wunsch darin, Aufmerksamkeit und Zuneigung zu erhalten, wenn einem danach zumute ist, und den Roboter hinterher in die Ecke zu stellen, etwas, was mit einem echten Haustier nicht möglich ist.
Zwei Neunjährige – Lydia und Paige – sprechen über die verschiedenen Stufen, durch die ein Roboter von »besser als nichts« zum Besten überhaupt wird. Lydia beginnt, indem sie über den AI-BO als
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