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Verlorene Eier

Verlorene Eier

Titel: Verlorene Eier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Scarlett
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hingelegt hast, oder?
    Es ist vorbei. Mission erfüllt. Wir haben das Geld. Wenn eine Aufführung beendet ist, besteht kein Bedarf mehr an den Darstellern. Sie müssen von der Bühne abgehen.
    Du brauchst mich aber trotzdem noch, Bill!
    Ich bewundere deinen Kampfgeist, Angela. Aber die Stiefel wandern zu Oxfam, die Klamotten in die Altkleidersammlung und der Rest in den Hospiz-Shop. Und die Hühnerfilets werden wohl im Müll landen.
    Du herzloses Arschloch.
    Da spricht die wahre Künstlerin der Worte.
    7
    Ich höre sie, noch bevor sie in Sichtweite sind. Das Motorengeräusch klingt, als käme ein Traktor den Weg herauf. Doch in Wahrheit ist es ein alter Bugatti, ein echtes Prachtstück, das hupend durch die Bäume bricht und bebend und keuchend vor dem Haus stehen bleibt, bis der alte Knabe im Tweed-Sakko und der Rennfahrerbrille hinterm Steuer den Motor ausmacht und auf die Beifahrerseite hastet, um seinem betagten Fahrgast die Tür aufzuhalten. Ich stehe wie angewurzelt auf der obersten Stufe und beobachte das Szenario mit offenem Mund.
    Daphne Ottershaw macht einen überaus lebendigen und energiegeladenen Eindruck. Okay, sie ist alt, mit von bläulichen Venen durchzogener, pergamentartiger Haut, die sich fast schmerzhaft über ihrem Nasenrücken spannt, doch in ihrem Blick liegt eine beunruhigende Intensität, die ahnen lässt, dass durchaus noch Saft in der Zitrone ist. Sie muss einmal eine echte Schönheit gewesen sein, bemerke ich, als ich ihre ausgestreckte Hand ergreife und mein Blick über ihre makellose Kleidung schweift – ein taubengraues Kaschmirensemble mit einer Perlenkette um ihren faltigen Truthahnhals. Eine Mischung aus Talkumpuder und Rosenwasser, mit einem leisen Gin-Aroma darunter, steigt mir in die Nase.
    »Das ist Eddy«, stellt sie den alten Knaben vor. »Eddys verstorbener Bruder Alastair war mein lieber, lieber Freund, der Earl. Wir wohnen in The Hall. Ali und ich waren vor dem Krieg zusammen in Oxford.«
    Mit leisem Schrecken wird mir klar, dass Eddys Bruder der nachsichtige, freundliche Vermieter von Tom Cutler gewesen sein muss, wegen dessen modernisierungssüchtigem Sohn und derzeitigem Inhaber des Titels ich gerade fünf Riesen für die Kaution und fünf weitere für die Miete hingeblättert habe.
    »Heiliges Kanonenrohr«, ruft sie und tritt über die Schwelle. »Ziemlich bescheidene Hütte.«
    »Nehmen Sie es ihr nicht übel«, schaltet sich Eddy
ein.
    »Nein, bitte nicht. Das Wunderbare daran, alt zu sein und mit einem Fuß schon im Grabe zu stehen, ist – wie Sie selbst noch feststellen werden –, dass man alles sagen darf, was einem gerade in den Sinn kommt. Offensichtlich bin ich drauf und dran, vollends gaga zu werden. Ist das nicht herrlich? Wie lange musste ich darauf warten! Haben Sie etwas Anständiges zu trinken im Haus? Meine Kehle ist schon völlig ausgedörrt!«
    »Ich könnte eine Flasche Wein aufmachen.«
    »Hervorragend. Außerdem ist es eiskalt hier drin. Haben Sie denn keine Hilfe hier im Haus?«
    »Hilfe?«
    »Eddy, sei ein Schatz und zünde den Kamin an. Und dann könntest du dich vielleicht für eine Weile verziehen, damit wir Mädels in Ruhe plaudern können.«
    Eddy beginnt, mit einer Routine Scheite und Feueranzünder im Kamin zu arrangieren, die darauf schließen lässt, dass er es nicht zum ersten Mal tut. Ich mutmaße, dass er eine große Schwäche für die einst bildschöne Exfreundin seines Bruders hat, denn der Gehorsam, mit dem er Daphnes herablassende Befehle befolgt, hat etwas Demütiges, ja, fast Sklavisches an sich. Nicht zum ersten Mal seit ihrem Auftauchen geht mir der Gedanke Das lässt sich bestimmt gut für meinen nächsten Roman verwenden durch den Kopf.
    Wenig später sitzen Daphne und ich vor dem knisternden Kaminfeuer, wobei die einstige Königin des historischen Liebesromans den Lieblingsplatz meines inkontinenten Exhundes mit Beschlag belegt. Der brave Eddy ist in seinem Bugatti davongeknattert, um diverse Besorgungen zu machen (darunter auch Hundefutter für den Welpen) und dann auf Abruf bereitzustehen.
    »Nun, ich bin hergekommen, weil ich Sie mir mal ansehen wollte«, erklärt Daphne, was sie auch in aller Ausgiebigkeit tut. Wieder fällt mir auf, wie schön diese Frau einmal gewesen sein muss. Ihre Augen sind noch immer groß, doch scheinen sie leicht getrübt vom Alter und all den Dingen zu sein, die sie im Lauf ihres langen Lebens gesehen hat. »Sie sind auch nicht mehr ganz taufrisch«, stellt sie fest. »Das ist gut. Diese

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