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Verlorene Eier

Verlorene Eier

Titel: Verlorene Eier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Scarlett
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Allerdings, Angela – sofern Sie tatsächlich so heißen –, bin ich inzwischen so alt, dass es wohl nichts gibt, was ich nicht schon gesehen habe. Ich kannte viele von Ihrer Sorte in Paris und bin sehr tolerant, wenn auch nicht so tolerant, um mich auf Sexspielchen mit zahnlosen Hermelinen einzulassen, aber Sie verstehen, was ich damit sagen will. Sie sollten auch wissen, dass Ihr Geheimnis bei mir sicher ist. Wie gesagt, ich sterbe sowieso bald und nehme wesentlich pikantere Geheimisse mit ins Grab, das kann ich Ihnen versichern.«
    Ich habe keine Ahnung, was ich darauf erwidern soll. »Für jemanden, der so lebendig wirkt wie Sie, Daphne, scheinen Sie mächtig scharf aufs Sterben zu sein«, bringe ich schließlich kleinlaut hervor.
    »Ich freue mich drauf. Heimkehren, so nenne ich es. Irgendwann ist man so unendlich müde.«
    In der Tat wirkt sie auf einmal leicht erschöpft. Der Wein und die Wärme im Raum haben sie schläfrig gemacht. Unvermittelt verspüre ich den Drang, ihr die ganze Wahrheit zu erzählen – von dem Tag, als Gerald und ich im Ivy den Angela-Plan geschmiedet haben, bis hin zu meinem Ausflug in die Welt der Mikrotubuli in der Bar in Miami. Ja, es würde mir guttun, mir alles von der Seele zu reden. Und sollte sie mich verpetzen – obwohl mir etwas sagt, dass sie es nicht tun wird –, kann ich mich noch immer darauf berufen, dass die gute alte Daphne komplett hinüber ist und schließlich nicht einmal mehr weiß, welchen Tag wir heute haben.
    »Daphne«, sage ich, »bestimmt werden Sie sich gleich totlachen, wenn ich Ihnen erzähle …«
    In diesem Moment passieren zwei Dinge nahezu simultan: Daphnes Lider beginnen zu flattern, ehe ihr die Augen zufallen – die Gute ist wohl nur eingeschlafen und hat nicht den Löffel abgegeben, möchte ich hoffen –, und das Telefon läutet.
    Da ich nicht sicher bin, ob jemand aus dem Ort oder (was wahrscheinlicher ist) Eddy am anderen Ende der Leitung ist, melde ich mich mit einer Stimmlage, die irgendwo zwischen Bill und Angela liegt.
    »Hallo?«
    »Angela? Sind Sie’s? Hier spricht Amber. Philly ist aus dem Knast draußen. Ich stehe am Flughafen in New York. Unser Flug wird gerade aufgerufen. Angela … ich habe solche Angst. Ich glaube, er wird versuchen, mich umzubringen.«
    8
    Ich kann mich nur beglückwünschen, dass ich die Finger von dem Frascati gelassen und die Gelben Seiten nicht zum Anzünden des Feuers benutzt habe. Ich finde die Nummer der Urquhart-Brüder unter »Verschrottung von Fahrzeugen«. Daphne sitzt schnarchend in ihrem Sessel, während ich mit zittrigen Fingern die Nummer wähle.
    »Si? Hier ist Bill. Bill aus dem Wobbly.« Tiefer Atemzug. »Dostojewski.«
    Üblicherweise ist dies der Augenblick des Telefongesprächs, wenn das Gegenüber irgendetwas sagt. Si – oder vielleicht ist es auch Jago, ich habe keine Ahnung – tut nichts dergleichen. Stille dringt durch die Leitung von ihrem gruseligen, mit ausgeschlachteten Auto-Skeletten zugemüllten Anwesen bis zu meinem fünf Meilen entfernten Haus.
    »Hör zu, ich bräuchte ein Auto. Und zwar sehr dringend.«
    »Soso«, meint er endlich. »An was für einen Wagen hast du denn gedacht?«
    »Völlig egal. Solange er nicht geklaut ist und mich nach London und wieder zurück bringt. Obwohl – wenn ich es mir recht überlege, ist es mir sogar egal, ob er geklaut ist. Hauptsache, ich habe einen fahrbaren Untersatz.«
    Er gibt ein leises Glucksen von sich. »Du meine Güte, Dostojewski, du bist ja völlig durch den Wind. Wann genau brauchst du ihn denn?«
    »Jetzt gleich. Innerhalb der nächsten Stunde.«
    »Tja … Hm. Nach London und zurück, sagst du?«
    »Ja.« Los, mach schon, du Schnarchnase.
    »Ich habe hier einen, mit dem du zumindest den Hinweg schaffen könntest.«
    »Ich muss aber auch wieder zurück.«
    »Dann nimmst du wohl lieber den Mercedes. Eine uralte Karre. Ich habe sogar noch das Parkticket vom Reichsparteitag in Nürnberg.«
    »Haha.« Ich bemühe mich um ein überzeugendes Lachen, doch zu mehr als einem halbherzigen Haha reicht es nicht.
    »Die Karosserie ist komplett im Eimer, außerdem fängt er bei neunzig an, wie verrückt zu schlackern.«
    »Hör zu, Si, es würde jetzt zu lange dauern, dir zu erklären, wieso ich mich nicht selbst mit dir treffen kann. Könntest du ihn nicht einfach bei mir vor dem Haus abstellen und die Schlüssel im … Dingsbums stecken lassen?«
    »Zündschloss.«
    »Genau. Ginge das?«
    »Du bist ein echter

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