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Verlorene Eier

Verlorene Eier

Titel: Verlorene Eier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Scarlett
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irgendwann vier Seiten geschrieben hat, mit denen man zufrieden ist. Immerhin bringe ich es mit dieser Methode auf vier ganze Sätze.
    3.)Zuerst den Umschlagtext verfassen: Jemand meinte einmal zu mir, es sei eine sehr hilfreiche Erfahrung, sich sein eigenes Buch zu »verkaufen«. Und ich habe sie in der Vergangenheit mit großem Erfolg praktiziert. Ich setze mich also an meinen Laptop und schreibe: Der eisige Winter 1947: Die Kriegswitwe Camilla blickt einer ungewissen Zukunft entgegen, als sie den schwermütigen Flüchtling Tadeuz »Teddy« Podgorski kennenlernt. Doch der einstige Star-Pilot hat Geheimnisse. Weiß er etwas? Und wen kümmert das schon?
    4.)Gedanken schweifen lassen, abwarten und loslegen: Endlich habe ich wieder Boden unter den Füßen. Ich lasse meine Gedanken schweifen. Ich warte ab.
    Während ich warte, rufe ich meinen Agenten an.
    »Ich hänge noch immer fest, Gerald. Aus irgendeinem Grund fällt mir nichts Brauchbares ein.«
    Doch Gerald ist die Ruhe selbst. »Bill, wir sind gerade erst von einer höchst anstrengenden Lesereise aus den Staaten zurückgekommen. Die Dinge müssen reifen. Du wirst es mir nicht glauben, aber ich wollte dich auch gerade anrufen. Rate mal, wer ganz in der Nähe von dir ist und dich unbedingt kennenlernen möchte?«
    In meinem Kopf herrscht gähnende Leere. »Keine Ahnung.«
    »Du wirst staunen, Bill. Keine Geringere als die Grande Dame des historischen Liebesromans. Daphne Ottershaw.«
    Im ersten Moment glaube ich, ich hätte mich verhört. »Was?«
    »Gestern Abend war ich bei einer Verlagsparty, zu der auch jede Menge Agenten eingeladen waren, und dabei bin ich Sandy Pugh in die Arme gelaufen, der Daphne Ottershaw die letzten vierzig Jahre betreut hat. Offenbar ist die Alte doch nicht so gaga, wie alle glauben. Im Alltag ist sie voll auf Draht, nur die Konzentration, die man braucht, um einen Roman zu schreiben, bringt sie nicht mehr auf. Jedenfalls besucht sie gerade einen ihrer Exfreunde in Shropshire, irgendeinen Earl, und würde dich schrecklich gern persönlich kennenlernen. Sie ist eine große Bewunderin deiner Arbeit. Rührend, findest du nicht auch?«
    »Und sie ist nicht sauer, weil ich ihr den Rang ablaufe?«
    »Im Gegenteil. Sie ist restlos begeistert. Wenn man Sandy glauben darf, ist sie bester Dinge, seit ihr klar geworden ist, dass sie aus dieser Tretmühle aussteigen kann. Darf ich ihr sagen, dass du sie zu einer Tasse Tee empfängst?«
    »Eine Sekunde, Gerald. Sie will Angela kennenlernen?«
    »Natürlich. Wen sonst?«
    Tiefer Seufzer. »Aber das bedeutet, dass ich noch mal in diese Frauenmontur schlüpfen muss.«
    »Ein letztes Mal. Sieh es als eine Art Abschlussball.«
    »Aber all ihre Sachen liegen schon auf dem Dachboden.«
    »Dann hol sie eben runter.«
    »Dort oben gibt es Fledermäuse, Gerald.«
    »Du hast doch selber gesagt, dass du sie gern kennenlernen würdest.«
    »Wenn ich mich recht entsinne, habe ich gesagt, ich hätte sie gern kennengelernt.«
    »Ah, touché, Bill.«
    Stille breitet sich in der Leitung aus. Aber wir beide wissen ganz genau, was als Nächstes kommen wird.
    »Schätzungsweise könnte ich ihr ein paar Fragen zu Paris stellen.«
    »Aber natürlich.«
    »Und sie könnte mir ein paar nützliche Ideen liefern.«
    »Das Feuer mag erloschen sein, aber die Asche glimmt noch immer.«
    »Soll ich ihr die Wegbeschreibung per Mail zuschicken? Es ist nicht ganz einfach, den Weg nach Egton Level zu finden.«
    »Tu das, Bill. Und erzähl mir, wie es gelaufen ist.«
    6
    Seit der Zeit, als ich Angelas Koffer auf den Dachboden verfrachtet habe, wo er bis zum Ende aller Zeit (haha) bleiben sollte, haben ein paar Tiere die Gelegenheit beim Schopf gepackt und ihn als Toilette benutzt. Ich öffne das Schloss und entdecke Keiths Rosenquarzkette, woraufhin mich ein spontaner Anflug von Nostalgie überfällt. Wie es aussieht, habe ich die alte Schachtel tatsächlich ins Herz geschlossen. Obwohl wir ein und dieselbe Person sind und sie ohne mich nicht existieren kann, hat Angela so etwas wie eine eigene Persönlichkeit entwickelt. Ich kann mich noch genau an den Augenblick erinnern, als ich sie das erste Mal in Keiths Boudoir gesehen habe. Er bekam feuchte Augen, und ich sagte zu ihm: »Ein neuer Mensch ist geboren.« Es mag seltsam klingen, aber ich vermisse unsere kleinen Kabbeleien.
    »Dumme Gans«, entschlüpft es mir.
    Das Telefon läutet. Umständlich klettere ich die ausklappbare Leiter herab, stürze die Treppe hinunter (an dem Loch in

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