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Verlorene Eier

Verlorene Eier

Titel: Verlorene Eier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Scarlett
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hat, die gute alte Daphne abzuholen. »Allerdings war ein Mann namens Tom Cutler hier, der einen gewissen Bill sprechen wollte. Er wohne hier, meinte er.«
    Toll. »Ach ja, Bill war der Vorbesitzer des Hauses. Tom ist ein bisschen …« Ich lasse meine Stimme vielsagend verklingen.
    »Los, sagen Sie’s nur. Er ist gaga, stimmt’s? Ich fand ihn sehr sympathisch. Er hat mich ein bisschen an den armen Berti Lowndes erinnert. Ich habe eine Weile mit Bertie zusammengelebt, nachdem ihn diese dämliche schwedische Kuh abserviert hatte. Er hat ein bisschen gemüffelt. Tom, nicht Bertie. Ich mochte diesen leicht ungewaschenen Geruch an Männern ja schon immer. Ein Mann sollte doch nach irgendetwas riechen, oder nicht? Als ich noch jünger war, rochen sie alle nach Zitrusfrüchten. Und bei diesem Tom waren es Zwiebeln. Das fand ich schön. Er hat ein Buch mitgebracht. Für Bill.«
    Ich sehe es auf dem Couchtisch liegen. Die Geschichte von Lampeter. Band zwei: Lampeter im Krieg.
    Amber schlendert unterdessen durchs Haus und versucht zweifellos, das unbestreitbar maskuline Flair mit der Existenz ihrer Retterin unter einen Hut zu bringen. Daphnes Anwesenheit hingegen scheint sie nicht im Mindesten zu wundern. Vielleicht sind der Jetlag oder die Übermüdung schuld, vielleicht glaubt sie aber auch nur, dass eine zweite alte Schachtel in einem englischen Landhaus gewissermaßen zum Inventar gehört. Ihr Blick fällt auf den Buddha auf dem Kaminsims. Zum Glück war ich geistesgegenwärtig genug, vorher den an Bill Greefe adressierten Steuerbescheid wegzunehmen, der dahinter klemmte.
    »Hat er Ihnen schon Glück gebracht?«, fragt sie, hebt ihn hoch und pustet die dünne Staubschicht weg, die sich in den vergangenen drei Wochen darauf gebildet hat.
    »Absolut, meine Liebe. Sie sind hier, ist das etwa nichts?«
    Aus der Richtung von Daphnes Sessel kommt das unmissverständliche Geräusch eines Furzes. Doch als ich mich überwinde und zu ihr hinübersehe, entdecke ich nicht etwa Schamesröte auf ihren Zügen oder eine Unschuldsmiene, als wäre nichts passiert. Stattdessen kann ich den Ausdruck auf ihrem vom unwirklichen orangefarbenen Schein der Flammen erhellten Gesicht nur als triumphierend bezeichnen.
    14
    Amber und der Junge beziehen Claires einstiges Arbeitszimmer im oberen Stockwerk gleich neben meinem Schlafzimmer. Daphne meint, sie bleibe auf der Couch vor dem Kamin. Ich solle ihr einfach eine alte Pferdedecke überwerfen. »In meinem Alter weiß man sowieso nie, ob man noch mal aufwacht«, fügt sie fröhlich hinzu.
    Ich gehe mit dem schnurlosen Telefon hinaus in den Garten. Der Mond ist fast voll, und ein feiner Nebel hat sich über das Feld und meine Jungs gelegt. Ich wähle die Nummer in Marylebone. Der Hörer wird beim ersten Läuten abgehoben.
    »Bist du noch wach?«, frage ich.
    »Ich habe gelesen. Zwei Seiten Edward Gibbon, und schon bin ich in einer völlig anderen Welt. Und du?«
    »Hör zu, Keith, ich habe hier ein echtes Problem, Keith. Eine lange Geschichte. Es geht um einen amerikanischen Mafia-Gangster namens Philly Paintbrush, der versucht, eine Freundin zu töten, die mir sehr am Herzen liegt.«
    »Wie unangenehm. Hast du schon die Polizei gerufen?«
    »Keith, dieser Philly ist ein Gewaltverbrecher, der Richter besticht und das FBI an der Nase herumführt. Ich hatte gehofft, du oder einer deiner Kollegen könnten mir vielleicht sagen, wie man mit so jemandem umgeht …«
    »Meine Kollegen im Ministerium, meinst du?«
    »Du hast doch mit derartigen Subjekten tagtäglich zu tun, oder nicht?«
    »Ich habe mit ihnen zu tun?«
    »Und ziehst sie aus dem Verkehr?«
    »Aus dem Verkehr?«
    »Eliminierst sie.«
    »Wie bitte?«
    »Du tötest doch Menschen.«
    »Ich tue was ?«
    »Okay, vielleicht nicht töten. Aber du sorgst dafür, dass sie von der Bildfläche verschwinden.«
    »Bill, ich glaube, du hast da etwas missverstanden. Ich kümmere mich um Köhler und Weißfisch. Und da Henderson diese Woche bei einer Schulung ist, habe ich auch noch die Makrele übernommen.«
    Stille. In der Ferne ertönt das Heulen einer Eule.
    »Aber du bist doch Spion. Im Ministerium für Egalitäten …«
    »Bill, ich arbeite für das frühere Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei und Lebensmittel, das inzwischen der Abteilung für Umwelt, Ernährung und Landwirtschaft unterstellt wurde.«
    »Aber was ist mit der Türkei, wo du mit irgendwelchen Banditen in den Bergen Feuerwasser getrunken hast?«
    »Bill, ich habe in der Türkei

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