Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verlorene Eier

Verlorene Eier

Titel: Verlorene Eier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Scarlett
Vom Netzwerk:
Ihren Werken sind. Liebe. Verlust. Eifersucht. Leidenschaft. Seelenqual. Das sind die zentralen Themen, richtig?«
    Mittlerweile habe ich mich wieder so weit erholt, dass ich erwidern kann: »Ja, das ist richtig. Danke, dass Sie es so auf den Punkt gebracht haben. Ich fürchte, man lässt mich nicht allzu oft vor die Tür …«
    Leises Lachen ertönt, und die negative Stimmung scheint verflogen zu sein.
    Es folgen weitere Fragen – über die Küstenorte, die Heldinnen, deren Vornamen ausnahmslos mit C beginnen –, dann signiere ich brav die Bücher, schüttle der Buchhändlerin die Hand, und dann sitzen wir auch schon in Whitakers Limousine und fahren davon.
    »Ich muss Ihnen für Ihr Eingreifen danken, Mr Crouch. Ich fürchte, ich habe mich nicht besonders geschickt angestellt. Die Hitze …«
    »Kein Problem, Ma’am. Diese Lesereisen können kreative Geister wie Sie arg strapazieren.« Mir fällt auf, dass Gerald auf seiner Unterlippe herumkaut und gedankenverloren aus dem Fenster starrt. »Vor ein paar Jahren hatte ich die Ehre, eine Ihrer Landsmänninnen zu begleiten – Daphne Ottershaw. Sie wollte ziemlich oft stehen bleiben, um eine kleine Erfrischung zu sich zu nehmen, wie sie es nannte.«
    »Ah.«
    »Sie hat mir gezeigt, wie man einen Martini mixt, wie sie es von Jean Cocteau in Paris gelernt hat. Wenn ich es recht verstanden habe, hat sie ein ganzes Jahr dort als Mann gelebt.«
    Vor dem nächsten Termin ist noch ein wenig Zeit, deshalb schlägt Whitaker eine Stadtbesichtigung vor. Da es keinen vernünftigen Grund gibt, sein Angebot abzulehnen, fährt uns der kleine Mann kreuz und quer durch seine Stadt und zeigt uns die Sehenswürdigkeiten wie das Gebäude von CNN , diverse Monumente der Olympischen Spiele von 1996, das Haus, in dem Margaret Mitchell Vom Winde verweht geschrieben hat, und ein Exponat namens World of Coca-Cola. Schließlich fährt er uns zum Fernsehsender, dessen Studio in einem langen, flachen Betonblock in einem wenig ansprechenden Viertel untergebracht ist, wo ich mein Buch präsentieren soll.
    Atlanta in Focus , eine halbstündige Diskussionssendung, wird von einer ernsten jungen Frau mit einem dichten Lockenschopf und einer riesigen Brille moderiert, die entweder superretro oder einfach nur hoffnungslos altmodisch ist. Im Studio gibt es kein »Set« im eigentlichen Sinne, sondern nur mehrere ramponiert aussehende Sessel vor einem Hintergrund, der die Fabrikhallen-Vergangenheit des Gebäudes widerspiegeln soll. Die Kameras gehören zu der Sorte, wie man sie in jedem Hobbyfilmer-Katalog bestellen kann, und die »Crew« sieht aus, als käme sie geradewegs vom nahegelegenen College. Die Sendung, die gleich aufgezeichnet werden wird, soll während der nächsten Woche viermal täglich ausgestrahlt werden.
    Ich treffe als Letzte ein, setze mich und stelle mich den anderen Gästen vor, wobei ich mich dabei ertappe, dass ich einer Gestalt zunicke, bei der es sich unübersehbar um einen Mann in Frauenkleidern handelt.
    Das Lächeln gefriert mir auf den Lippen.
    Zu meinem Entsetzen zwinkert er mir zu.
    Und dann werden die Lichter gedämpft. Jazzmusik setzt ein – ein Stück von Miles Davis aus dem Kind of Blue -Album –, ehe der Lockenkopf die Anmoderation spricht. Mein Blick schweift zu Gerald, der an die Wand gelehnt dasteht und eine hilflose Geste macht.
    »… und meine heutigen Gäste sind der Travestie-Poet Carmel Schatz; der Thriller-Autor Reid Pickles, in dessen jüngstem Buch, Summ-Summ in Little Italy , ein Bienenzüchter im Mittelpunkt steht; die britische Liebesromanautorin Angela Huxtable, deren neuestes Werk, Sündige Leidenschaft , gerade erschienen ist; der Poker-Blogger und Halbfinalist im Poker-Hotshots-Turnier von Atlanta, Earl Kollias; und die Musik kommt heute von unserer hochgeschätzten Freundin Clover Horncastle. Carmel, wenn ich mit Ihnen beginnen dürfte …«
    Die Sendung ist der pure Horror. Nachdem jeder Gast die Werbetrommel für das gerührt hat, weswegen er hergekommen ist, werden die anderen ermutigt, ihren Senf dazuzugeben und sinnloses Zeug daherzureden. Als Carmel Schatz – dessen richtiger Name Stephen Carmody lautet, wie ich später erfahre – von seinem Keller erzählt hat, in dem er/sie »durch das Medium der Poesie in gänzlich neue Sphären der Transsexualität vordringt«, erkundigt sich Miss Killerbrille, wie ich sie insgeheim nenne, ob ich jemals in Versuchung geraten sei, einen Liebesroman im Transsexuellen-Milieu anzusiedeln.
    »Nun,

Weitere Kostenlose Bücher