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Verlorene Eier

Verlorene Eier

Titel: Verlorene Eier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Scarlett
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Typ war ein Riesenarschloch, das sieht doch ein Blinder.
    Dieser Teil hat dir nicht gepasst, stimmt’s? Als sie gemeint hat, bei allem, was er getan hätte, sei immer diese Intensität da gewesen. Du musstest an sie denken, stimmt’s … daran, wie sie sich lieben.
    Und?
    Bill! Du bist auf einen Toten eifersüchtig! Gibt es für so etwas überhaupt ein Wort?
    Gute Frage. Du bist doch die Autorin hier, meine Liebe. Aber wie sieht es denn mit dir aus? Du hörst diesem Mädchen zu und denkst: »Oooh, das könnte ich vielleicht verwenden!« Wie krank kann jemand sein, der auf so eine Idee kommt?
    Eine Zeitlang sitzen wir da und starren uns wutschnaubend im Spiegel an.
    Entschuldigung. Ich glaube, dieses Mädchen hat mir den Kopf verdreht.
    Entschuldigung angenommen. Du bist im Moment nicht mehr du selbst. Aber in einem Punkt sind wir uns einig: Wir glauben beide an die Liebe auf den ersten Blick.
    Allerdings. Und wieso?
    Weil es uns passiert ist. Dir.
    Und wenn es einmal passieren kann …
    Bist du in sie verliebt?
    Ich kriege sie nicht mehr aus dem Kopf, Angela.
    Dumme Gans. Sie ist das, was die Amerikaner als »durchgeknalltes Weibsstück« bezeichnen.
    Ich dachte, du magst sie.
    Das tue ich auch, aber ich will nicht, dass dir jemand wehtut.
    Wie kommt es, dass du immer so vernünftig und ruhig bist?
    Ich bin schließlich nicht diejenige, die sich ein Kleid anziehen muss, um ihr Geld zu verdienen.
    Vielleicht fühle ich mich ja zu »durchgeknallten Weibsstücken« hingezogen.
    Wenn du mich fragst, hättest du dich nie mit Claire einlassen dürfen. Sie war wunderschön, aber auch kühl und distanziert. Ohne ein Fünkchen Wärme.
    Buddha hätte nie im Leben mit ihr geredet. Und wenn doch, hätte sie nicht auf ihn gehört.
    Soll ich dir sagen, was ich an deiner Stelle tun würde?
    Schieß los.
    Ich würde diese albernen Klamotten ausziehen, in die Bar gehen und mir einen anständigen Drink bestellen.
    Kommst du mit?
    Wäre das nicht nett? Vielleicht ein andermal …
    9
    Der Nachtzug ist zweifellos die vernünftigste Art, die gut dreizehnstündige Zugfahrt von Washington nach Atlanta hinter sich zu bringen. Deshalb hat der Verlag zwei Schlafabteile für Gerald und mich im Amtrak-Zug reserviert, der um 18:30 Uhr vom Hauptbahnhof in Washington abfährt und am nächsten Morgen um 08:13 Uhr in Atlanta ankommen wird. Nachdem ich mich von George verabschiedet habe, kann ich während der Reise wieder Bill sein. Mein Agent und ich setzen uns in den Speisewagen, bestellen uns Steaks und Rotwein und sehen zu, wie die dicke rote Sonne die Landschaft erleuchtet.
    »Also«, sagt Gerald, »erzähl mir von dem Mädchen.«
    »Hm.«
    »Die Kleine ist ein Fan von dir, soweit ich mitbekommen habe.«
    »Mein allergrößter. Sie hat alles von mir gelesen, Gerald.«
    »Heiliger Strohsack, das nenne ich echte Loyalität.«
    »Meine Bücher haben ihr in einer schwierigen Lebensphase viel Trost gespendet.«
    »Jeder Schriftsteller freut sich, so etwas zu hören.«
    »Eines hat sie sogar fünfmal gelesen.«
    Gerald wirft mir einen eigentümlichen Blick zu. Seine Augen sind leicht glasig, wie immer am Ende der ersten Flasche Wein.
    »Höre ich da einen Anflug von zärtlichen Gefühlen heraus?«, fragt er.
    »Wir haben … wie soll ich es bezeichnen? … eine Art Bindung zueinander aufgebaut.«
    »Sie ist eine sehr attraktive junge Frau.«
    »Findest du? Ja, das ist sie wohl.«
    »Und sie hält dich für eine echte Frau, richtig?«
    »Absolut, Gerald.«
    »Erstaunlich. Wäre es nicht faszinierend, wenn du ihr einmal als Mann begegnen könntest?«
    »Findest du?«
    »Würde sie dich überhaupt bemerken?«
    »Keine Ahnung. Aber ich werde es sowieso nicht tun. Es ist perfekt, wie es ist. Möglich wäre es allerdings.«
    »Würdigen Frauen wie sie Männer, die doppelt so alt sind wie sie, eines Blickes?«
    »Ich denke schon. Ich bin sogar ziemlich sicher.«
    »Sind Männer unseres Alters nicht unsichtbar für sie?«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
    »Trotzdem … aber dazu wird es niemals kommen, stimmt’s?«
    Ein Anflug von Härte hat sich in Geralds glasige Augen geschlichen. »Wie auch?«, erwidere ich leise.
    »Genau. Wie auch?«
    Sein Blick schweift über die Felder, die in flammend rotes Licht der letzten verbliebenen Sonnenstrahlen getaucht sind.
    »Gönnen wir uns einen kleinen Schlummertrunk, Bill? Ich glaube, ich habe gesehen, dass es Brandy an der Bar gibt.«
    10
    Mein Schlafabteil, dessen Sitze sich zu einem Einzelbett

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