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Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)

Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)

Titel: Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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ihren Blick. Die Fältchen um seine Augen zeigten ein Lächeln. Sekunden später machten auch die Muskeln um den Mund mit. Er hatte sie erkannt. Er legte die Hand auf die Schulter seines Begleiters. Carola Pütz schaute ihn nun unverwandt an. Er hatte etwas Aristokratisches an sich, fand sie. Die grau melierten Haare, das kleine Bärtchen am Kinn. Ein attraktiver Mann. Die Fliege, die er zu seinem schwarzen Anzug trug, stand keck ab.
    Wieso auch immer, sie stellte sich vor, er trüge einen Schottenrock und musste lachen. Wie kam sie auf so eine blöde Idee? Mit einem Seitenblick erwischte er noch soeben ihr Lachen. Er reichte dem Mann die Hand. Verabschiedete sich.
    „Der kommt herüber“, sagte Silvia Schleisieck und drehte sich elegant in Carola Pütz Blickfeld. Sie sollte recht behalten. Mit einer eleganten Bewegung wich der Mann einem Kellner mit einem gefüllten Tablett aus. Sechs Schritte zählte Carola Pütz. Dann stand er vor ihnen.
    „Ich hoffe, ihr Grund für das Amüsement war nicht ich“, sagte er. Wieder dieser Akzent.
    „Nein, wirklich nicht“, log sie.
    Glaubte er ihr?
    „Darf ich mich vorstellen. Mein Name ist Reto Winterhalter, ich komme aus Basel in der Schweiz.“ Er hielt Frau Schleisieck seine Hand zum Gruß hin. Zu ihrer Verwunderung ergriff er sie und deutete einen Handkuss an.
    „Sehr angenehm, Silvia Schleisieck“, antwortete sie sichtlich überrascht. Dann wandte er sich Carola Pütz zu. Wieder der Handkuss. Dabei suchte er ihren Blick zu erhaschen. Sein herausfordernder Blick ärgerte sie ein wenig. Und verunsicherte sie obendrein.
    Dabei vergaß sie total, sich vorzustellen.
    „Carola Pütz, ich komme aus Frankfurt, sehr angenehm“, sagte sie mit einer Verspätung von ein paar Sekunden, die ihre innere Verwirrung offenbarte.
    Bemerkte er das jetzt etwa? „Das Konzert ist fantastisch“, sagte er nonchalant, „Was denken die Damen?“
    „Ja, fantastisch“, sagte Carola Pütz. Ihr fiel nichts anderes ein, als das Wort wie ein Papagei zu wiederholen. Es ärgerte sie, dass sie sich benahm wie ein schüchterner Teenager.
    „Sind Sie auch Kurgast hier?“, fragte Silvia Schleisieck interessiert.
    „Nein“, antwortete er mit einem dunklen Unterton in der Stimme, der nicht zu seinem Gehabe passen wollte, „Ich bin beruflich hier. Leider.“
    Carola Pütz sah ihre Chance, etwas Schlaues zu sagen. „Seien Sie froh, dann haben sie auch keine Krankheit, die Sie auskurieren müssen.“
    Er lachte. „Da haben Sie recht. Wenn ich das bemerken darf, Sie sehen auch beide nicht so aus. Das meine ich als Kompliment.“
    Eine kleine Glocke erklang dreimal. Das war das Zeichen sich wieder auf die Plätze zu begeben.
    „Sehen wir uns in der nächsten Pause?“, fragte er.
    Nach einem schnellen Seitenblick auf Carola Pütz antwortete Frau Schleisieck: „Gerne.“
    Durch eine der Türen gingen sie noch gemeinsam, doch dann verschwand Reto Winterhalter in den hinteren Teil des Theaters.
    „Sehr charmant, dieser Schweizer. Und verdammt gut aussehend.“
    „Das weiß er aber auch“, antwortete Carola Pütz.
    „Ich mag selbstbewusste Männer. Waschlappen gibt es genug auf der Welt.“
    Carola Pütz hatte das Gefühl etwas entgegnen zu müssen, ließ es aber.
    Warum war das so?
    Sie kam nicht dazu, weiter darüber nachzudenken, denn der dritte Satz begann mit dem Scherzo. Sofort nahm Dvorák mit seiner Musik sie wieder gefangen, und sie vergaß den Schweizer Charmeur für ein paar Minuten.
              *
    Einen Moment lang zögerte Carola Pütz. Reto Winterhalter hatte sie für den nächsten Tag auf einen Kaffee eingeladen. Sie standen bereits im Mantel im Foyer des Theaters. Silvia Schleisieck hatte sich entschuldigt, und war auf Toilette gegangen. Die Gelegenheit, sie alleine sprechen zu können, hatte er genutzt. Sie war in Zwiesprache mit ihrem Engelchen und ebenso mit dem Teufelchen auf ihrer Schulter.
    Das eine flüsterte ihr zu: „Pass auf!“ Das andere sagte: „Was ist denn dabei?“
    In einem spontanen Entschluss ließ sie alle Vorsicht fahren. Was war gegen einen harmlosen Kaffee einzuwenden?
    „Ja, gerne.“
    Ein flüchtiges Lächeln flog über seine Lippen.
    „Wie schön. Darf ich Sie nach Hause begleiten? Dann weiß ich auch, wo ich Sie morgen abholen darf“, sagte er.
    „Kennen Sie die Kurklinik ‚Sachsenglück‘?“
    „Sicher, die liegt ganz in der Nähe meiner Pension“, antwortete er und zupfte an seinem Schal.
    „Ach ja? Darf ich fragen, was sie beruflich

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