Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)
machen, Herr Winterhalter?“
„Ich bin Journalist“, sagte er, „Aber ich möchte Sie nicht mit Details aus meinem Leben langweilen.“
„Keine Angst. Wenn das passiert, sage ich es Ihnen“, sagte sie kokett und wunderte sich über sich selbst.
Silvia Schleisieck gesellte sich wieder zu Ihnen. Als sie kurze Zeit später durch die Türe ins Freie traten, sprang ihnen die Kälte ins Gesicht. Die Strahler waren bereits erloschen, man war dabei den roten Teppich wieder einzurollen. Sie gingen seitlich die Treppe hinunter.
„Uuh, wie ungemütlich“, sagte Silvia Schleisieck und zog ihren Kragen hoch.
„Ich hoffe, niemand hat etwas dagegen, wenn wir uns beeilen.“
„Nein, sicher nicht“, sagte Carola Pütz.
Es kam ihr so vor, als hätte Reto Winterhalter ein freundliches Dauergrinsen aufgelegt. Freundlich, aber trotzdem reserviert. Seitdem sie ihn auf seinen Beruf angesprochen hatte. Sie konnte sich auch täuschen, aber es kam ihr so vor. Viele Gäste der Kliniken waren ebenfalls zu Fuß unterwegs. Auch fuhren einige Taxis an ihnen vorbei. Sie unterhielten sich auf dem Weg nur über belanglose Dinge. Vom Theater bis zur Klinik waren es vielleicht fünf Minuten, wenn man schnell ging.
Vor der Auffahrt zur Klinik ‚Sachsenglück‘ standen mehrere Menschen und schauten hinauf zur Klinik. Durch die angeregte Unterhaltung fiel es den Dreien erst auf, als sie dort ankamen.
Carola Pütz erkannte sofort die Blaulichter der Einsatzfahrzeuge. Sofort wich die gelöste Stimmung einer gespannten Erwartung. Sie war lange genug Gerichtsmedizinerin gewesen. Bevor sie sich der plastischen Forensik zugewandt hatte. Sie kannte die Stimmung, die herrschte, wenn man an einem Tatort ankam.
„Oh jeh, das sieht wieder nach einem Diebstahl aus. Sonst wäre keine Polizei dort“, sagte sie. Doch dann erkannte sie, dass ebenfalls ein Rettungswagen und ein Notarztwagen vor dem Eingang der Klinik standen. Trotz der späten Stunde war noch reichlich Betrieb. Klinikinsassen mit Morgenmänteln und Hausschuhen standen vor dem Eingang zur Klinik.
„Diebstahl?“, fragte Reto Winterhalter.
„Ja, wir hatten einen Diebstahl vor einigen Tagen. Aber wenn Mediziner vor Ort sind, dann ist es sicher etwas anderes“, antwortete Carola Pütz mit einer bösen Vorahnung.
Der Kies knirschte unter ihren Schuhen, als sie sich dem Gebäude näherten.
Die beiden Rettungsfahrzeuge waren leer. Lediglich das blaue, kreisende Licht belegte die Szenerie mit einer düsteren Stimmung.
Carola Pütz bemerkte gar nicht, dass sie den Arm von Reto Winterhalter ergriff, als sie die Treppenstufen hinaufgingen. Was sie bemerkte war, dass ihr Puls langsam anstieg. Nicht besorgniserregend, aber merklich. Die Leute in den Bademänteln tuschelten miteinander. Pütz bekam nur Gesprächsfetzen mit. Das Wort Tote war zu hören und man sprach vom Hallenbad. Dann waren sie auch schon durch die Türe. Drinnen an der Rezeption war der Menschenauflauf noch größer. Links vor dem Durchgang zum Hallenbad stand ein Polizist und ließ niemanden hindurch. Silvia Schleisieck machte ihnen ein Zeichen, dass sie sich an der Rezeption erkundigen wollte, was passiert sei. Carola Pütz wollte ebenfalls stehen bleiben, doch zog Reto Winterhalter sie weiter, bis er vor dem Polizisten zu stehen, kam.
„Ist die Presse schon zugelassen?“, fragte er den jungen Beamten und hielt ihm seinen Presseausweis vor die Nase. Der schaute kurz darauf und gab den Weg frei.
Pütz schaute Reto Winterhalter fragend an. Doch der grinste nur schelmisch und sagte: „Wenn ihm der Schweizer Presseausweis ausreicht, was soll ich dann sagen?“
Sie lachte kurz über seine Unverfrorenheit, obwohl ihr gar nicht zum Lachen zumute war.
Dann gingen sie in etwas langsamerem Tempo weiter. Vorbei an dem Büro von Ferner bis sie an der Decke des Ganges bereits die Spiegelungen des Wassers sehen konnten.
Der Pulsschlag stieg. Nach rechts öffnete sich der Gang und daran schloss sich die kleine Treppe an, über die man dann den schön ornamentierten Fliesenbelag der Halle betrat. Doch für die kunstvoll verlegten Fliesen hatte sie keinen Blick. Der haftete auf dem im Wasser treibenden Körper, den Jemand versuchte an den Beckenrand zu schieben. Der Körper trieb dort, wo das Wasser tief war, also musste der Mann schwimmen. Am Rand stand ein Polizist, der versuchte, mit einer Stange , zu helfen.
Pulsschlag Tendenz weiter steigend. Doch das bemerkte sie nicht. Ihre Zählmacke arbeitete im Offline-Modus. Ohne
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