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Verlorene Seelen

Verlorene Seelen

Titel: Verlorene Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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der Brust schoß. Ed behielt den Finger am Abzug. Dann brach Reeder zusammen und riß dabei einen Klapptisch um. Mit leisem Klappern entglitt das Messer seiner Hand.
    Er starb, ohne einen Laut von sich zu geben.
    Ben taumelte und fiel auf die Knie. Während Ed durch das kaputte Fenster hereinkletterte, schaffte Ben es, seine Waffe zu ziehen. »Wenn du auch nur die kleinste Bewegung machst«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen, indem er seine Dienstwaffe auf Kevin richtete,
    »gilt das als Widerstand bei der Festnahme.«
    »Amos war’s! Amos hat sie alle abgemurkst«, sagte Kevin und begann zu schluchzen. »Ich hab’ nur
    zugeguckt. Ich schwör’s, ich hab’ nur zugeguckt, weiter nichts!«
    »Wenn du auch nur eine Bewegung machst, du mieses kleines Schwein, dann schieß ich dir die Eier weg, bevor du lernst, wozu sie nutze sind.«
    Vorschriftsgemäß durchsuchte Ed den Jungen, was sich jedoch als unnötig herausstellte. Dann hockte er sich neben Ben. »Wie schlimm ist die Verletzung?«
    Der Schmerz brannte wie Feuer und hatte sich bereits auf den Magen ausgewirkt und Übelkeit hervorgerufen.
    »Was mußte ich auch Kopf erwischen. Beim nächsten mal werfe ich die Münze.«
    »Okay. Laß uns mal nachsehen.«
    »Ruf jemand her, um hier Ordnung zu schaffen, und bring mich ins Krankenhaus.«
    »Eine Arterie hat er jedenfalls nicht getroffen, sonst würde das Blut nur so aus dir heraussprudeln.«
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    »Na, dann ist ja alles bestens.« Er zog zischend den Atem ein, als Ed die Wunde freilegte. »Wie wäre es dann mit einer Runde Golf?«
    »Preß das fest drauf.«
    Ed nahm Ben die Waffe ab und drückte seine Hand auf das Taschentuch, das er auf die klaffende Wunde gelegt hatte. Der Geruch seines eigenen Blutes stieg Ben in die Nase. Er saß so, daß seine Füße nur wenige Zentimeter von Amos’ Füßen entfernt waren. »Danke.«
    »Ist schon okay, das ist ein altes Taschentuch.«
    »Ed«. Ben warf einen Blick auf Kevin, der in
    Embryonalstellung dalag und sich die Ohren zuhielt. »Er hat ein Bild von Charles Manson über dem Bett.«
    »Hab’ ich schon gesehen.«

    Ben saß auf der Kante des Behandlungstischs in der Notaufnahme und zählte Schwestern, um sich von der Nadel abzulenken, die ihm immer wieder durchs Fleisch gestochen wurde. Der Arzt, der ihm den verwundeten Arm nähte, schwatzte munter vor sich hin und erörterte die Chancen, die die Redskins am Sonntag gegen die Cowboys hatten. In der durch einen Vorhang abgeteilten Kabine neben ihnen kümmerten sich ein Arzt und zwei Schwestern um ein neunzehnjähriges Mädchen, das eine Überdosis Crack genommen hatte. Ben hörte sie
    schluchzen und sehnte sich nach einer Zigarette.
    »Ich hasse Krankenhäuser«, murmelte er.
    »Das tun die meisten Leute.« Der Arzt nähte so sorgfältig wie eine altjüngferliche Tante. »Die Abwehr steht wie eine Mauer. Wenn wir’s richtig anpacken, wird Dallas spätestens im dritten Spielviertel rumstehen und am Daumen lutschen.«
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    »Kein schöner Anblick.« Bens Konzentration ließ lange genug nach, um ihn das Ziehen und Zerren an seinem Fleisch spüren zu lassen. Er richtete seine
    Aufmerksamkeit auf die Geräusche hinter dem Vorhang.
    Das Mädchen atmete unnatürlich schnell. Eine scharfe, herrische Stimme befahl ihr, in eine Papiertüte zu atmen.
    »Haben Sie hier viele solche Fälle?«
    »Täglich werden es mehr.« Der Arzt verknotete einen weiteren Faden. »Wenn sie Glück haben, stellen wir sie soweit wieder her, daß sie zur nächsten Straßenecke gehen können, um sich neuen Stoff zu kaufen. So, das ist eine sehr hübsche Naht, wenn ich das mal selbst sagen darf.
    Was meinen Sie?«
    »Glaub’ ich Ihnen unbesehen.«
    Tess stürmte durch die automatische Glastür der Notaufnahme. Nachdem sie im Wartebereich einen Blick in die Runde geworfen hatte, steuerte sie auf die Behandlungsräume zu. Abrupt blieb sie stehen und starrte fassungslos einem Krankenpfleger hinterher, der eine Bahre davonschob, auf der eine verhüllte Gestalt lag. Das Blut stockte ihr in den Adern. Eine Krankenschwester kam hinter einem Vorhang hervor und nahm sie beim Arm.
    »Tut mir leid, Miß, aber hier dürfen Sie nicht rein.«
    »Detective Paris. Stichverletzung.«
    »Dem wird da hinten gerade der Arm genäht«, sagte die Krankenschwester, ohne Tess’ Arm loszulassen.
    »Warum gehen Sie nicht einfach wieder ins
    Wartezimmer und …«
    »Ich bin seine Ärztin«, stieß Tess hervor und riß sich los.
    Sie besaß noch genug Selbstbeherrschung, um

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