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Verlorene Seelen

Verlorene Seelen

Titel: Verlorene Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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die Zähne zusammen. »Ich hasse Rosinen. Das sind doch nur getrocknete Weintrauben.«
    »Detective Paris.« Tess hatte der Versuchung nicht widerstehen können und war den Korridor
    zurückgegangen. »Haben Sie die Angewohnheit, mit leblosen Gegenständen zu kämpfen?«
    Er drehte den Kopf zur Seite, ohne loszulassen. »Nur wenn sie mich ärgern.« Abermals rüttelte er heftig daran, sah dabei jedoch Tess an.
    Heute war sie, wie er feststellte, nicht naß. Und sie hatte sich das Haar auf eine Weise hochgesteckt, die ihn an kunstvolle Torten in Konditoreien denken ließ.
    Möglicherweise hielt sie das für eine Frisur, die zu ihrem Beruf paßte; ihm lief jedenfalls das Wasser im Munde zusammen.
    »Sie sehen hübsch aus, Frau Doktor.«
    »Danke. Hallo, Detective Jackson.«
    »Gnädige Frau.« Erneut legte er Ben die Hand auf die Schulter. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich mich für meinen Partner geniere.«
    »Das ist schon in Ordnung. Ich bin mit
    Verhaltensstörungen durchaus vertraut.«
    »Scheiße.« Ben gab dem Automaten einen letzten Stoß, dann wandte er sich von ihm ab. Bei der ersten 63
    Gelegenheit, die sich bot, würde er ihn aufknacken.
    »Haben Sie mich gesucht?«
    Tess fiel ein, wie sie auf dem Parkplatz und in den Räumen des Dezernats Ausschau gehalten hatte. Die Antwort, für die sie sich entschied, war eher diplomatisch als wahrheitsgemäß. »Nein, ich habe das Täterprofil für Captain Harris vorbeigebracht.«
    »Sie arbeiten aber schnell.«
    »Wenn ich mehr Material zur Verfügung gehabt hätte, dann hätte es länger gedauert.« Mit einem Schulterzucken drückte sie aus, daß sie sich damit abfand, aber auch unzufrieden war. »Ich weiß nicht, wieweit ich Ihnen helfen konnte. Ich würde gern mehr tun.«
    »Das ist unsere Aufgabe«, erwiderte Ben.
    »Hallo, Jungs.« Lowenstein ging an ihnen vorbei und steckte Kleingeld in den Automaten. In Wirklichkeit war ihr eher daran gelegen, einen genaueren Blick auf die Psychiaterin zu werfen, als sich Süßigkeiten zu kaufen. Sie hätte wetten können, daß das rosarote Kostüm aus Seide war.
    »Das blöde Ding ist kaputt«, teilte Ben ihr mit, doch als sie am Griff zog, fielen zwei Schokoriegel in die Schale.
    »Zwei zum Preis von einem«, sagte Lowenstein und ließ beide in ihre Handtasche fallen. »Bis später.«
    »Moment mal …«
    »Du wirst in Gegenwart von Dr. Court doch keine Szene machen«, ermahnte ihn Ed.
    »Lowenstein hat sich etwas angeeignet, das mir gehört.«
    »Das ist auch besser so. Zucker ist reines Gift.«
    »Das ist alles ganz faszinierend«, sagte Tess trocken, während sie Ben betrachtete, der Lowenstein wütend hinterherstarrte. »Aber ich habe es ziemlich eilig. Ich 64
    möchte Ihnen noch sagen, daß ich in meinem Bericht für den Captain etwas vorgeschlagen habe.«
    Ben steckte die Hände in die Taschen und sah sie an.
    »Was denn?«
    »Sie brauchen einen Priester.«
    »Daran haben wir auch schon gedacht, Frau Doktor. Ed und ich haben ein ganzes Dutzend befragt.«
    »Der sich in Psychiatrie auskennt«, fuhr Tess fort. »Ich habe getan, was ich konnte, aber mir fehlen die Voraussetzungen, um den religiösen Aspekt genauer zu beleuchten. Und das ist nach meinem Dafürhalten der Schlüssel zu der ganzen Angelegenheit.« Sie warf Ed einen flüchtigen Blick zu, doch ihr war klar, wen sie zu überzeugen hatte. »Ich könnte mich über den
    Katholizismus sachkundig machen, aber das würde einige Zeit dauern, und ich glaube, keiner von uns will unnötig Zeit verschwenden. Ich habe von einem Dozenten an der Catholic University gehört, Monsignore Logan. Er hat einen exzellenten Ruf in der Kirche und in der psychiatrischen Medizin. Ich würde mich gern mit ihm beraten.«
    »Je mehr Leute wir hinzuziehen«, warf Ben ein, »desto größer ist die Gefahr, daß etwas durchsickert. Wir können es nicht zulassen, daß die Presse nähere Einzelheiten erfährt.«
    »Und wenn Sie nicht etwas Neues versuchen, werden Ihre Ermittlungen genau da bleiben, wo sie jetzt sind, nämlich in einer Sackgasse.« Sie sah seine Verärgerung und beeilte sich, die Wogen zu glätten. »Ich könnte zum Bürgermeister gehen und ihn unter Druck setzen, aber so will ich die Sache nicht handhaben. Ich möchte, daß Sie mich dabei unterstützen, Ben.«
    Er wiegte sich auf den Hacken hin und her. Noch ein 65
    Seelenklempner, dachte er, und überdies ein Priester.
    Doch so ungern er es auch zugab, die Ermittlungen traten in der Tat auf der Stelle. Wenn sie ein

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