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Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)

Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)

Titel: Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Merkel
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Gedanken, als ihr damals Thelerm zurückerobert habt. War es dem Volk gewidmet oder den San-Hütern? Was war es, was ihr damals gerufen hattet? Schenktet ihr eurem Kriegsruf Hadaiman oder anderem? Ihr solltet wissen, Soldaten sind wie Waschweiber, sie tratschen.« Mit diesen letzten Worten verließ Cercile den Jungkönig, um sich mit anderen Gästen zu unterhalten.
Der Hüterorden war Vergangenheit für ihn. Völlig abschließen konnte er, so sehr Belothar sich mühte, mit diesem Kapitel nicht. Hoffentlich behielt Celena recht.
»Gram steht euch nicht«, zwitscherte jemand fröhlich in seiner Nähe. »Ihr habt euer Leben lang nichts anderes gekannt, als Gehorsam und Disziplin.« Deirdre strahlte ihn, als hätte sie ihm das größte Kompliment aller Zeiten gemacht.
»Seid gedankt! Ist das eine Entschuldigung?«
»Nein, nein!« Die Magierin schüttelte den Kopf. »Es ist nur eine Erklärung. Ihr habt euren Egoismus lediglich gekonnt hinter dem Wohl aller versteckt. Das wollte ich damit sagen.«
„Oh. Nochmals Danke.«
Deirdre grinste von einem Ohr zum andern. »Bitte, natürlich. Immer wieder gerne.«
»Ich bin es langsam leid mir von jedem anhören zu müssen, das ich nur Fehler gemacht habe. Dass alles woran ich geglaubt habe, falsch gewesen sei. Dass ich egoistisch, blind und taub bin und nur darauf bedacht war einem Vater zu gefallen, der nie einer für mich war. Ich bin es leid, dass man mir sagt, ich sei wie ein selbstgefälliges, bockiges Kind.«
»Alle Achtung, so viel an Selbstkritik. Ihr überrascht mich.« Irgendetwas an dem Blick der Magierin hatte sich verändert.
»Das war meine Absicht. Ich überrasche mich selbst gerne, indem ich Geschenke, die ich eigenhändig verpackte, irgendwo verstecke. Wenn ich diese dann wiederfinde, bin ich freudig begeistert.«
»Schön. Jeder sollte ein Steckenpferd haben. Kommen wir zu euren guten Seiten.«
Belothar tat erschrocken. »Wie? Ich habe gute Seiten? Davon wusste ich bisher nichts.«
»Ihr seid treu!«
»Stimmt, wie ein geifernder Köter?«
»Liebenswürdig«, zählte Deirdre unbeirrt weiter auf.
»Natürlich! So sehr, dass kleine Kinder vor mir Reißaus nehmen.«
»Ihr seid solch ein Mann, den sich eine Frau wünscht.« In den großen dunklen Augen war, da hätte Belothar schwören können, weder Lug noch Trug zu finden. In ihnen glänzte wahre Ehrlichkeit.  

    * * *  

    Deirdre stand an der Brüstung des Balkons. Der hauchdünne weiße Schleier umwehte ihr Kleid. Einen Fuß vor den anderen setzend, trat Belothar auf die steinernen Fliesen. Warum ihm seine Füße nicht so recht gehorchen wollten, konnte er nicht sagen. Dass ihm Sebyll durch den Kopf ging, konnte unpassender nicht sein. Oder auch Celena. Wem im Namen des Schöpfers galten seine Gedanken eigentlich. Diese waren in wahrlich heilloser Unordnung und wären diese eine Bibliothek, so wären sie das papiergewordene Grauen eines jeden anständigen Bibliothekars. Türmte sich doch die Poetik neben den Kodizes mit schlüpfrig prosaischer Verirrung von viel diskutierten Dichtern der Welt. Indessen im gleichen Regal die Werke für Tugendhaftigkeit, Geduld und Sittsamkeit streng des Momentes harrten.
Ihm weiterhin den Rücken zukehrend und keinen Muskel regend, blickte Deirdre hinaus über die Stadt.
Die Erinnerung an jene, an die er sein Herz verloren hatte und die, welche ihn den Frieden gebracht hatten, machten ihn auf irgendeine Weise betroffen. Ganz zu schweigen von der Nacht, in der grausig und schön die Liebe für einen kurzen Moment erglüht war, da ihm Morena seine Unschuld raubte. Der junge König starrte zu Boden und begann die Risse im Boden zu zählen.
»Es sind zweitausendeinundsiebzig«, erscholl Deirdres Stimme.
»Ihr lest nicht etwa meine Gedanken?«
»Das ist unnötig, Belothar.« Sie drehte sich lächelnd zu ihm herum. Seine Unsicherheit schmolz wie das Eis in einem vom Feuer erhitzten Kessel. »Ihr seid ein offenes Buch. Man muss nur darin lesen können.«
»Oh nein! Verdammt! Ich hätte alles in Geheimschrift niederschreiben sollen. Warum habe ich im Unterricht nicht besser aufgepasst?«, sprudelte es aus ihm heraus.
Das sanfte Lächeln auf Deirdres Lippen wurde breiter. »Sagt mir, was ihr wirklich wollt?«
»Ich …«
»Oder sagt mir, wofür es sich zu leben lohnt.«
»Ich weiß es nicht!«
„Doch ihr wisst es. Glaubt mir, Belothar, sterben ist keine Option.«
Ihr Lächeln erstarb. Deirdre kam auf ihn zu. Geheimnisvoll, schön und grauenerregend zugleich.
»Dort im Jenseits des

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