Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)
Kerkern der Festung und die vorherrschende Dunkelheit saugte jegliche Hoffnung aus einem heraus.
Bis auf ihre leichte Unterkleidung hatte man Celena tatsächlich alles abgenommen und mit Ketten an die hinterste Mauer des Verlieses gefesselt. Ihr langes Haar hing verzaust im Gesicht und trotz der Kälte, begann die Kriegerin zu schwitzen.
Mit Nacud hatte sie nicht gerechnet. Dennoch kam ihr der Umstand, dass er erschienen war, gelegen Nicht nur das. Von Terzios hatte sie aus Gesprächen erfahren, das Morco, der Nacuds Retter war, nicht den besten Ruf unter den Ordensbrüdern hatte. Keiner würde es wagen die Worte eines Hüters zu misstrauen, doch in so manchen mochte Zweifel über ihre Vorgehensweise entstehen. Dereinst war es Nacud, der in ihr den Zwiespalt säte. Celena seufzte. Sie starrte vor sich. An der Wand gefesselt, konnte sie nichts anderes, als abwarten und hoffen.
In der Dunkelheit verlor sie bald das Zeitgefühl. Es schien ihr, das sie ewig in dieser Zelle verweilte, als plötzlich ein winziger Lichtpunkt aufflackerte. Es wurde zu einem Glimmen und wuchs zu einem warmen Leuchten, das sie blendete.
War es möglich das sich ausgerechnet hier ein Riss zwischen den Sphären des Diesseits und Jenseits befand? Sich wehrlos einem Dämon gegenüberzusehen, war nicht unbedingt der Abgang, den sie sich erwünschte. Unruhig werdend rüttelte sie an ihren stählernen Fesseln, während sie das Leuchten kritisch beobachtete.
Vor ihr manifestierte sich eine feinstoffliche Gestalt. Ein schmuckloser Helm verbarg das Gesicht. Lediglich dort wo Augen sein sollten, glühte es durch Visierschlitze hindurch. Sie kannte die Schrecken des Jenseits und gehört hatte sie von jenen, welche exakt das Gegenstück des Dämonenvolks war. Sie nannten sich Geister der Tugenden und dieser Gerüstete vor ihr musste einer von ihnen sein.
Lautlos schritt der Geist auf sie zu.
»Alles, was ihr habt, ist Hoffnung und Hoffnung wird euch leiten«, echote die Stimme des Phantoms hinter dem unwirklichen Metall des Helmes.
»Was seid ihr?«, fragte sie ergeben, da sie dem Wesen schutzlos ausgeliefert war.
»Ich bin jemand, der zu euch gesandt wurde. Ein Bote, der euch ausrichten soll, das der Wille das Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, all euer Zweifel und die damit verbundenen Kämpfe hierher führten. Ihr habt trotz aller Widrigkeiten diesen Weg gewählt. Ihr habt euch dafür entschieden, anstatt davonzulaufen, denn ihr hattet stets die Wahl. Euer war die Zuversicht.«
Altbekannt klang die Stimme und dennoch von einem unirdenen Klang verzerrt. Der Geist stand dicht vor ihr, so das Celena von dem wabernden Licht eingehüllt wurde.
»Mein Name ist Hoffnung«, stellte sich das unwirkliche Wesen vor, welches von der anderen Seite dieser Welt herkam. »Einst war ich wie ihr. Voller Zuversicht, volltrunken von Naivität und gleichzeitig erfüllt vom Zweifel. Stets war ich bei euch ohne das ihr es wusstet.«
Celenas Augen schmälerten sich schlitzartig. Sie suchte die Erscheinung einzuschätzen. Sie war sich nicht sicher, was genau vor ihr stand. Dämonen konnten sich wahrlich in jede Gestalt an einen heranpirschen, sich Vertrauen ergaunern und dann zuschlagen. Zumal sie wehrlos an der Wand gefesselt war.
Offenbar konnte die lichternde Gestalt ihre Gedanken lesen, da sie an ihrer Kopfbedeckung griff und den Helm abnahm.
»Das ist nicht möglich«, hauchte Celena. Ungläubig starrte sie in das von Altersweisheit, gleichsam jungem Gesicht einer Frau. Immer und immer wieder hatte sie die junge Kriegerin geschulmeistert und ebenso in Widersprüche verfangen.
»Wilna?«
»Das war mein irdischer Name. Dort wo ich jetzt bin, nennt man mich "Hoffnung"«, erklärte der Geist mit einem Lächeln auf dem jungen Antlitz.
»Sagt mir also, weshalb seid ihr hier?«
»Ich hatte keine Wahl!«
»Sagte ich nicht, dass ihr immer eine Wahl habt?«
»Hatte ich es, als ich zwangsrekrutiert wurde?«, knurrte Celena die Gegenfrage dem Geist Wilnas entgegen.
»Seht ihr. In diesem Moment wurde ein Widerspruch in euch erzeugt, denn es ermunterte euch zum Nachdenken.«
»Wenn ihr das seid, was ihr jetzt seid, könnt ihr mich aus dieser Lage hier befreien. Es ist unangenehm, halb bekleidet an dieser Wand festgekettet zu sein.«
»Nein, Magie kann ich nicht wirken. Ich bin was ich bin. Das alleine kann ich dir geben.«
Celena dämmerte es plötzlich warum der Geist, der nun in Terzios eingefahren war, einstmals von der alten Magierin Besitz ergriffen hatte. Durch die alte Frau
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