Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)
konnte er sprechen und somit ihren Zweifel schüren und den Glauben an sich selbst zu entfachen. Das wiederum gab ihr die Kraft, diesen Weg zu gehen.
»Ich beginne, euren Plan zu verstehen.«
»Einen Plan? Nein, es gab keinen«, antwortete ihr der Geist. »Wilna hatte die Hoffnung verloren, bis sie dem Geist des Glaubens begegnete. Er brachte sie in die Welt der Lebenden zurück. Im Gegenzug durfte er in ihrem Körper verweilen. Mit seiner Tugend machte sie es sich zur Aufgabe den Glauben zu wecken. Eine unmögliche Mission voller unannehmbarer Entscheidungen die zu verzweifelten Taten führten. Letztendlich gelang es und aus diesem Grund habe ich Hoffnung. Hoffnung kann ich euch geben. Deshalb Hofft!«
Damit verschwand im nächsten Moment der Geist der alten Magierin vor ihren Augen. Was Celena allerdings nicht von dem Licht behaupten konnte. Es blendetet sie weiterhin und veränderte seine Farbe zu einem gelblichen Leuchten. Sie blinzelte mehrmals, bis sie erkannte, dass das Licht von einer Fackel abstammte, die jemand im Hintergrund halten musste.
* * *
Seine Rüstung ertönte bei jedem seiner wütenden Schritte. Mit herrischen Gebärden stieß der König die Wachen beiseite, die sich ihm in den Weg stellen wollten.
»Lasst mich vorbei«, brüllte er die Krieger zornig an. Vor der Oberin des Schöpferhauses blieb er mit Zornesröte im Gesicht stehen.
»Erklärt mir was das zu bedeuten hat. Ihr habt eine meiner Begleiter abführen lassen. Weshalb?«
Die heuchlerische Ruhe der Priesterin verstärkte sein Feuer der Wut.
»Eure Majestät, ihr selbst hattet bei uns eine Ausbildung genossen. Ihr kennt die Pflicht des Schöpferhauses«, erwiderte sie nach einer Weile.
Sprach sie gerade mit ihm, als ob er ein Schüler war, der seine Pflichten vergessen hatte. Es war wahr, das er sich eine Ausbildung unterzogen hatte. Jetzt jedoch, nach alldem was sich in der Zeit seines Königsseins zugetragen hatte, ekelte ihn mehr den je an, was die Schöpferhäuser abverlangten. Natürlich traute er keinem Blutmagier über den Weg, doch wollte er nicht der Henker sein.
»Es ist das Gesetz des Schöpferhauses, das wisst ihr«, fuhr die Ehrwürdige fort. »Weder ihr noch ich können dagegen etwas unternehmen.«
Ohne respektvolle Andeutung einer Verneigung wollte sie sich an Belothar vorbeischieben. Diese Arroganz brachte ihn mehr und mehr dazu, Zuneigung zu den Ansichten der freien Magiergilde zu verspüren.
»Diese Frau hat niemanden zuleide getan. Sie ist keine Blutmagierin. Vor allem reist sie in meiner Gesellschaft. Es gibt euch nicht das Recht sie unter meinen Augen gefangen zu nehmen.«
»Was sie ist oder nicht ist, spielt keine Rolle. Sie hat sich dem Gesetz des Schöpferhauses entzogen. Magier, die frei herumlaufen, auch wenn sie in eurer Gesellschaft verweilen, sind nicht im Sinne des göttlichen Schöpfers. Sie wird die Läuterung annehmen oder ihr Schicksal anhand einer Klinge finden.«
»Hat er euch persönlich mitgeteilt, sein Vollstrecker zu sein? Wisst ihr, ihr seid seiner Gnade nicht würdig«, knurrte er leise.
Was es auch sein mochte, er fühlte sich dieser Magierin verpflichtet, die ihn vom Hof seines königlichen Vaters fortbrachte. Wer konnte sagen, wie lange Deirdre im Stillen über ihn gewacht hatte. Wie er ihre Freilassung erreichen wollte, stand nicht fest. Eines wusste er, ihr durfte nichts geschehen. Das konnte und wollte er nicht zulassen. Er musste zu ihr.
»Ich möchte mit ihr sprechen«, sagte er deshalb im befehlerischen Ton.
»Wie ihr wünscht, euere Hoheit! Es steht euch jederzeit frei zu ihr zu gehen.«
»Natürlich! Unter anderem überlege ich gerade, sie für die San-Hüter zu rekrutieren«, bemerkte er wie nebenbei. Mit sichtlichem Vergnügen nahm er den entsetzten und wütenden Blick der Ehrwürdigen wahr.
»Selbstverständlich steht euch auch dies frei, derartige Entscheidung zu treffen. Vermutlich wird der geistliche Kriegerorden Einwände erheben wollen«, meinte die Erhabene mit wütendem Unterton.
»Man wird sehen«, erwiderte Belothar.
Wenig später stand er vor der Zelle, in der man Deirdre eingesperrt hatte. Sie schien bereits auf sein Erscheinen gewartet zu haben, denn auf den mit Stroh ausgelegten Boden hockend, sah sie zu ihm auf.
»Endlich kommt ihr. Ich muss mich beschweren. Es ist unmöglich, in dieser Unterbringung die Notdurft zu verrichten«, gab sie witzelnd von sich.
»Na!« Belothar hob tadelnd seinen Finger. »Wollt ihr mir meinen Titel, der da heißt, der beste
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