Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)
Grenzen und er war kurz davor diese zu überschreiten. Er hasste unklare Antworten, die Rätsel versprachen. Rätselraten war bis heute nicht seine stärkste Seite. Sich zusammenreißend fragte er deshalb nochmals nach. »Was … heißt nichts Besonderes?
»Können wir darüber später reden«, gab sie unwirsch zurück und blickte aufmerksam die Gasse entlang.
»Nein, mir wäre sofort lieber, wenn ihr nichts anderes zu tun habt.« Er grinste verhalten. »Ansonsten werde ich zunächst eine Taverne aufsuchen. Der, neben dem Bierfass bin dann ich, nicht Thorgrim. Nur zur Kenntnisnahme falls ihr die Zeit habt mich aufzusuchen.«
Deidre verzog ihre Mundwinkeln über den müden Witz. Ihre Augen wurden ein Ton gütiger und ihr Lächeln verständnisvoller. »Ihr seid ein Idiot, ein interessanter Idiot!« Damit ritt sie an ihm vorbei.
»Das muss ich mir als König bieten lassen?«, murmelte der Regent verdutzt zu sich selbst.
Er wusst nicht genau was er von dieser Zauberin halten sollte. War sie eine Flüchtige, vor den Augen des Schöpferhauses bisher unerkannte Magierin oder vielleicht doch eine Blutmagierin? Dann aber war sie eine der wenigen mit Witz und gewissen Anmut, sinnierte er.
Viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, bemerkte der Jungkönig zu spät die schwer gepanzerten Gestalten, die Deirdre umzingelten. Ihre Kürassen mit eingraviertem Schwert und einem Lorbeerkranz darum, dem weinroten Umhang darüber, auf dem rückseitig ein Sonnensymbol eingestickt war, deutete nur auf eine Sorte Krieger hin. Den Häschern der Schöpferhäuser. Sofort verwandelten sich Belothars entgeisterte Gesichtszüge in einen finsteren Ausdruck.
»Das bedeutet wahrlich nichts Gutes«, knurrte er vor sich hin.
* * *
Innerlich angespannt und leicht nervös, versuchte Celena sich dahin gehend nichts anmerken zu lassen. In ihrem Gepäck auf dem Rücken warteten die Phiole mit dem Blut der Drachenwesen und die abgetrennte Klaue auf ihren Auftritt. Ob ihr Plan tatsächlich funktionierte, wusste sie nicht. Sie hatte ihre Freunde, die vor Schwarzfels warteten und jederzeit bereit waren, einzugreifen. Das allein gab ihr die nötige Sicherheit.
Gemeinsam mit Lutek wurde sie in die Eingangshalle geführt, die für Empfänge und Zeremonien gedacht war. Diese Haupthalle der Festung Schwarzfels war weitaus prunkvoller, als man sich von außen her vorstellen mochte. Warmes, rötliches Licht, das mittig von einem riesenhaften Kohlebecken abstrahlte, gab der Halle Anheimelndes. Die Glut, die den ganzen Saal beheizte, strömte eine wollige Wärme ab. An den ansonsten kahlen Wänden hingen überdimensionale Banner des San-Hüter Ordens herab.
Ihren Empfang bereitete jener San-Hüter, der sie auf dem Weg zum Karmastegrab überraschte und sie als Verräterin des Ordens bezichtigte. Celena bemerkte an seinem Blick, dass er sie nicht erkannte.
»Jeamys Magier haben gute Arbeit geleistet«, flüsterte Lutek, dem ebenfalls der ausdruckslose Gesichtszug auffiel.
Mehrere Dutzend Augenpaare von San-Hütern beäugten erwartungsvoll die Neuankömmlinge.
»Ich bin überrascht. Besuch von der Retterin Hadaimans. Was kann ich für euch tun«, rief ihr Jascal zu.
»Und ich wundere mich, nicht den Vogt dieses Feudaltums hier vorzufinden«, erwiderte Celena.
»Nun, die Wacht wurde vollständig an den Orden übergeben. Ich bin der derzeitige Verwalter und Vogt von Ithnamena.«
Celena nickte verstehend. War sie es einst, die den Vorschlag unterbreitete, diese Festung zu einem Hüterquartier umzufunktionieren. Allerdings hatte sie nicht damit gerechnet, dass der Orden den einstigen Verwalter ausquartierte. Nun, denn. Somit hatten die Hüter die Hoheit über ein gesamtes Feudaltum. Gut oder nicht gut würde sich mit Sicherheit herausstellen. Es fragte sich, wie die anderen Adligen dazu stehen, dass der Orden anfing, Ländereien zu verwalten.
Wie beiläufig nahm sie wahr, dass sich eine junge San-Hüterin versteifte und mit finsteren Blicken Jascal zu erschießen versuchte. Es durfte sie in diesem Moment nicht interessieren was zwischen diesen Beiden vor sich ging. Auch die Politik, die der Orden beabsichtige, musste zur Nebensache werden. Einzig ihre Absicht hatte Vorrang. Celena kam daher gleich auf den Punkt.
»Ist euch von den Übergriffen auf Dörfer und Höfe bekannt?«, fragte sie Jascal umgehend.
Nichts in seinen Augen verrieten Celena was der Gefragte dachte. Seine Mimik zeigte ebenso wenig Regung.
»Uns wurde vor Kurzem davon berichtet. Es sollte ein
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