Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)
gekommen und was wollt ihr an Bord der Zirze?“
Als Antwort zog Belothar mit Unbedacht sein neues Schwert, dessen Klinge sogleich grünlich aufglomm.
»Steckt die Pieke weg!«, befahl Isande. Offensichtlich war sie es gewohnt jeden, sei es Matrose, Vogt, Lord oder König auf ihrer Karavelle herumzukommandieren. »Tharm, übernehmt das Ruder«, bellte sie einem kahlköpfigen, tätowierten Hünen zu. Schwungvoll nahm sie die hölzernen Stufen des Niedergangs auf das Hauptdeck. Sie maß Belothar mit einem Zwinkern, während sie sich vor ihm aufbaute.
»Ihr seid kein Gegner für mich, euer Hoheit. Eine schöne Klinge, die ihr da habt. Ich vermute, dass ihr mit eurem Schwert bisher nicht sehr weit gekommen seid. Oder?« Ihre Lippen formten ein anzügliches Lächeln.
»Eure Standfestigkeit im Warten macht alle Ehre. Vermutlich bin ich dafür schon zu alt.« Das Lächeln wurde zu einem Grinsen. Die Seeräuberin machte keinen Hehl daraus ihre Erfahrenheit zu ihrem Alter dazuzurechnen, trotz das sie nicht älter als der König schien. Mit den Fingerspitzen strich sie dem jungenhaft wirkenden Monarchen über das bartstoppelige Kinn. Nachdenklich neigte sie leicht ihr Haupt zur Seite.
»Das ist kaum als Bart zu bezeichnen. Versucht es noch einmal, wenn ihr älter seid.«
»Das genügt!« Deirdre schritt verteidigend dazwischen. »Ihr sagtet selbst, dass er kein Gegner für euch sei. Wozu ihn dennoch provozieren?«
»Oh! Sieh an! Die Landmaus erhebt das Wort für euch, euer Hoheit. Wie dem auch sei, lassen wir das Spielchen. Ihr habt nicht unrecht, kleine Landmaus. Ein kleines Duell auf dem tristen Deck wäre mir recht willkommen gewesen. Immerhin hätte ich dann einen Grund gehabt, euch in die Brig zu werfen. Ungebetene sind nicht auf den Planken dieses Schiffes erwünscht. Es sei denn …sie geben mir einen guten Grund dafür, das man sie als Gäste willkommen heißt.«
Belothar schnaufte im unterdrückten Zorn. Die Anspielungen in Bezug seiner Unerfahrenheit gingen ihm allmählich gegen den Strich. Er spürte die beruhigende warme Hand Deirdres, die sich um seine schloss.
»Entweder lassen wir sie über Bord gehen oder wir fordern ein hübsches Sümmchen Lösegeld«, maulte einer der Matrosen in einer verschlissenen Uniform der osgosainischen Garde. Woraufhin sich ein kleingeratener Kerl, den man auf dem zweiten Blick als Zwerg erkannte, zu Wort meldete. Ein Zwerg auf dem Wasser. Erstaunlich. Mieden die Tunnelgräber doch bekanntlich die See wie ein Elf die unterirdische Welt.
»Hört euch erst einmal an, was sie uns ausplaudern können. Danach haben wir immer noch die Möglichkeit ein hübsches Sümmchen zu kassieren. Denn soweit ich weiß, ist der junge König bekannt dafür, beliebt zu sein. Mit Sicherheit hat er Ehrenhaftes an sich und überlässt uns einen versprochenen Lohn, wenn wir ihn zum nächsten Hafen bringen.«
»Danke Wollef, ich lass es mir durch den Kopf gehen.« Ihr finster wirkender Blick ging zu den anderen hinüber. »Ihr Breyton hütet eure Zunge. Merkt euch das für das nächste Mal. Kümmert euch lieber darum, dass die Männer die Schrabnellfässer richtig festzurren. Und das möglichst ohne Feuer.«
Maulend und vor sich herbrummelnd zog der Ermahnte von dannen.
»Ihr habt ein Schrabnellrohr?«, erstaunte sich die Magierin.
»Und wenn. Warum wollt ihr das wissen?«
»Ich bin einfach nur neugierig«, schoss Deidre zurück.
Was beim Schöpfer war ein Schrabnellrohr, fragte sich Belothar unwillkürlich, während er sich klammheimlich umsah. Alsbald wurde er zweier großer Metallrohre gewahr, die aufgebockt auf Holzkästen weit über den Rand des Schiffes hinausragten. Irritiert starrte er auf seine Neuentdeckung.
»Das sind sogenannte Flakkonnen, jene Schrabnellrohre« kommentierte Isande, die dem Blick des Jungkönig gefolgt war. »Eine erst kürzlich neue Errungenschaft. Sehr wirkungsvoll gegen Feinde. Kommen wir zu meiner Frage zurück.«
Belothar war dankbar dafür, dass Deirdre das Wort übernahm. »Eine ungünstige Fügung, dass wir auf euer Schiff gelangten«, meinte die Magierin.
Isande neigte leicht den Kopf nach unten. »Verstehe … uralte Magie?«
Deirdre sah mit erstaunten Gesicht die dunkelhaarige Frau an. »Woher wisst ihr davon?«
Das hübsche Gesicht der Freibeuterin verzog sich zu einem schnippischen Grinsen. »Mein allerliebster Gatte hatte eine außergewöhnliche Leidenschaft als er noch lebte. Er sammelte alte Kodizes, Folianten und alles Erdenkliche an uralten Schriftrollen von
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