Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)
eingefahrenen Prisen.«
»Eher waren es gekaperte Schiffe, die er ausraubte«, zischte Belothar wütend.
»Wenn ihr meint«, reagierte Isande bissig darauf.
»Ich würde zu gern einen Blick auf diese Sammlung werfen«, murmelte Deirdre leicht abwesend.
»Dazu wird es nicht kommen. Wir steuern den Hafen von Ithnamena an. Dort werden wir euch als hübsches Paket dem dortigen Amtsträger übergeben. Sofern sie einwilligen. Oder seid ihr willens, euch selbst auszulösen?«
Natürlich war die Freibeuterin auf eine horente Belohnung scharf. Es sollte möglichst ohne viel Aufhebens einer Drohung, in der eine handgeschriebene Forderung und des Königs kleiner Finger beilag, ablaufen.
»Wie hoch sollte die Summe sein?«, knurrte Belothar aufgebracht.
»Was denkt ihr, Tharm? Wie viel ist ein König wert?«, erkundigte sich Isande an den riesenhaften Glatzkopf gewandt, der schweigsam mit verbissenen Blick am Ruder stand. Sie wartete vergebens auf eine Antwort. Stur starrte der Steuermann hinaus auf die offene See.
»Tharm!«, rief sie missbilligend hinauf.
»Ihr solltet eure Augen dort hinaus richten«, ließ sich Tharm endlich vernehmen. Er nickte mit dem kahlen Kopf in die Richtung, die er die ganze Zeit kritisch betrachtet hatte. Die Freibeuterkapitänin sah zu dem ausgewiesenen Flecken. Selbst Belothar und Deirdre folgten mit ihren Augen neugierig dieser Richtung. Dort stiegen schwarze Rauchschwaden auf. Düster und drohend zeichneten sie sich am Horizont vom Himmel ab.
* * *
Schneidender Wind fauchte durch den Innenhof der Festung, brach sich an den Kanten der Gebäude und wirbelte die Schneeflocken vor sich her.
Sebyll schritt gerade zur Mitte. Sie suchte eine geeignete Stelle an der sie genügend Platz wähnte, um sich verwandeln zu können.
Dass die Gryposfrau sich vor den fremden Hütern offenbaren wollte, gefiel Celena nicht. Noch weniger gefiel es ihr, sich in ein Gebiet zu begeben, indem vermutlich alles Leben ausgelöscht war. Es wimmelte mit Sicherheit von Kreaturen, die ihrem Vermächtnis der einstigen Sünder alle Ehre machten. Dort in der Stadt jemand zu finden, der auf Rettung wartete war unwahrscheinlich. Die Kriegerin stellte sich beobachtend abseits in den Hof. Wieder verfiel sie in ihren Gedanken.
Alle rechneten mit ihrer Stärke, stetiger Kampfbereitschaft und Perfektion. Wie gern würde sie sich einfach davonstehlen und alles hinter sich lassen. Und doch, gerade von ihr erwarteten die Hüter ,ein Vorbild zu sein. Niemanden hatte sie bisher diese Gedanken anvertraut. Möglich, dass es ihr göttlicher Vater wusste. Schon damals während des Aufmarschs der Anderen und ihrem uralten Erzgott hätte sie alldem den Rücken zuwenden können. Das Schwert fallen zu lassen war eine Option, die bisher keiner in Erwägung gezogen hatte. Etwas hatte sie zurückgehalten, sich vom Kampf fernzuhalten. Es war nicht ihr eigener Überlebensinstinkt oder Belothar. Es war nicht der Appell an Ruhm und Ehre und den moralischen Grundsätzen. Nein, davon konnte man sich nichts kaufen. Zählte man den Ruhm, dann hatte man weiterhin keine Münzen in der Tasche. Den Magen mit Ehre füllen machte ebenfalls nicht satt. Wer beides suchte, endete zumeist als Wahnsinniger. Weshalb also kämpfte sie weiter, obwohl Gewalt nur Gewalt erzeugte? War es für die vielen Leben, die es zu retten galt? Leben war wertvoll und doch waren sie alle gesichtslose Fremde. Ihnen zu helfen, war durchaus eine gute Tat. Sich deshalb Held nennen zu lassen, lediglich eine Befriedigung seiner selbst. Um mehr als jene Heldentaten, die bestenfalls in Geschichten ihren Platz fanden, ging es zumeist nie. Wer von ihnen hatte nur einmal zugegeben, sie hätten es aus Nächstenliebe getan. Die, die es sagten, wurden schnell vergessen. Für sie gab es keine Gedenkfeiern oder Statuen. Und diejenigen die in Form von steinernen Gestalten und eingeritzten Namen Unsterblichkeit erlangten, nützte es nicht. Sie waren tot.
Celena nickte Sebyll zu. Sie achtete allerdings nicht sonderlich auf die ätherische Gestalt, denn Lutek trat neben sie heran. Er war der Grund weiter zu machen. Lutek war alles was sie hatte und der einzig wahre Grund, weshalb es sich lohnte, diese Gefahr auf sich zu nehmen. Sie kämpfte für ihren Gefährten, damit er mit ihr in Frieden in dieser Welt leben konnte.
Verblüffte Ausrufe holte die Kriegerin endgültig aus ihren Gedanken heraus. Sebyll hatte ihre Verwandlung vollzogen und breitete ihre Schwingen aus. Jeamy war gerade damit fertig
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