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Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)

Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)

Titel: Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Merkel
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entgegnete Celena. Sie unterdrückte ein Lächeln, drehte sich zielstrebig von Belothar weg und wieder der Schmiede zu. Noch bevor sie allerdings ihren enttäuschten Bruder hinfort trotten ließ, eilte sie zu ihm zurück. »Danke«, hauchte sie ihm ins Ohr, während sie ihn an sich drückte.  

     

Kapitel 10
    D as sanfte Leuchten eines winzigen Objekts war in der Schwärze absoluten Nichts auszumachen. Sein Glimmen erhellte Celenas Antlitz, die niederkniend, ihre Hand zu dem zarten Gewächs hin ausstreckte. Erst nach mehrmaligem Blinzeln bemerkte sie die von der halb geschlossenen Blüte aus in alle Himmelsrichtungen hin wachsenden lichten Bahnen. Bläulich ausfächernd, sich anschließend zu Kreisen und Pfade vereinend, erblühten sie schlussendlich zu einem blendend hellem Ornament auf dem Boden.
»Schau«, forderte Luteks Stimme sie auf, ihr Haupt zu erheben. Zunächst zu dem Gefährten blickend, seinen entrückten, mit einem Lächeln beseelten Gesichtsausdruck betrachtend, folgte Celena seinen Augen. In der Ferne, hinter den Schlieren eines portalähnlichem Gebilde sah sie, was ihn derart faszinierte. Es hatte die Form eines Vierecks und war viele Hunderttausende von Schritten lang wie breit. Ihre Mauern bestanden ganz und gar aus edlem Jaspis. Die Stadt selbst war aus purem Gold erbaut und Gold schimmernde Türme eines gigantischen Gebäudes ragten im Zentrum. Unwillkürlich fragte sie sich, was es war, was sie dort hinter dem dünnen Schleier erblickte. Letztendlich wusste sie es bereits, noch ehe Lutek zu sprechen anhob. »Die Stadt des Lichts. Deine Stadt des Lichts«, flüsterte er andächtig. Keuchend erwachte Celena aus dem Traum, der sie seit längerer Zeit heimsuchte. Nachdem sie dem göttlichen Schöpfer begegnet war, waren ihre Träume leer geblieben. Irgendwann jedoch begann sich die Leere mit jeder weiteren Nacht des Herumwälzens, zu füllen. Details offenbarten sich. Manches davon war undeutlich zu erkennen. Anderes klar oder derart unübersichtlich, dass sie diese wiederum kaum wahrnahm.
Es waren zumindest nicht jene Schrecklichen, die sie bekam, als sie gezwungenermaßen das Blut der Anderen trinken musste. Ein jeder Hüter wusste, dass sie keine Verwirrungen im Kopf auferlegen waren. Es waren erschaudernde Bilder der Wirklichkeit, die sich dem Schlafenden zeigten, sofern sich dieser nach dem Ritual der Traum bewusst wurde. Celena stand seit diesem verhängnisvollen Tag dieses erschreckende Wissen zur Verfügung.
Die neuen Träume aber waren fern ab von all dem. Nicht einmal ein Magier war in der Lage von diesem unbekannten Land zu erfahren. Ein Land, das niemand zuvor betreten hatte und einzig ihr und Lutek zugänglich war. Sie sah zu dem Schlummernden neben sich, der womöglich in die Traumlosigkeit abgedriftet war. Ebenso aber konnte er in jenem fremden Jenseits verharren, um den Anblick der glänzenden Stadt des Göttlichen zu genießen. Seine Stadt des Lichts. Allerdings war ihr, als habe Lutek andere Worte gesagt. Ihr widerspenstiger Versuch gegen das Vergessen anzukämpfen, indem sie mit dem Handballen ihre Augen rieb, brachten seine Worte nicht mehr zurück. Resignierend warf sich Celena zurück in die weichen Felle der Lagerstatt. Sie drehte sich von dem Geliebten weg und starrte in die Dunkelheit des Raumes, um sich zum Erinnern zu zwingen. Vergeblich.  

    * * *  

    Der für das Fest großzügig errichtete Platz erbebte unter dem Freudentaumel der Zuschauer. Die Menge grölte, da Holzstangen auf Metall trafen und zersplitterten. Sie johlten über die Reiter, die von ihren Pferden geworfen wurden, und jubelten den Siegern zu. Es war unmöglich herauszuhören, wem die Gunst des Publikums wirklich galt. Jeder der Teilnehmer konnte eine gleichgroße Anzahl an Verehrern, insbesondere Verehrerinnen verbuchen.
Von der Gewogenheit der anfeuernden und mitfiebernden Masse abgesehen, war es vor allem die der an den Spielen teilhabenden Ritter, auf die es ankam. Sie kämpften um die Zukunft des Landes. Belothars Herrschaftsanspruch war öffentlich von der Witwe des verstorbenen Königs attackiert worden. Cercile beanspruchte den Thron für sich und ihre Gründe waren durchaus nachvollziehbar und gut gewählt. Es sollte ihrer Meinung nach keiner aus dem Orden der San-Hüter herrschen. Einer der ihren auf dem Thron konnte eben diesen einen politischen Vorteil verschaffen. Cercile schürte dahin gehend die Furcht der Bürger vor zu viel Macht, welcher der Orden ergreifen würde.
In diesem Punkt

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