Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)
stets daran erinnern, das sie keinem Menschen gegenüberstand. Der als Mensch wandelnde Grypos war ein wissendes, intelligentes Biest, das sie jederzeit zerreißen konnte, wenn es ihm beliebte. Überlegend spitzte dieser seine Lippen, schnalzte mit der Zunge und nickte schließlich.
»Also gut! Ihr?«, wandte sich Sebylls Vater an Wedger. »Rihan, nicht wahr?«
»Ja, Herr! Das ist mein Name.«
»Sagt mir, wo finde ich eine Schmiede?«
»Die Garnisonen verfügt über mehrere … ich könnte ...«
Torran hob die Hand, um der Erklärung Einhalt zu gebieten. »Führt mich einfach dorthin!« An Celena gewandt fügte er mit gewisser Überlegenheit in seiner Stimme hinzu: »Und ich werde euch eine Turnierrüstung darbieten, die euch gerecht wird.«
Sie nickte aufseufzend. Entkräftet und in einem Zustand völliger Entnervung, welche sie umklammert hielt, kam ihr diese Atempause gerade recht. Indes hatte sich Wolther erneut die Zügel Feuerwinds geschnappt.
»He Rihan. Was gibt es zu essen? Mein Magen knurrt wie ein ausgehungerter Wolf.«
Das klang gut in ihren Ohren. Ein Mahl war genau richtig um Kraft zu tanken. Kaum hatte sie diesen Gedanken beendet, machte Wedger ihre Hoffnung auf ein gaumenfreudiges Vergnügen zunichte.
»Hirsebratlinge mit scharfer Minzsoße«, ertönten die Worte ihres Gehilfen. Unweigerlich zogen sich Celenas Geschmacksknoten zusammen.
* * *
Unermüdlich war Torran in den letzten drei Tagen seinem schweißtreibenden Versprechen in der Schmiede nachgegangen. Eine Kleinigkeit hier, eine winzige Feinheit dort musste geschmiedet werden, als Celena in der Schmiede eintraf. Offensichtlich mochte der Hüne Verspieltheiten, die sich in dem unüblich für Turnierrüstungen befindlichen Kettenhemd widerspiegelten. Leicht und seltsam bekannt schienen ihr die Ringe des Panzerhemdes, als sie es in die Hand nahm. Sie schmiegten sich dicht aneinander, sodass sie keinerlei Lücke offenbarten, obwohl Celena einen sanften Luftzug durch das fein gewobene Metall verspürte. Da dämmerte es ihr. Dankenswerterweise war außer Torran niemand sonst in der Schmiede.
»Seit wann können sich die Euren in Menschen verwandeln?«
Torran schnaufte verächtlich. »Die ersten die es konnten, lebten bereits zu Karmastes Zeiten.«
Celena nickte bestätigt in ihrer Ahnung, in sich hinein. »Dann wurde ihre Rüstung ...«
»... von einem von uns geschaffen«, beendete Torran ihre Vermutung. »In der Tat, das wurde sie!«
Der alte Gryposmann kam nicht dazu, die Geschichte seiner Art ausführlicher zu erzählen. Belothar, dem Torran einen vernichtenden Blick zuwarf, ehe er sich seiner Arbeit wieder zuwandte, platzte herein.
Der Jungkönig steuerte direkt auf Celena zu. »Können wir unter vier Augen sprechen«, versuchte er gegen den angehenden Lärm anzugehen.
»Hoheit, es gibt keine noch so unwillkommene Saat der Heimtücke, die mir verborgen bliebe«, knurrte Torran zwischen mehreren kräftigen Hammerschlägen hindurch.
»Zweifellos, jedoch rede ich ungern gegen diesen Lärm an«, erklärte Belothar so laut es ging. »So ist es doch«, fügte er hinzu, während er Celena einige Schritte von dem Krawall wegzog.
»Was hast du gesagt?«, schrie Celena ihm entgegen. Verschmitzt grinsend schob sie ihren Finger an ihr Ohr.
Belothar lächelte schief. »Sehr witzig«, meinte er schlicht. »Wie dem auch sei. Ich brauche Gewissheit! Seid ihr euch sicher, was euer Begehren anbelangt?«
Die Kriegerin hob mit unverhohlener Unkenntnis, worauf ihr Waffenbruder hinauswollte, ihre Brauen an. »Mein Begehren? Was meinst du damit? Wiederhole es in einer Sprache, die ich auch spreche.«
»Ob ich mir das jemals angewöhnen kann«, kommentierte Belothar die Tatsache, dass Celena nicht allzu förmlich mit ihm umging, denn war er mehr als ihr Freund. Er war ihr Bruder, wenngleich sie nicht das gleiche Blut teilten. Tief durchatmend über diese neuerliche Erkenntnis, sammelte sich Belothar.
»Es geht um das Anliegen, sich zu vermählen. Willst du tatsächlich ...?«, die Worte perlten bleiern aus seinem Mund.
»Ich will«, bekräftigte Celena ihr Ansinnen. »Allerdings stehen wir beide damit nicht im Bund der Ehe, das sollte klar sein«, fügte sie rasch hinterher, bevor dies falsch aufgefasst werden konnte.
Belothar rollte mit den Augen. »Das … ist mir durchaus klar!«
Zwei, drei Herzschläge lang blinzelte er Celena an. Schließlich gab er nach. »Dann soll es so sein! Ich halte die Zeremonie ab.«
»Und dafür werde ich für dich gewinnen«,
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