Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)
Pferde aufzusteigen. Mürrisch saß er deshalb auf einem Esel, dass sich seiner Laune bemächtigte und nur widerwillig mittrottelte.
Der Weg war ein anderer, wie der, den Terzios mit Celena zuvor genommen hatte. Diesen hätten die vierbeinigen Reittiere nicht hinaufgeschafft. Deshalb kam die berittene Gruppe von einer anderen Seite. Das letzte Stück mussten sie durch einen eisbedeckten Felsentunnel, ehe sie die Bergfestung zu Gesicht bekamen.
Majestätisch und unbeeindruckt der Wetter und ihrer Vergangenheit, lag die jahrhundertalte Festung da. Noch vor der dem Tor zum Hof stiegen Belothar und Terzios von ihren Pferden.
»Ich werde das dumpfe Gefühl nicht los, das hier etwas nicht in Ordnung ist«, murmelte Belothar, die letzten Schritte zu Fuß in den Hof hineingehend. Terzios folgte ihm nach, während Kelthran dem schimpfenden Thorgrim half, von dem Esel herunterzukommen
Belothar hielt in seinem Lauf inne. Seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen, als er sich umsah.
Die mühsam errichteten Baracken der Bewohner glichen einem einzigen Trümmerhaufen. Das unter schwersten Bedingungen herangeschaffte Holz war gerade noch für ein Lagerfeuer zu gebrauchen.
Terzios und Belothar beschleunigten ihre Schritte auf die zerschmetterten Hütten zu. Zwischen den Balken sahen sie die Leichen der Levensbrüder und ihren Familienangehörigen.
Mit Entsetzen starrte Belothar auf die verkohlten Körper. Terzios hingegen fuhr herum. Ein Röcheln drang an seine Ohren. Jemand lebte noch. Sofort stapfte er zur Treppe in der Nähe, gefolgt von dem König. Darius, der Quartiermeister lag schwer verletzt auf den Stufen. Mit letzter Kraft presste er die hervorquellenden Gedärme zurück in den aufgeschlitzten Bauch. Diesem Mann konnte nicht mehr geholfen werden, das war den beiden Hütern mit einem Blick klar.
Belothar kniete zu dem Quartiermeister am Boden. »Was ist hier passiert?«
»Männer«, stammelte er schwerfällig. »Rüstungen … Wappen … Hüter!« Sein Körper schüttelte sich wehrend gegen den unvermeidlichen Tod.
»San-Hüter? Unmöglich!« zischte Belothar.
Terzios ließ die Umgebung nicht aus den Augen. Mit stechendem Blick und seinen Hütersinnen forschte er nach den kleinsten Anzeichen von Horsocks, die sich möglicherweise hier aufhielten.
»Vermutlich Morcos Männer!«, bellte er.
Darius schwach bestätigendes Nicken war zu viel für den geschundenen Körper. Einmal noch bäumte er sich auf, dann verließ er mit dem letzten Atemzug diese Welt.
»Ich kann es nicht glauben«, ließ sich Belothar vernehmen. Mit einem letzten Blick auf den Verstorbenen erhob er sich.
»San-Hüter sind verpflichtet, den Menschen zu helfen und bei Not sie zu verteidigen.«
»Wie ich schon erwähnte, gibt es unter ihnen Gruppen, die sich nicht daran halten. Morco und seine Männer gehören zu solch einer. Sie sind durch die Macht des Blutes gelenkt und gehen ihre eigenen Wege. Ihr solltet euch an diesen Gedanken gewöhnen, dass in unserem Orden Zwiespalt herrscht.«
Die Bitterkeit darüber war in Terzios Stimme eindeutig herauszuhören.
Belothar schüttelte heftig sein Haupt. »Es sind meine Brüder! Eure Brüder!«
»Damals in eurem Alter dachte ich ebenso wie ihr jetzt.« Terzios legte sanft seine Hand auf die Schulter des Königs. »Meine Gedanken waren die eurer nicht unähnlich«, fuhr er fort. »Mit der Zeit begriff ich, dass es unter uns Gruppen gab, die andere Ziele in ihrer Aufgabe sahen. Das Blut des Erzgottes, das wir in uns tragen, ist eine Waffe, die sich gegen uns richten kann. Der Kommandant dieser Festung war in seiner Zeit nicht anders. Er unterstützte Adelus in all seinem Tun, auf der Suche die Macht zu erweitern. Einzig die Tyrannei des damaligen Königs ließ ihn seine Soldatenpflicht nicht vergessen, um sich gegen den Herrscher aufzulehnen.«
»Stichwort Adelus!«, knurrte Belothar und stürmte auf den Haupteingang zu. Keuchend kam die kleine Gruppe im Experimentierraum des Magiers an. Kelthran und Thorgrim waren mittlerweile zu den beiden Kriegern gestoßen. Wie erstarrt blieben sie unmittelbar in der Tür stehen.
»Beim Schöpfer!« Belothar strich sich mit der Hand über sein Gesicht entlang. Man konnte meinen, er wischte einen Traum beiseite.
Die Augen aufgerissen, stierten die Vier über sich. Trübes Licht, das durch die Scharten hereinfiel, gaben dem Anblick ein gespenstiges Aussehen. Von dicken Seilen gehalten, hing Adelus mit ausgebreiteten Armen weit oben an der Decke des Turmes. Sein Kopf war auf seine
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